Götterdämmerung” by Richard Wagner libretto (German-English)

Personen

Siegfried - tenor
Brünnhilde - sopran
Waltraute (eine Walküre) - tiefer sopran
Gunther (ein Gibichung) - hoher baß
Gutrune (Gunthers Schwester) - sopran
Alberich - hoher baß
Hagen (Alberichs Sohn, Gunthers Halbbruder) - tiefer baß
Erste Norn - alt
Zweite Norn - tiefer sopran
Dritte Norn - sopran
Woglinde (eine Rheintochter) - sopran
Wellgunde (eine Rheintochter) - tiefer sopran
Flosshilde (eine Rheintochter) - alt



Characters

Siegfried - tenor
Brünnhilde - soprano
Waltraute (a Valkyrie) - mezzo-soprano
Gunther (a Gibichung) - baritone
Gutrune (Gunthers sister) - soprano
Alberich - bass-baritone
Hagen (Alberich's son, Gunther's half-brother) - bass
First Norn - contralto
Second Norn - mezzo-soprano
Third Norn - soprano
Woglinde (a Rhine daughter) - soprano
Wellgunde (a Rhine daughter) - mezzo-soprano
Flosshilde (a Rhine daughter) - contralto

Vorspiel

(Der Vorhang öffnet sich langsam. Die Scene ist
dieselbe wie am Schlusse des zweiten Tages, auf dem
Walkürenfelsen: Nacht. Aus der Tiefe des Hinter-
grundes leuchtet Feuerschein.)

(Die drei Nornen, hohe Frauengestalten in langen
dunklen und schleierartigen Faltengewändern. Die
erste (älteste) lagert im Vordergrunde rechts unter der
breitästigen Tanne; die zweite (jüngere) ist an einer
Steinbank hingestreckt vor dem Felsengemache; die
dritte (jüngste) sitzt in der Mitte des Hintergrundes
auf einem Felssteine des Höhenraumes. Düsteres
Schweigen und Bewegunglosigkeit.)


Erste Norn
Welch' Licht leuchtet dort?

Zweite Norn
Dämmert der Tag schon auf?

Dritte Norn
Loges Heer lodert feurig um den Fels.
Noch ist's Nacht.
Was spinnen und singen wir nicht?

2te Norn
(zu der ersten)
Wollen wir spinnen und singen,
woran spannst du das Seil?
(Die erste Norn ein goldenes Seil von sich löst, und
mit dem einen Ende es an einen Ast der Tanne knüpft.)


Prelude

(The curtain rises slowly. The scene is the same as
at the close of the second day [Die Walküre], on the
Valkyries' rock: Night. Firelight shines up from the
valley at the back.)

(The three Norns, tall women in dark, veil-like
drapery. The first (oldest) lies in the foreground on the
right, under the spreading fir tree; the second
(younger) is stretched on a rock in front of the cave;
the third (youngest) sits in the center at back on a
rock below the peak. Gloomy silence and stillness.)




First Norn
What light shineth there?

Second Norn
Dawneth the day so soon?

Third Norn
Loge's host glows in flame around the fell.
Still 'tis night.
Why spin we and sing we not now?

2nd Norn
(to the first)
While we are spinning and singing,
whereon stretch we the rope?
(The first Norn unwinds a golden rope from herself
and ties one end of it to a branch of the pine tree.)


1ste Norn
So gut und schlimm es geh',
schling' ich das Seil, und singe.
An der Weltesche wob ich einst,
da groß und stark dem Stamm entgrünte
weihlicher Äste Wald.
Im kühlen Schatten rauscht ein Quell:
Weisheit raunend rann sein Gewell;
da sang ich heil'gen Sinn.
Ein kühner Gott trat zum Trunk an den Quell;
seiner Augen Eines zahlt' er als ewigen Zoll.
Von der Weltesche brach da Wotan einen Ast;
eines Speeres Schaft entschnitt der Starke dem Stamm.
In langer Zeiten Lauf
zehrte die Wunde den Wald;
falb fielen die Blätter, dürr darbte der Baum,
traurig versiegte des Quelles Trank:
trüben Sinnes ward mein Gesang.
Doch, web' ich heut' an der Weltesche nicht mehr,
muß mir die Tanne taugen zu fesseln das Seil,
singe, Schwester, dir werf' ich's zu:
weißt du, wie das wird?
(Die zweite Norn windet das zugeworfene Seil um
einen hervorspringenden Felsstein am Eingange des Gemaches.)


2te Norn
Treu berath'ner Verträge Runen
schnitt Wotan in des Speeres Schaft:
den hielt er als Haft der Welt.
Ein kühner Held zerhieb im Kampfe den Speer;
in Trümmer sprang der Verträge heiliger Haft.
Da hieß Wotan Walhalls Helden
der Weltesche welkes Geäst
mit dem Stamm in Stücke zu fällen:
die Esche sank;
ewig versiegte der Quell.
Fess'le ich heut' an den scharfen Fels das Seil,
singe, Schwester; dir werf' ich's zu:
weißt du, wie das wird?

3te Norn
(das Seil auffangend, und dessen Ende
hinter sich werfend)

Es ragt die Burg von Riesen gebaut:
mit der Götter und Helden heiliger Sippe
sitzt dort Wotan im Saal.
Gehau'ner Scheite hohe Schicht
ragt zu Hauf' rings um die Halle:
die Weltesche war diess einst!
1st Norn
Be good or ill the song,
winding the rope thus sing I.
At the world-ash-tree once I wove
when far and wide from the stem outbranched
a wondrous verdant wood.
In its cooling shadow rose a spring:
whisp'ring wisdom rippled its waves;
of holy things I sang.
A dauntless god came to drink at the well;
as eternal tribute paid was the light of an eye.
From the world-ash-tree Wotan's hand a branch did break;
from the bough he shaped the mighty shaft of his spear.
The wound, as time grew old,
wasted the life of the wood;
sere, leafless and stricken, fast faded the tree;
sadly then failed the fountain's flow:
darksome meaning filled all my song.
Today I weave at the world-ash-tree no more,
now must the pine tree serve me to fasten the rope.
Sing, o sister; wind thou the rope:
know' st thou what will hap?
(The second Norn winds the rope thrown to her
around a projecting rack at the entrance of the cave.)


2nd Norn
Runes of treaties deeply pondered
graved Wotan in the shaft of the spear:
he holds it to sway the world.
A hero bold in fight has broken the spear;
in splinters shivered the treaties' hallowed haft.
Then bade Wotan Walhall's heroes
to hew down the world-ash's stem
and the withered boughs to cut in pieces:
the ash tree sank;
spent then for aye was the spring.
Now round the sharp-edged rock I bind the rope.
Sing, o sister; wind the rope:
know'st thou, what will hap?

3rd Norn
(catching the rope and throwing the end
behind her)

The castle stands by giants upraised:
with the gods and the hallowed host of the heroes
sitteth Wotan on high.
The lofty pile of riven boughs
like a wall standeth round Walhall:
the world-ash-tree was this once!
Brennt das Holz heilig brünstig und hell,
sengt die Gluth sehrend den glänzenden Saal:
der ewigen Götter Ende
dämmert ewig da auf.
Wisset ihr noch?
So windet von Neuem das Seil;
von Norden wieder werf ich's dir nach.
(Sie wirft das Seil der zweiten Norn zu. Die zweite
Norn schwingt es der ersten hin, welche das Seil vom
Zweige löst und es an einen anderen Ast wieder anknüpft.)

Spinne, Schwester, und singe!

1ste Norn
(nach hinten blickend)
Dämmert der Tag? Oder leuchtet die Lohe?
Getrübt trügt sich mein Blick;
nicht hell eracht' ich das heilig Alte,
da Loge einst entbrannte in lichter Gluth.
Weißt du, was aus ihm ward?

2te Norn
(das zugeworfene Seil wieder um den Stein
windend)

Durch des Speeres Zauber
zähmte ihn Wotan;
Räthe raunt' er dem Gott.
An des Schaftes Runen, frei sich zu rathen,
nagte zehrend sein Zahn:
da, mit des Speeres zwingender Spitze
bannte ihn Wotan,
Brünnhildes Fels zu umbrennen.
Weißt du, was aus ihm wird?

3te Norn
(das zugeschwungene Seil wieder hinter
sich werfend)

Des zerschlag'nen Speeres stechende Splitter
taucht' einst Wotan dem Brünstigen tief in die
Brust:
zehrender Brand zündet da auf;
den wirft der Gott in der Weltesche
zu Hauf geschichtete Scheite.
(Sie wirft das Seil zurück; die zweite Norn windet es
auf, und wirft es der ersten wieder zu.)


2te Norn
Wollt ihr wissen wie das wird?
Schwinget, Schwestern, das Seil!

1ste Norn
(das Seil von neuem anknüpfend)
When its wood burnetii, glowing and bright,
then shall flames feed on the glittering halls:
the end of all godhood dawneth
then forever and aye.
Know ye yet more?
Then wind ye the rope once again;
from northward now I cast it to thee.
(She throws the rope to the second Norn. The
second Norn throws it to the first, who loosens the
rope from the bough and fastens it on another.)

Spin, o sister, and sing thou!

1st Norn
(looking toward the back)
Dawneth the day? Is it fire that flickers?
My sight sorrow has dimmed;
the holy vision of old time fadeth,
when Loge long since blazed forth in glowing flame.
Know' st thou what happed to him?

2nd Norn
(winding the rope thrown to her again
around the rock)

By the spear's enchantment
Wotan enthralled him;
help he gave to the god.
From his galling fetters freedom to win,
he gnawed the runes of the shaft:
then with the mighty spell of the spear-point
Wotan confined him,
flaming round Brünnhilde's fastness.
Know'st thou what will befall?

3rd Norn
(catching the rope again and throwing it
behind her)

With the shattered spear-shaft's piercing splinters
Wotan woundeth the burning one deep in the
breast:
ravaging flames flare from the wound
and seize the shaft, which the god casts
'mid the heaped up boughs of the ash tree.
(She throws the rope back; the second Norn winds
it up and throws it back again to the first.)


2nd Norn
What befalleth, would ye know?
Wind then, sisters, the rope!

1st Norn
(fastening the rope again)
Die Nacht weicht; nichts mehr gewahr ich:
des Seiles Fäden find ich nicht mehr;
verflochten ist das Geflecht.
Ein wüstes Gesicht wirrt mir wüthend den Sinn:
das Rheingold raubte Alberich einst:
weißt du was aus ihm ward?

The night wanes; dark are my senses:
I feel no more the strands of the rope;
unwound and loose are its threads.
A hideous sight wounds and vexes mine eyes:
the Rhine-gold robbed by Alberich once:
know'st thou what came thereof?

(Die zweite Norn windet mit mühevoller Hast das
Seil um den zackigen Stein des Gemaches.)


2te Norn
Des Steines Schärfe schnitt in das Seil,
nicht fest spannt mehr der Fäden Gespinnst;
verwirrt ist das Geweb':
Aus Noth und Neid
ragt mir des Niblungen Ring:
ein rächender Fluch
nagt meiner Fäden Geflecht.
Weißt du was daraus wird?

3te Norn
(das zugeworfene Seil hastig fassend)
Zu locker das Seil, mir langt es nicht.
Soll ich nach Norden neigen das Ende,
straffer sei es gestreckt!
(Sie zieht gewaltsam das Seil an; dieses reißt.)
Es riß!

2te Norn
Es riß!

1ste Norn
Es riß!
(Sie fassen die Stücken des zerrissenen Seiles und
binden damit ihre Leiber aneinander.)


Die Drei Nornen
Zu End' ewiges Wissen!
Der Welt melden Weise nichts mehr.

3te Norn
Hinab!

2te Norn
Zur Mutter!

1ste Norn
Hinab!
(Sie verschwinden.)
(Tagesgrauen. Wachsende Morgenröthe; immer
schwächeres Leuchten des Feuerscheines aus der Tiefe.)

(Sonnenaufgang.)
(Voller Tag. Siegfried und Brünnhilde treten aus
dem Steingemache auf; er ist in vollen Waffen; sie
führt ihr Roß am Zaume.)


Brünnhilde
Zu neuen Thaten, theurer Helde,
(The second Norn with busy haste winds the rope
around the jagged rock at the cave's mouth.)


2nd Norn
The rope is parting, cut by the crag,
no more fast is its hold on the rock;
it hangs raveled and frayed:
through wrath and wrong
rises the Nibelung's ring:
a curse of revenge
gnaws at the moldering strands.
Know'st thou what comes thereof?

3rd Norn
(hastily catching the rope thrown to her)
Too slack is the rope, it reaches not.
If to the north its end shall be cast,
yet straighter must it be stretched!
(She pulls hard at the rope, which breaks.)
It breaks!

2nd Norn
It breaks!

1st Norn
It breaks!
(They take hold of the pieces of the broken rope
and bind their bodies together with them.)


The Three Norns
No more speaketh our wisdom!
The world now shall hear us no more.

3rd Norn
Descend!

2nd Norn
To Erda!

1st Norn
Descend!
(They vanish.)
(Dawn. The red glow of sunrise grows; the light of
the fire from below gradually fades.)

(Sunrise.)
(Broad daylight. Siegfried and Brünnhilde enter
from the cave; he is fully armed; she leads her horse
by the bridle.)


Brünnhilde
Beloved hero, forth must I send thee,
wie liebt' ich dich, liess' ich dich nicht?
Ein einzig Sorgen läßt mich säumen,
daß dir zu wenig mein Werth gewann.
Was Götter mich wiesen, gab ich dir:
heiliger Runen reichen Hort;
doch meiner Stärke magdlichen Stamm
nahm mir der Held, dem ich nun mich neige.
Des Wissens bar, doch des Wunsches voll:
an Liebe reich, doch ledig der Kraft,
mäg'st du die Arme nicht verachten,
die dir nur gönnen, nicht geben mehr kann.

Siegfried
Mehr gabst du, Wunderfrau,
als ich zu wahren weiß.
Nicht zürne, wenn dein Lehren mich unbelehret
ließ!

love helpeth not holding thee here!
One only doubt yet makes me linger,
that all thy winning hath little worth.
What gold have shewn me gave I thee:
holiest runes in richest hoard;
but all my maidhood's hallowed strength
stole he from me, who is now my hero.
In wisdom weak, but strong in will:
in love so rich, so poor in power,
her scanty worth thou wilt disdain not,
who all has granted and nought more can give.

Siegfried
Wonder of women,
more gav'st thou than I can ward.
O chide not, if thy lessons have left me still
untaught.

Ein Wissen doch wahr' ich wohl:
(feurig) daß mir Brünnhilde lebt;
eine Lehre lernt' ich leicht:
Brünnhildes zu gedenken!

Brünnhilde
Willst du mir Minne schenken,
gedenke deiner nur,
gedenke deiner Thaten:
gedenk' des wilden Feuers,
das furchtlos du durchschrittest,
da den Fels es rings umbrann!

Siegfried
Brünnhilde zu gewinnen!

Brünnhilde
Gedenk' der beschildeten Frau,
die in tiefem Schlaf du fandest,
der den festen Helm du erbrach'st.

Siegfried
Brünnhilde zu erwecken!

Brünnhilde
Gedenk' der Eide,
die uns einen;
gedenk' der Treue, die wir tragen;
gedenk' der Liebe, der wir leben:
Brünnhilde brennt dann ewig heilig
dir in der Brust!
(Sie umarmt Siegfried.)

Siegfried
Lass' ich, Liebste, dich hier
in der Lohe heiliger Hut;
(Er hat den Ring Alberichs von seinem Finger
gezogen und reicht ihn jetzt Brünnhilde dar.)

zum Tausche deiner Runen
reich' ich dir diesen Ring.
Was der Thaten je ich schuf,
dess' Tugend schließt er ein.
Ich erschlug einen wilden Wurm,
der grimmig lang ihn bewacht:
Nun wahre du seine Kraft
als Weihegruß meiner Treu'!

Brünnhilde
(voll Entzücken den Ring sich
ansteckend)

Ihn geiz' ich als einziges Gut!
One rede yet I well have read:
(with fire) that for me Brünnhild' lives;
one lesson well I learned:
Brünnhilde to remember!

Brünnhilde
Wilt thou with love ever bless me;
remember only thyself:
thy dauntless deeds remember:
remember the flaming fire
that fearless thou defiedst,
when around the rock it burned!

Siegfried
Brünnhilde so to win me.

Brünnhilde
Forget not the shield-hidden maid
whom in slumber deep thou foundest,
and whose fastened helm thou didst break.

Siegfried
Brünnhilde to awaken.

Brünnhilde
Those oaths remember
that have bound us;
the troth remember that we plighted;
the love we live for aye remember:
Brünnhilde then will burn forever
deep in thy breast.
(She embraces Siegfried.)

Siegfried
Love, I leave thee alone
in thy fastness guarded by fire;
(He has drawn Alberich's ring from his finger and
now holds it out to Brünnhilde.)

for all thy runes I give thee
now as guerdon this ring.
Of the deeds my hand performed
the virtue there doth lie.
With my sword a dragon I slew,
who long had watched it in hate.
Now guard thou surely the gold
as witness true of my love!

Brünnhilde
(putting on the ring in rapture)
Ne'er shall it be reft from my hand!
For the ring take thou now my horse!
Für den Ring nimm nun auch mein Roß!
Ging sein Lauf mit mir
einst kühn durch die Lüfte,
mit mir verlor es die mächt'ge Art;
über Wolken hin auf blitzenden Wettern
nicht mehr schwingt es sich muthig des Wegs;
doch wohin du ihn führ'st,
sei es durch's Feuer,
grauenlos folgt dir Grane:
denn dir, o Helde, soll er gehorchen!
Du hüt' ihn wohl; er hört dein Wort:
O, bringe Grane oft Brünnhildes Gruß!

Though he once did fly
with me through the heavens,
with me he lost all his magic power;
over clouds afar, mid lightning and thunder,
no more boldly aloft will he fly;
yet where'er thou shalt lead,
e'en through the fire,
fearlessly Grane will follow:
for henceforth, hero, shall he obey thee.
Oh, ward him well; he knows thy voice:
Oh, speak to Grane oft Brünnhilde's name!

Siegfried
Durch deine Tugend allein
soll so ich Thaten noch wirken?
Meine Kämpfe kiesest du,
meine Siege kehren zu dir:
auf deines Rosses Rücken,
in deines Schildes Schirm,
nicht Siegfried acht' ich mich mehr,
ich bin nur Brünnhildes Arm.

Brünnhilde
O wäre Brünnhild' deine Seele!

Siegfried
Durch sie entbrennt mir der Muth.

Brünnhilde
So wärs't du Siegfried und Brünnhild'?

Siegfried
Wo ich bin, bergen sich Beide.

Brünnhilde
(lebhaft)
So verödet mein Felsensaal?

Siegfried
Vereint, faßt er uns zwei!

Brünnhilde
(in großer Ergriffenheit)
O heilige Götter! Hehre Geschlechter!
Weidet eu'r Aug', an dem weihvollen Paar!
Getrennt, wer will es scheiden?
Geschieden, trennt es sich nie!

Siegfried
Heil dir, Brünnhilde, prangender Stern!

Brünnhilde
Heil dir, Siegfried, siegendes Licht!

Siegfried
Heil, strahlende Liebe!
Heil, strahlender Stern!
Heil, Brünnhild'!
Heil! Heil! Heil! Heil!

Brünnhilde
Heil, strahlendes Leben!
Heil, siegendes Licht!
Siegfried
Then through thy virtue alone
will shine my deeds of valor!
All my battles thou wilt choose,
all my triumphs thou wilt achieve!
If with thy shield I ward me,
if on thy steed I fight,
then Siegfried am I no more,
I am but Brünnhilde's arm.

Brünnhilde
O were but Brünnhilde thy spirit!

Siegfried
Through her my valor doth burn.

Brünnhilde
Then thou wert Siegfried and Brünnhild'!

Siegfried
Where I am both are together.

Brünnhilde
(with animation)
Then my rock home deserted lies?

Siegfried
Made one, both there abide!

Brünnhilde
(in highest excitement)
O heavenly rulers! Race of eternals!
Turn now your eyes on this hallowed pair!
Apart, who shall divide us?
Divided, ne'er will we part!

Siegfried
Hail, o Brünnhilde, radiant star!

Brünnhilde
Hail, o Siegfried, conquering light!

Siegfried
Hail, rapture of loving!
Hail, gladdening star!
Hail, Brünnhild'!
Hail! Hail! Hail! Hail!

Brünnhilde
Hail, rapture of living!
Hail, conquering light!
Heil! Heil! Heil! Heil!
(Siegfried geleitet schnell das Roß dem Felsenab-
hangezu, wohin ihm Brünnhilde folgt.)

(Siegfried ist mit dem Rosse hinter dem Felsen vor-
sprunge abwärts verschwunden, so daß der Zu-
schauer ihn nicht mehr sieht; Brünnhilde steht so
plötzlich allein am Abhange, und blickt Siegfried in
die Tiefe nach.)

(Brünnhildes Gebärde zeigt, daß jetzt Siegfried
ihrem Blicke entschwindet. Man hört Siegfrieds Horn
aus der Tiefe. Brünnhilde lauscht.)

(Sie tritt weiter auf den Abhang hinaus. Jetzt
erblickt sie Siegfried nochmals in der Tiefe: sie winkt
ihm mit entzückender Gebärde zu. Aus ihrem freudi-
gen Lächeln deutet sich der Anblick des lustig davon
ziehenden Helden.)

(Hier muss der Vorhang soeben schnell herab-
gelaßen worden sein.)

(Während der letzten vier Takte ist der Vorhang
wieder aufgezogen worden.)




Hail! Hail! Hail! Hail!
(Siegfried leads the horse quickly toward the edge
of the slope; Brünnhilde follows him.)

(Siegfried has disappeared with the horse down
behind the projecting rock so that he is no longer visi-
ble to the audience; Brünnhilde stands thus suddenly
alone at the edge of the slope and follows Siegfried
with her eyes as he descends.)

(Brünnhilde's demeanor shows that Siegfried now
vanishes from her sight. Siegfried's horn is heard from
below. Brünnhilde listens.)

(She steps further out on the slope. Now she again
catches sight of Siegfried in the valley: she greets him
with a gesture of delight. Her joyful smiles seem a
reflection of the gay demeanor of the departing
hero.)

(Here the curtain must be quickly lowered.)
(During the last four bars the curtain is raised
again.)


Erster Aufzug

Erste Scene

(Die Halle der Gibichungen am Rhein. Diese ist
dem Hintergrunde zu ganz offen. Den Hintergrund
selbst nimmt ein freier Uferraum bis zum Flusse hin
ein; felsige Anhöhen umgrenzen das Ufer.)

(Gunther und Gutrune auf dem Hochsitze zur
Seite, vor welchem ein Tisch mit Trinkgeräthe steht;
davor sitzt Hagen.)


Gunther
Nun hör', Hagen; sage mir, Held:
sitz' ich herrlich am Rhein,
Gunther zu Gibichs Ruhm?

Hagen
Dich ächt genannten acht' ich zu neiden;
die beid' uns Brüder gebar,
Frau Grimhild, ließ michs begreifen.

Gunther
Dich neide ich; nicht neide mich du.
Erbt ich Erstlings Art
Weisheit ward dir allein:
Halbbrüder Zwist bezwang sich nie besser.
Deinem Rath nur red' ich Lob,
frag' ich dich nach meinem Ruhm.

Hagen
So schelt ich den Rath,
da schlecht noch dein Ruhm;
denn hohe Güter weiß ich,
die der Gibichung noch nicht gewann.

Gunther
Verschwieg'st du sie, so schelt' auch ich.

Hagen
In sommerlich reifer Stärke seh' ich Gibichs
Stamm,
dich, Gunther, unbeweibt,
dich, Gutrun', ohne Mann.
(Gunther und Gutrune sind in schweigendes
Sinnen verloren.)


Gunther
Wen räthst du nun zu frein,
daß unsrem Ruhm es fromm'?
Act One

Scene One

(The hall of the Gibichungs on the Rhine. This is
quite open at the back. The background itself pre-
sents an open shore as far as the river; rocky heights
enclose the shore.)

(Gunther and Gutrune on a throne on one side,
before which stands a table with drinking vessels on
it; Hagen is seated in front of the table.)


Gunther
Give ear, Hagen; tell me now true:
is my fame on the Rhine
worthy of Gibich's name?

Hagen
Thy glory's luster wakens my envy;
for she who gave us life,
Dame Grimhild, told of thy greatness.

Gunther
I envy thee; then envy not me.
Mine thought he firstborn's right,
wisdom was thine alone.
Half-brothers' strife was ne'er so well ended;
'tis thy wisdom wins my praise
when I ask of my renown.

Hagen
Then blame I my word,
since flawed is thy fame
for treasures rare I wot of
that the Gibichungs not yet have won.

Gunther
If these thou hide, I blame thee too.

Hagen
In ripeness and strength of summer
standeth Gibich's race,
thou, Gunther, yet unwived,
thou, Gutrun', yet unwed.
(Gunther and Gutrune are lost in silent medi-
tation.)


Gunther
Whom wouldst thou I should wed
that we new fame may win?

Hagen
Ein Weib weiß ich, das herrlichste der Welt:
auf Felsen hoch ihr Sitz;
ein Feuer umbrennt ihren Saal:
nur wer durch das Feuer bricht,
darf Brünnhildes Freier sein.

Gunther
Vermag das mein Muth zu bestehn?

Hagen
Einem Stärk'ren noch, ist's nur bestimmt.

Gunther
Wer ist der streitlichste Mann?

Hagen
Siegfried, der Wälsungen Sproß,
der ist der stärkste Held.
Ein Zwillingspaar, von Liebe bezwungen,
Siegmund und Sieglinde zeugten den ächtesten Sohn.


Hagen
A wife waits thee, the noblest in the world:
'mid mountain rocks her home,
a fire surroundeth her hall:
who breaks thro' the flaming fire
may Brünnhilde's wooer be.

Gunther
And serves not my strength for the task?

Hagen
For a stronger one it is decreed.

Gunther
Who is that boldest of men?

Hagen
Siegfried, the Wälsung son,
he is the chosen man.
A twin-born pair, in love's enthrallment,
Siegmund and Sieglind' begat them the hero renowned.

Der im Walde mächtig erwuchs,
den wünsch ich Gutrun' zum Mann.

Gutrune
(schüchtern beginnend)
Welche That schuf er so tapfer,
daß als herrlichster Held er genannt?

Hagen
Vor Neidhöhle den Niblungenhort
bewachte ein riesiger Wurm:
Siegfried schloß ihm den freislichen Schlund,
erschlug ihn mit siegendem Schwert.
Solch' ungeheurer That
enttagte des Helden Ruhm.

Gunther
(in Nachsinnen)
Vom Niblungenhort vernahm ich,
er birgt den neidlichsten Schatz?

Hagen
Wer wohl ihn zu nützen wüßt,
dem neigte sich wahrlich die Welt.

Gunther
Und Siegfried hat ihn erkämpft.

Hagen
Knecht sind die Niblungen ihm.

Gunther
Und Brünnhild' gewänne nur Er?

Hagen
Keinem Andren wiche die Brunst.
(Gunther erhebt sich unwillig vom Sitze.)

Gunther
Was weck'st du Zweifel und Zwist?
Was ich nicht zwingen soll,
darnach zu verlangen mach'st du mir Lust?
(Er schreitet bewegt in der Halle auf und ab.
Hagen, ohne seinen Sitz zu verlassen, hält Gunther,
als dieser wieder in seine Nähe kommt, durch einen
geheimnis vollen Wink fest.)


Hagen
Brächte Siegfried die Braut dir heim,
wär' dann nicht Brünnhilde Dein?
(Gunther wendet sich wieder zweifelnd und unmuthig ab.)
Strong and bold he grew in the woods;
him would I Gutrun' should wed.

Gutrune
(beginning shyly)
What deed brought him such fame
that of heroes the first he is named?

Hagen
At Neidhöhle the Niblung's hoard
long since by a dragon was held:
Siegfried closed his threatening jaws
and slew with conquering sword.
That great and wondrous deed
first won him a hero's fame.

Gunther
(in meditation)
The hoard of the Niblungs holdeth,
men say, a jewel of worth.

Hagen
The man who its might doth know
would bend all the world to his will.

Gunther
And Siegfried won it in fight?

Hagen
Thrall are the Niblungs to him.

Gunther
And Brünnhild' he only can win?

Hagen
To none other waneth the fire.
(Gunther rises angrily from his seat.)

Gunther
Why wak'st thou discord and doubt?
Why stir my heart's desire
by dreams of delights I may not win?
(He walks to and fro in agitation. Hagen, without
leaving his seat, by a gesture full of hidden meaning
holds Gunther fixed as he approaches him.)



Hagen
Yet should Siegfried bring home the bride,
then were not Brünnhilde thine?
(Gunther turns away again in doubt and anger.)
Gunther
Was zwänge den frohen Mann
für mich die Braut zu frein?

Hagen
(wie vorher)
Ihn zwänge bald deine Bitte,
bänd ihn Gutrun' zuvor.

Gutrune
Du Spötter, böser Hagen!
Wie sollt ich Siegfried binden?
Ist er der herrlichste Held der Welt,
der Erde holdeste Frauen
friedeten längst ihn schon.

Hagen
(sehr vertraulich zu Gutrune hinneigend)
Gedenk' des Trankes im Schrein;
(heimlicher)
vertraue mir der ihn gewann:

Gunther
Yet how could I force this man
for me to win the bride?

Hagen
(as before)
Thy prayer alone would force him
were but Gutrun' his wife.

Gutrune
Thou mocker, evil Hagen!
What spell have I to bind him?
If he of heroes be first on earth,
the fairest women in the world
long since would have won his love.

Hagen
(bending confidentially to Gutrune)
Dost mind the drink in the chest;
(more secretly)
put trust in me who brought it home;

Den Helden, dess' du verlang'st,
bindet er liebend an dich.
(Gunther ist wieder an den Tisch getreten und
hört, auf ihn gelehnt, jetzt aufmerksam zu.)

Träte nun Siegfried ein,
genöss er des würzigen Trank's,
daß vor dir ein Weib er ersah',
daß je ein Weib ihm genah't,
vergessen müß't er dess' ganz.
Nun redet: wie dünkt euch Hagens Rath?

Gunther
(lebhaft auffahrend)
Gepriesen sei Grimhild',
die uns den Bruder gab!

Gutrune
Möcht' ich Siegfried je erseh'n!

Gunther
Wie fänden ihn wir auf?
(Ein Horn auf dem Theater, aus dem Hintergrunde
von links her, sehr stark, aber fern. Hagen lauscht. Er
wendet sich zu Gunther.)


Hagen
Jagt er auf Thaten wonnig umher,
zum engen Tann wird ihm die Welt:
wohl stürmt er in rastloser Jagd
auch zu Gibichs Strand an den Rhein.

Gunther
Willkommen hieß' ich ihn gern!
(Horn auf dem Theater, näher, aber immer noch
fern. Gunther und Hagen lauschen.)

Vom Rhein her tönt das Horn.
(Hagen späht den Fluß hinab, und ruft zurück.)

Hagen
In einem Nachen Held und Roß!
Der bläst so munter das Horn!
(Horn auf dem Theater, näher. Gunther bleibt auf
halbem Wege lauschend zurück.)

Ein gemächlicher Schlag,
wie von müßiger Hand,
treibt jach den Kahn wider den Strom;
so rüstiger Kraft in des Ruders Schwung
rühmt sich nur der, der den Wurm erschlug.
Siegfried ist es, sicher kein Andrer!

Gunther
'Twill bind him whom thou dost choose
fast in love's fetters to thee.
(Gunther has again come to the table and,
leaning upon it, listens attentively.)

Let now but Siegfried come
and taste of the magical draught,
that he e'er a woman has seen,
that one anear him e'er came,
then straightway must he forget.
Now answer: how like ye Hagen's rede?

Gunther
(starting up with animation)
All praise be to Grimhild,
that now this brother is ours!

Gutrune
Might but Siegfried hither come!

Gunther
What spell may find him out?
(A horn on the stage, from the background on the
left, very loud but distant. Hagen listens. He turns to
Gunther.)


Hagen
Merrily hunts he, seeking renown,
as through a wood he sweeps the world:
while restless he storms on his way,
to the Gibich's home will he come.

Gunther
Welcome to him would I give.
(Horn on the stage, nearer, but still distant.
Gunther and Hagen listen.)

A horn from the Rhine I hear.
(Hagen looks down the river, and calls toward the back.)

Hagen
On board a vessel man and horse!
He blows so gaily the horn!
(Horn on the stage, nearer. Gunther stops halfway,
listening.)

With an easy stroke,
as from indolent hand,
he drives the boat fast thro' the waves:
so mighty an arm only one can own;
his it must be who the dragon slew.
Siegfried is it, surely none other!

Gunther
Jagt er vorbei?
(Hagen ruft durch die hohlen Hände nach dem
Flusse zu.)


Hagen
Hoiho! Wohin du heitrer Held?

Siegfried
(aus der Ferne)
Zu Gibichs starkem Sohne.

Hagen
Zu seiner Halle entbiet' ich dich.
(Siegfried erscheint im Kahn am Ufer.)
Hieher! Hier lege an!



Come he to us?
(Hagen calls toward the river through his
hollowed hands.)


Hagen
Hoiho! Whom seek'st thou, hero blithe?

Siegfried
(from the distance)
The stalwart son of Gibich.

Hagen
His hall awaits thee with welcome here.
(Siegfried appears at the shore in a boat.)
Hither! Here come to land!



Zweite Scene

(Siegfried legt mit dem Kahne an.)

Hagen
Heil!
(Hagen schließt den Kahn mit der Kette am Ufer
fest. Siegfried springt mit dem Roß auf den Strand.)

Heil! Siegfried, theurer Held!
(Gunther ist zu Hagen an das Ufer getreten.
Gutrune blickt vom Hochsitze aus in staunender
Bewunderung auf Siegfried. Gunther will freund-
lichen Gruß bieten. Alle sind in gegenseitiger stum-
mer Betrachtung gefesselt.)


Siegfried
(auf sein Roß gelehnt bleibt ruhig am
Kahne stehen)

Wer ist Gibichs Sohn?

Gunther
Gunther, ich, den du suchs't.

Siegfried
Dich hört' ich rühmen weit am Rhein:
nun ficht mit mir, oder sei mein Freund!

Gunther
Lass' den Kampf! Sei willkommen!

Siegfried
Wo berg' ich mein Roß?

Hagen
Ich biet' ihm Rast.

Siegfried
(zu Hagen gewendet)
Du rief'st mich Siegfried: sah'st du mich schon?

Hagen
Ich kannte dich nur an deiner Kraft.

Scene Two

(Siegfried brings his boat to the shore.)

Hagen
Hail!
(Hagen makes the boat fast to the shore with the
chain. Siegfried springs on shore with his horse.)

Hail! Siegfried, hero, hail!
(Gunther has come to Hagen on the riverbank.
Gutrune looks from the throne in astonishment at
Sieg fried. Gunther prepares to offer friendly greet ings.
All are fixed in mute contemplation of each other.)



Siegfried
(leaning on his horse, remains standing by
the boat)

Who is Gibich's son?

Gunther
Gunther, I, whom thou seek'st.

Siegfried
Far on the Rhine thy fame hath spread:
now fight with me, or be my friend!

Gunther
Come in peace! Be thou welcome!

Siegfried
Where resteth my horse?

Hagen
Mine be his charge.

Siegfried
(turning to Hagen)
Thou call'st me Siegfried: met we ere now?

Hagen
I knew by thy might who thou must be.

Siegfried
(in dem er an Hagen das Roß übergibt)
Wohl hüte mir Grane:
du hieltest nie von edlerer Zucht
am Zaume ein Roß.
(Hagen führt das Roß. Während Siegfried ihm
gedankenvoll nachblickt, entfernt sich auch Gutrune,
durch einen Wink Hagens bedeutet, von Siegfried
unbemerkt, nach links durch eine Thür in ihr Gemach.
Gunther schreitet mit Siegfried, den er dazu einläd't,
in die Halle vor.)


Gunther
Begrüße froh, o Held,
die Halle meines Vaters;
wohin du schreitest, was du ersieh'st,
das achte nun dein Eigen;
dein ist mein Erbe, Land und Leut',
hilf' mein Leib, meinem Eide!
Mich selbst geb' ich zum Mann.

Siegfried
Nicht Land noch Leute biete ich,
noch Vaters Haus und Hof:
einzig erbt' ich den eignen Leib;
lebend zehr' ich den auf.
Nur ein Schwert hab' ich, selbst geschmiedet:
hilf mein Schwert meinem Eide!
Das biet' ich mit mir zum Bund.

Siegfried
(as he gives the horse to Hagen)
Tend Grane right gently:
of nobler strain thy hand never held
by bridle a steed.
(Hagen leads the horse away. While Siegfried
looks thoughtfully after him, Gutrune, guided by a
gesture of Hagen's which is unseen by Siegfried, goes
out through a door on the left leading to her room.
Gunther comes to the front with Siegfried, whom he
invites to accom pany him.)


Gunther
O hero, gladly greet
the halls where dwelt my fathers.
Where'er thou standest, whate'er thou seest,
my goods I freely grant thee;
thine is my birthright, folk and land:
pledge of troth be my lifeblood!
Henceforth am I thine own.

Siegfried
Nor land nor folk have I to grant
nor father's house and hall:
all my birthright my bod/ s life
living wasteth away.
Yet a sword blade have I forged me:
pledge of troth be my weapon!
That with my life give I thee.

Hagen
(der zurückgekommen ist, und jetzt hinter
Siegfried steht)

Doch des Niblungenhortes
nennt die Märe dich Herrn?

Siegfried
(sich zu Hagen umwendend)
Des Schatzes vergaß ich fast;
so schätz' ich sein müß'ges Gut!
In einer Höhle ließ' ich's liegen,
wo ein Wurm es einst bewacht.

Hagen
Und nichts entnahm'st du ihm?

Siegfried
(auf das stählerne Netzgewirk deutend,
das er im Gürtel hängen hat)

Diess Gewirk, unkund seiner Kraft.

Hagen
Den Tarnhelm kenn' ich,
der Niblungen künstliches Werk:
er taugt, bedeckt er dein Haupt,
dir zu tauschen jede Gestalt;
verlangt dich's an fernsten Ort,
er entführt flugs dich dahin.
Sonst nichts entnahm'st du dem Hort?

Siegfried
Einen Ring.

Hagen
Den hütest du wohl?

Siegfried
(zart) Den hütet ein hehres Weib.

Hagen
(für sich) Brünnhild'!

Gunther
Nicht, Siegfried, sollst du mir tauschen,
Tand gäb' ich für dein Geschmeid,
nähmst all mein Gut du dafür:
ohn' Entgelt dien' ich dir gern.
(Hagen ist zu Gutrunes Thüre gegangen, und
öffnet sie jetzt. Gutrune tritt heraus, sie trägt ein
gefülltes Trinkhorn, und nähert sich damit Siegfried.)


Hagen
(who has returned and now stands behind
Siegfried)

Of the hoard of the Niblungs
rumor nameth thee lord.

Siegfried
(turning around to Hagen)
The treasure had I forgot;
so lightly its wealth I prize!
I in a cavern left it lying,
where a dragon once held watch.

Hagen
And nought didst take therefrom?

Siegfried
(pointing to the piece of steel netting
which hangs from his girdle)

Nought but this, not knowing its use!

Hagen
The Tarnhelm it is,
the Niblung's cunningest work:
it serves, when set on thy head,
to transform thee e'en as thou wilt;
wouldst fain go to far-off lands,
thy desire straight were fulfilled.
Nought else took'st thou from the hoard?

Siegfried
A ring.

Hagen
That holdest thou safe?

Siegfried
(tenderly) 'Tis held by a woman fair.

Hagen
(aside) Brünnhild'!

Gunther
Nought, Siegfried, now shalt thou give me;
dross would pay thee in return,
though all my wealth thou shouldst win:
without guerdon thee will I serve.
(Hagen has gone to Gutrune's door and now
opens it. Gutrune enters and approaches Siegfried,
carrying a filled drinking horn.)


Gutrune
Willkommen, Gast, in Gibichs Haus!
Seine Tochter reicht dir den Trank.
(Siegfried neigt sich ihr freundlich und ergreift das
Horn. Er hält es gedankenvoll vor sich hin.)


Siegfried
Vergäß' ich Alles was du mir gab'st
von einer Lehre lass' ich doch nie;
den ersten Trunk zu treuer Minne,
Brünnhilde, bring ich dir!
(Er setzt das Trinkhorn an, und trinkt in einem
langen Zuge. Er reicht das Trinkhorn an Gutrune
zurück welche verschämt und verwirrt ihre Augen vor
ihm niederschlägt. Siegfried heftet den Blick mit
schnell entbrannter Leidenschaft auf sie.)

Die so mit dem Blitz den Blick du mir seng'st,
was senk'st du dein Auge vor mir?
(Gutrune schlägt erröthend das Auge zu ihm auf.)

Gutrune
Welcome, o guest, to Gibich's house!
From his daughter take thou this drink.
(Siegfried bows friendly to her and takes the horn.
He holds the horn meditatively before him.)


Siegfried
If lost were all thou gavest to me,
one lesson still I ne'er will forget;
this draught, the first my lips have tasted,
Brünnhild', I drink to thee!
(He puts the drink-horn to his lips and drinks a
long draught. He returns the drink-horn to Gutrune
who casts down her eyes before him in shame and
confusion. Siegfried fixes his eyes on her with sudden-
ly inflamed passion.)

O thou who dost blind my sight by thy look,
why sink'st thou before me thine eyes?
(Gutrune, blushing, raises her eyes to his face.)

(heftig) Ha, schönstes Weib! Schließe den Blick;
das Herz in der Brust brennt mir sein Strahl,
zu feurigen Strömen fühl' ich
ihn zehrend zünden mein Blut!
(mit bebender Stimme)
Gunther, wie heißt deine Schwester?

Gunther
Gutrune.

Siegfried
(leise) Sind's gute Runen die ihrem Aug'
ich entrathe?
(Er faßt Gutrune mit feurigem Ungestüm bei der
Hand.)
Deinem Bruder bot ich mich zum Mann:
der Stolze schlug mich aus;
trüg'st du wie er mir Übermuth,
böt' ich mich dir zum Bund!
(Gutrune trifft unwillkürlich auf Hagens Blick. Sie
neigt demüthig das Haupt, und mit einer Gebärde,
als fühle sie sich seiner nicht werth, verläßt sie
wankenden Schrittes die Halle.)

(Siegfried, von Hagen und Gunther aufmerksam
beobachtet, blickt wie festgezaubert Gutrune nach.)

Hast du, Gunther, ein Weib?

Gunther
Nicht freit' ich noch,
und einer Frau soll ich mich schwerlich freu'n:
auf Eine setzt' ich den Sinn,
die kein Rath mir je gewinnt.

Siegfried
(wendet sich lebhaft zu Gunther)
Was wär' dir versagt, steh' ich zu dir?

(vehemently) Ha, fairest maid! Veil thy look;
the heart in my breast burns in its beams,
to fiery scorching streams
I feel it kindle my blood!
(with trembling voice)
Gunther, what name is thy sister's?

Gunther
Gutrune.

Siegfried
(softly) Are good the runes that there in
her eyes I am reading?
(He seizes Gutrune's hand ardently.)
With thy brother service I have sought:
his pride refused my bond;
wilt thou like him deny my prayer,
if for thy grace I crave!
(Gutrune involuntarily meets Hagen's look. She
humbly bows her head and, with a gesture express-
ing her feeling of unworthiness, she leaves the hall
with faltering steps.)

(Siegfried, observantly watched by Hagen and
Gunther, follows Gutrune with his eyes as if
entranced.)

Hast thou, Gunther, a wife?

Gunther
Not wed am I yet,
and for a wife seemeth it vain to seek:
on one my heart have I set,
whom no deed of mine can win.

Siegfried
(turns with animation to Gunther)
What canst thou not win, with me for friend?

Gunther
Auf Felsen hoch ihr Sitz;...

Siegfried
(mit verwunderungsvoller Hast einfallend)
Auf Felsen hoch ihr Sitz?

Gunther
... ein Feuer umbrennt den Saal.

Siegfried
Ein Feuer umbrennt den Saal?

Gunther
Nur wer durch das Feuer bricht,.

Siegfried
(mit der heftigsten Anstrengung, um eine
Erinnerung festzuhalten)

Nur wer durch das Feuer bricht?

Gunther
... darf Brünnhildes Freier sein.
(Siegfried verräth durch eine Gebärde, daß bei
Nennung von Brünnhildes Namen die Erinnerung
ihm vollends gänzlich schwindet.)

Nun darf ich den Fels nicht erklimmen;
das Feuer verglimmt mir nie!
(Siegfried kommt aus einem traumartigen Zu-
stande zu sich, und wendet sich mit übermüthiger
Lustigkeit zu Gunther.)


Gunther
On mountain rocks her home;...

Siegfried
(breaking in hastily in astonishment)
On mountain rocks her home?

Gunther
... a fire surrounds her hall.

Siegfried
A fire surrounds her hall?

Gunther
Who breaks through the flaming fire .

Siegfried
(as if striving with intense effort to
remember something)

Who breaks thro' the flaming fire?

Gunther
... may Brünnhilde's wooer be.
(Siegfried shows by a gesture that at the mention
of Brünnhilde's name his remembrance has quite
faded.)

I may not set foot on the mountain;
the fire wanes not for me!
(Siegfried comes to himself from his dreamy state
and turns to Gunther with excessive gaiety.)


Siegfried
Ich fürchte kein Feuer,
für dich frei' ich die Frau;
denn dein Mann bin ich,
und mein Muth ist dein,
gewinn' ich mir Gutrun' zum Weib.

Gunther
Gutrune gönn' ich dir gerne.

Siegfried
Brünnhilde bring' ich dir.

Gunther
Wie willst du sie täuschen?

Siegfried
Durch des Tarnhelms Trug
tausch' ich mir deine Gestalt.

Gunther
So stelle Eide zum Schwur!

Siegfried
Blutbrüderschaft schwöre ein Eid!
(Hagen füllt ein Trinkhorn mit frischem Wein;
dieses hält er dann Siegfried und Gunther hin, welche
sich mit ihren Schwertern die Arme ritzen, und diese
kurze Zeit über die Öffnung des Trinkhorns halten.
Beide legen zwei ihrer Finger auf das Horn, welches
Hagen fortwährend in ihrer Mitte hält.)

Blühenden Lebens labendes Blut
träufelt' ich in den Trank.

Gunther
Bruderbrünstig muthig gemischt
blüh' im Trank unser Blut!

Siegfried
I fear no fire,
for thee I will win the bride;
for thy man am I,
and my arm is thine,
if Gutrun' thou giv'st me to wife.

Gunther
Gutrune gladly I grant thee.

Siegfried
Brünnhilde then shall be thine.

Gunther
How wilt thou beguile her?

Siegfried
By the Tarnhelm's craft
changed shall my shape be for thine.

Gunther
Then let the oath now be sworn!

Siegfried
Blood-brotherhood bound be by oath!
(Hagen fills a drinking horn with wine; he holds it
out to Siegfried and Gunther, who cut their arms with
their swords and hold them for a few moments over
the top of the horn. Both lay two fingers on the horn,
which Hagen continues to hold between them.)


Blossoming life's renewing blood
into the draught I shed.

Gunther
Boldly mixed in brotherly love
bloom our blood in the draught

Beide
Treue trink' ich dem Freund!
Froh und frei entblühe dem Bund,
Blutbrüderschaft heut!

Gunther
Bricht ein Bruder den Bund:

Siegfried
Trügt den Treuen der Freund,

Beide
Was in Tropfen heut' hold wir tranken,
in Strahlen ström' es dahin,
fromme Sühne dem Freund!
(Gunther trinkt und reicht das Horn Siegfried.)

Gunther
So biet' ich den Bund.

Siegfried
So...
(Er trinkt und hält das geleerte Trinkhorn Hagen hin.)
...trink' ich dir Treu'!
(Hagen zerschlägt mit seinem Schwerte das Horn
in zwei Stücken. Gunther und Siegfried reichen sich die Hände.)

(Siegfried betrachtet Hagen, welcher während des
Schwures hinter ihm gestanden.)

Was nahm'st du am Eide nicht Theil?

Hagen
Mein Blut verdürb' euch den Trank;
nicht fließt mir's ächt und edel wie euch;
störrisch und kalt stockt's in mir,
nicht will's die Wange mir röthen:
drum bleib' ich fern, vom feurigen Bund.

Both
Troth I drink to the friend!
Blithe and free let flow from our bond,
blood-brotherhood aye!

Gunther
Broke if e'er be the bond:...

Siegfried
False if friend be to friend,...

Both
What in drops of love here we have drunken
in streams shall freely flow:
traitor thus shall atone!
(Gunther drinks and gives the horn to Siegfried.)

Gunther
So swear I the oath!

Siegfried
So...
(He drinks and holds the empty drinking horn out to Hagen.)
...plight I my faith.
(Hagen strikes the horn into two pieces with his
sword. Gunther and Siegfried join hands.)

(Siegfried observes Hagen, who has stood behind
him during the oath.)

Thou took'st in our troth-plight no part?

Hagen
My blood were bane to your drink;
not pure and free like yours doth it flow:
stubborn and cold scarce it stirs,
my cheek it never doth redden:
so far I keep from fiery bonds.

Gunther
(zu Siegfried) Lass' den unfrohen Mann!
(Siegfried hängt sich den Schild wieder über.)

Siegfried
Frisch auf die Fahrt!
Dort liegt mein Schiff:
schnell führt es zum Felsen.
(Er tritt näher zu Gunther und bedeutet diesen.)
Eine Nacht am Ufer
harr'st du im Nachen;
die Frau fähr'st du dann heim.
(Er wendet sich zum Fortgehen, und winkt
Gunther ihm zu folgen.)


Gunther
Rastest du nicht zuvor?

Siegfried
Um die Rückkehr ist's mir jach!
(Er geht an das Ufer, um das Schiff los zu binden.)

Gunther
Du Hagen! Bewache die Halle!
(Er folgt Siegfried zum Ufer. Während Siegfried
und Gunther, nachdem sie ihre Waffen darin nieder-
gelegt, im Schiff das Segel aufstecken und Alles zur
Abfahrt bereit machen, nimmt Hagen seinen Speer und Schild.)

(Gutrune erscheint an der Thür ihres Gemachs, als
jetzt soeben Siegfried das Schiff abstößt, welches
sogleich der Mitte des Stromes zutreibt.)


Gutrune
Wohin eilen die Schnellen?

Hagen
(während er sich gemächlich mit Schild und
Speer vor der Halle niedersetzt)

Zu Schiff, Brünnhild' zu frei'n.

Gutrune
Siegfried?

Gunther
(to Siegfried) Give no heed to his spleen!
(Siegfried puts on his shield again.)

Siegfried
Forth let us fare!
There lies my boat:
swiftly sail to the mountain!
(He steps nearer to Gunther and points.)
By the shore but one night
on board shalt thou tarry;
the bride then shall be thine.
(He turns to go, and beckons Gunther to follow
him.)


Gunther
Takest thou first no rest?

Siegfried
Let my labor win my rest.
(He goes to the shore to cast the boat loose.)

Gunther
Thou, Hagen! be guard of the homestead!
(He follows Siegfried to the shore. After Siegfried
and Gunther have laid their arms in the boat, while
they put up the sail and make all ready for departure,
Hagen takes up his spear and shield.)

(Gutrune appears at the door of her apartment
just as Siegfried pushes off the boat, which immedi-
ately floats into the middle of the stream.)


Gutrune
So fast! say, whither fly they?

Hagen
(while he slowly takes his seat in front of the
hall with shield and spear)

They fly Brünnhild' to wed.

Gutrune
Siegfried?

Hagen
Sieh', wie's ihn treibt,
zum Weib dich zu gewinnen!

Gutrune
Siegfried mein!
(Sie geht lebhaft erregt in ihr Gemach zurück.)
(Siegfried hat das Ruder erfaßt, und treibt jetzt mit
dessen Schlägen den Nachen stromabwärts, so daß
dieser bald gänzlich außer Gesicht kommt.)

(Hagen sitzt mit dem Rücken an den Pfosten der
Halle gelehnt, bewegungslos.)


Hagen
Hier sitz' ich zur Wacht, wahre den Hof,
wehre die Halle dem Feind.
Gibichs Sohne wehet der Wind,
auf Werben fährt er dahin.
Ihm führt das Steuer ein starker Held,
Gefahr ihm will er besteh'n:
Die eig'ne Braut ihm bringt er zum Rhein;
mir aber bringt er den Ring!
Ihr freien Söhne, frohe Gesellen,
segelt nur lustig dahin:
dünkt er euch niedrig, ihr dient ihm doch,
des Niblungen Sohn.

(Ein Teppich, welcher dem Vordergrunde zu die
Halle einfaßte, schlägt zusammen und schließt die
Bühne vor dem Zuschauer ab.)




Hagen
See how he hastes!
For wife so would he win thee!

Gutrune
Siegfried mine!
(She returns to her apartment in lively agitation.)
(Siegfried has seized an oar and with its strokes
drives the boat down the stream so that it is quickly
lost to view.)

(Hagen sits motionless, leaning his back against
the post of the hall entrance.)


Hagen
Here sit I on guard, watching the house,
warding the hall from the foe.
Winds are wafting Gibich's son,
afar to his wooing he fares.
His helm is held by a hero bold,
for Gunther peril he braves:
His rightful bride he brings to the Rhine;
with her he brings me the ring!
Ye sons of freedom, blithesome companions
sail ye now merrily on:
base though ye deem him, ye all shall serve
the Nibelung's son.

(A curtain which closes in the hall is drawn and
cuts the stage off from the audience.)




Dritte Scene

(Der Vorhang wird wieder aufgezogen. Die Felsen-
höhle wie im Vorspiel.)

(Brünnhilde sitzt am Eingange des Steingemaches,
in stummen Sinnen Siegfrieds Ring betrachtend. Von
wonnigen Erinnerung ergriffen, bedeckt sie den Ring
mit ihren Küssen.)

(Ferner Donner läßt sich vernehmen, sie blickt auf
und lauscht. Sie wendet sich wieder zu dem Ring.)

(Ein feuriger Blitz. Brünnhilde lauscht von neuem
und späht nach der Ferne, von woher eine finst're
Gewitterwolke dem Felsensaume zuzieht)


Brünnhilde
Altgewohntes Geräusch
raunt meinem Ohr die Ferne.
Ein Luftroß jagt im Laufe daher;
auf der Wolke fährt es wetternd zum Fels.
Wer fand mich Einsame auf?

Waltraute
(aus der Ferne) Brünnhilde!
Schwester! Schläf'st oder wach'st du?

Scene Three

(The curtain is raised again. The rocky height as in
the prelude.)

(Brünnhilde sits at the entrance to the cave in
mute contemplation of Siegfried's ring. Touched by
joyful memories, she covers the ring with kisses.)

(Distant thunder is heard; she looks up and listens.
She turns again to the ring.)

(A flash of lightning. Brünnhilde listens again and
looks into the distance, where a dark thundercloud is
seen approaching.)



Brünnhilde
Sounds familiar of old
send to my ear a greeting.
A steed 'tis, hither winging his flight;
on the cloud it fares in storm to the fell.
Who seeks this lonely one here?

Waltraute
(from the distance) Brünnhilde!
Sister! Wake from thy slumber!

Brünnhilde
(fährt vom Sitze auf)
Waltrautes Ruf, so wonnig mir kund!
(in die Scene rufend) Kommst du Schwester?
Schwing'st dich kühn zu mir her?
(Sie eilt nach dem Felsrande.)
Dort im Tann dir noch vertraut
steige vom Roß,
und stell' den Renner zur Rast!
(Sie stürmt in den Tann, von wo ein starkes Ge-
räusch, gleich einem Gewitterschlage, sich vernehm-
en läßt. Brünnhilde kommt in heftiger Bewegung mit
Waltraute zurück; sie bleibt freudig erregt, ohne
Waltrautes ängstliche Scheu zu beachten.)

Kommst du zu mir?
Bist du so kühn, mag'st ohne Grauen
Brünnhild' bieten den Gruß?

Waltraute
Einzig dir nur galt meine Eil'!

Brünnhilde
So wagtest du, Brünnhild' zu Lieb',
Walvaters Bann zu brechen?
Oder wie? O sag'!
wär' wider mich Wotans Sinn erweicht?
Als dem Gott entgegen Siegmund ich schützte,
fehlend, ich weiß es,
erfüllt', ich doch seinen Wunsch.
Daß sein Zorn sich verzogen, weiß ich auch.
Denn verschloß er mich gleich in Schlaf,
fesselt' er mich auf den Fels,
wies er dem Mann mich zur Magd,

Brünnhilde
(starts from her seat)
Waltraute's call, how joyful the sound!
(calling to the wing) Com'st thou, sister?
Boldly ridest thou to me?
(She hastens to the edge of the rocks.)
There in the wood still dear to thee
light from thy horse,
and leave him there to take rest.
(She runs into the wood, from which a loud sound
like a thunderclap is heard. Brünnhilde comes back,
in violent agitation, with Waltraute; she remains in
joyful excitement, without observing Waltraute's
anxious fear.)

Com'st thou to me?
So bold art thou? Dar'st thou undaunted
bring thy greeting to me?

Waltraute
Thou alone art cause of my haste!

Brünnhilde
So rashly thou, dauntless in love,
Warfather's ban hast broken?
Or perchance! O say!
may I then hope Wotan's thought is changed?
When against the godhead Siegmund I guarded,
failing, I know it,
my deed fulfilled his desire.
That his anger is ended know I too.
For albeit he left me here,
fettered in sleep on the fell,
destined as thrall to the man

der am Weg mich fänd' und erweckt',
meiner bangen Bitte doch gab er Gunst:
mit zehrendem Feuer umgab er den Fels,
dem Zagen zu wehren den Weg.
So zur Seligsten schuf mich die Strafe:
der herrlichste Held gewann mich zum Weib!
In seiner Liebe leucht' und lach' ich heut' auf.
(Sie umarmt Waltraute unter stürmischen Freu-
den bezeigungen, welche diese mit scheuer Ungeduld
abzuwehren sucht.)

Lockte dich, Schwester, mein Loos?
An meiner Wonne willst du dich weiden,
theilen, was mich betraf?

Waltraute
(heftig) Theilen den Taumel,
der dich Thörin erfaßt?
Ein And'res bewog mich in Angst,
zu brechen Wotans Gebot.
(Brünnhilde gewahrt hier erst mit Befremdung die
wildaufgeregte Stimmung Waltrautes.)


Brünnhilde
Angst und Furcht fesseln dich Arme?
So verzieh der Strenge noch nicht?
Du zagst vor des Strafenden Zorn?

Waltraute
(düster) Dürft' ich ihn fürchten,
meiner Angst fänd' ich ein End'!

Brünnhilde
Staunend versteh' ich dich nicht.

who should wake the maid in his path,
to my piteous prayer he granted grace:
with ravening fire he surrounded the fell,
to bar to all cravens the way.
So my blessing was born of my sentence:
the hero most famed hath won me for wife!
Blest by his love, in light and laughter I live.
(She embraces Waltraute with wild signs of joy,
which Waltraute attempts with impatience to
suppress.)

Lured wert thou, sister, by my lot?
Upon my joy wouldst thou also feed thee,
share all that I have won?

Waltraute
(vehemently) Share all the frenzy
that hath maddened thy brain?
In anguish of dread have I come
and broken Wotan's behest.
(Brünnhilde here first observes with surprise the
wildly excited condition of Waltraute.)


Brünnhilde
Pain and fear fetter thy spirit!
Then the god hath pardoned me not?
Thou fearest the punisher's wrath?

Waltraute
(gloomily) If still I feared it,
then at end were all my pain!

Brünnhilde
Wonder bewilders my sense.

Waltraute
Wehre der Wallung,
achtsam höre mich an!
Nach Walhall wieder drängt mich die Angst,
die von Walhall hierher mich trieb.

Brünnhilde
(erschreckt)
Was ist's mit den ewigen Göttern?

Waltraute
Höre mit Sinn, was ich dir sage!
Seit er von dir geschieden,
zur Schlacht nicht mehr schickte uns Wotan:
irr' und rathlos ritten wir ängstlich zu Heer;
Walhalls muthige Helden mied Walvater.
Einsam zu Roß, ohne Ruh' noch Rast,
durch streift' er als Wand'rer die Welt.
Jüngst kehrte er heim;
in der Hand hielt er seines Speeres Splitter,
die hatte ein Held ihm geschlagen.
Mit stummem Wink
Walhalls Edle wies er zum Forst,
die Weltesche zu fällen.
Des Stammes Scheite hieß er sie schichten
zu ragendem Hauf rings um der Seligen Saal.
Der Götter Rath ließ er berufen;
den Hochsitz nahm heilig er ein.

Waltraute
Calm thou thy frenzy,
give good heed to my words!
To Walhall terror drives me again,
that from Walhall drove me to thee.

Brünnhilde
(frightened)
What is't that doth ail the eternals?

Waltraute
Hearken with heed to what I tell thee!
Since from thee Wotan turned him,
to battle no more hath he sent us:
dazed with fear, bewildered we rode to the field;
Walhall's heroes no more may meet Warfather.
Lonely to horse, without pause or rest,
as Wand'rer he swept thro' the world.
Home came he at last;
in his hand holding the spear-shaft's splinters:
a hero had struck it asunder.
With silent sign
Walhall's heroes sent he to hew
the world-ash-tree in pieces.
The sacred stem at his command was riven
and raised in a heap round about the hall of the
blest.
The holy host called he together;
the god on his throne took his place.

Ihm zu Seiten hieß er die bangen sich setzen,
in Ring und Reih' die Hall' erfüllen die Helden.
So sitzt er, sagt kein Wort,
auf hehrem Sitze stumm und ernst;
des Speeres Splitter fest in der Faust;
Holdas Äpfel rührt er nicht an.
Staunen und Bangen binden starr die Götter.
Seine Raben beide, sandt' er auf Reise:
kehrten die einst mit guter Kunde zurück,
dann noch einmal zum letzten Mal!
lächelte ewig der Gott.
Seine Knie umwindend, liegen wir Walküren;
blind bleibt er den flehenden Blicken:
uns alle verzehrt
Zagen und endlose Angst.
An seine Brust preßt' ich mich weinend;
(zögernd) da brach sich sein Blick;
er gedachte, Brünnhilde, dein!
Tief seufzt' er auf, schloß das Auge,
und wie im Traume raunt' er das Wort:
des tiefen Rheines Töchtern
gäbe den Ring sie wieder zurück,
von des Fluches Last
erlös't wär Gott und Welt!
Da sann ich nach: von seiner Seite
durch stumme Reihen stahl ich mich fort;
in heimlicher Hast bestieg ich mein Roß,
und ritt im Sturme zu dir.
Dich, o Schwester, beschwör' ich nun:
was du vermag'st, vollend es dein Muth;
ende der Ewigen Qual!
(Sie hat sich vor Brünnhilde niedergeworfen.)

In dismay and fear at his word they assembled;
around him ranged, the hall was filled by his heroes.
So sits he, speaks no word,
on high enthroned grave and mute;
the shattered spear-shaft fast in his grasp;
Holda's apples tastes he no more.
Awestruck and shrinking sit the gods in silence.
Forth on quest from Walhall sent he his ravens;
if with good tidings back the messengers come,
then forever shall smiles of joy
gladden the face of the god.
Round his knees entwining cower we Valkyires;
nought recks he nor knows of our anguish:
we all are consumed
by terror and ne'er-ending fear.
Upon his breast weeping I pressed me;
(hesitating) then soft grew his look;
he remembered, Brünnhilde, thee!
He closed his eyes, deeply sighing,
and as in slumber spoke he the words:
if e'er the river maidens
win from her hand again the ring,
from the curse's load
released were god and world!
Then I took thought: and from his presence
through ranks all silent stealing away,
with secret haste I mounted my horse,
and rode in tumult to thee.
Now, o sister, to thee I pray:
what thou canst do, that dare to fulfill;
end all the grief of the gods!
(She has thrown herself down before Brünnhilde.)

Brünnhilde
(ruhig)
Welch' banger Träume Mären meldest du Traurige mir!
Der Götter heiligem Himmelsnebel
bin ich Thörin enttaucht;
nicht fass' ich, was ich erfahre.
Wirr und wüst' scheint mir dein Sinn:
in deinem Aug' so übermüde,
glänzt flackernde Gluth.
Mit blasser Wange, du bleiche Schwester,
was willst du Wilde von mir?

Waltraute
(heftig) An deiner Hand, der Ring,
er ist's; hör' meinen Rath:
für Wotan wirf ihn von dir!

Brünnhilde
Den Ring? von mir?

Waltraute
Den Rheintöchtern gieb ihn zurück!

Brünnhilde
(quietly)
What tales of evil fancies tellest thou, sad one, to me?
The cloudy heaven of gods on high
have I, poor fool, now escaped;
I grasp not what thou dost tell me.
Dark and wild seemeth thy speech:
and in thine eyes, so overweary,
gleams wavering fire.
With cheeks so pallid, thou white-faced sister,
what wouldst thou, wild one, from me?

Waltraute
(vehemently) Upon thy hand, the ring,
'tis that: hear but my rede:
for Wotan cast it from thee!

Brünnhilde
The ring? from me?

Waltraute
To the Rhine daughters give it again!

Brünnhilde
Den Rheintöchtern ... ich ...
den Ring? Siegfrieds Liebespfand?
Bist du von Sinnen?

Waltraute
Hör' mich! hör' meine Angst!
Der Welt Unheil haftet sicher an ihm.
Wirf ihn von dir, fort in die Welle,
Walhalls Elend zu enden,
den verfluchten wirf in die Fluth!

Brünnhilde
Ha! Weißt du, was er mir ist?
Wie kannst du's fassen, fühlose Maid!
Mehr als Walhalls Wonne,
mehr als der Ewigen Ruhm ist mir der Ring:
ein Blick auf sein helles Gold,
ein Blitz aus dem hehren Glanz
gilt mir werth er als aller Götter ewig währendes Glück.
Denn selig aus ihm leuchtet mir Siegfrieds Liebe,
Siegfrieds Liebe!
O ließ' sich die Wonne dir sagen!
Sie wahrt mir den Reif.
Geh' hin zu der Götter heiligem Rath!
Von meinem Ringe raune ihnen zu:
(etwas gedehnt) die Liebe ließe ich nie,
mir nähmen nie sie die Liebe,
stürzt' auch in Trümmern
Walhalls strahlende Pracht!

Brünnhilde
The Rhine daughters ... I ...
the ring? Siegfried's love pledge?
Lost are thy senses?

Waltraute
Hear me, hear my despair!
The world's ill-fate surely hangeth thereon.
Cast it from thee, away in the waters;
so shalt thou end Walhall's anguish:
the accurst thing fling in the flood!

Brünnhilde
Ha! know'st thou what 'tis to me?
How canst thou grasp it, loveless maid!
More than Walhall's rapture,
more than the fame of gods is this my ring:
one glance at its lustrous gold,
one flash of its holy fire
more is to me e'en than all the heaven's ayeenduring delight.
For blissfuly there shineth the love of Siegfried.
Love of Siegfried!
O might but its rapture be told thee!
that lives in the ring.
Go hence to the holy council of gods!
And of my ring tell o'er to them my words:
(rather more slowly) from love I never will turn,
of love they never shall rob me,
though into ruins
Walhall's splendor should fall!

Waltraute
Diess deine Treue? So in Trauer
entlässest du lieblos die Schwester?

Brünnhilde
Schwinge dich fort, fliege zu Roß!
Den Reif entführst du mir nicht!

Waltraute
Wehe! Wehe!
Weh' dir, Schwester!
Walhalls Göttern Weh'!
(Sie stürzt fort. Bald erhebt sich unter Sturm eine
Gewitterwolke aus dem Tann.)


Brünnhilde
(während sie der davonziehenden, hell
erleuchteten Gewitterwolke, die sich bald
gänzlich in der Ferne verliert, nachblickt)

Blitzend Gewölk,
vom Wind getragen, stürme dahin:
zu mir nie steure mehr her!
(Es ist Abend geworden. Aus der Tiefe leuchtet der
Feuerschein allmählich heller auf. Brünnhilde blickt
ruhig in die Landschaft hinaus.)

Abendlich Dämmern deckt den Himmel;
heller leuchtet die hütende Lohe herauf.
(Der Feuerschein nähert sich aus der Tiefe. Immer
glühendere Flammenzungen lecken über den Felsen-
saum auf.)


Waltraute
This is thy truth then? So thou leavest
unloved in her sorrow thy sister?

Brünnhilde
Swiftly to horse! speed thee away!
The ring thou winn'st not from me!

Waltraute
Woe's me! Woe's me!
Woe to thee, sister!
Woe to Walhall's gods!
(She rushes away. A storm cloud soon rises from
the wood with thunder.)


Brünnhilde
(as she looks after the brightly illumined
thundercloud, which is soon quite lost in the
distance)

Borne on the wind
yon flashing storm cloud flyeth afar:
to me ne'ermore may it come!
(Evening has fallen. From below, the light of the
fire shines gradually brighter. Brünnhilde looks quiet-
ly out on the landscape.)

Twilight of evening hides the heaven;
brightly flameth the rampart of fire round the fell.
(The firelight approaches from below. Tongues of
flame, growing continually brighter, shoot up over
the rocky wall.)


Was leckt so wüthend
die lodernde Welle zum Wall?
Zur Felsenspitze wälzt sich der feurige Schwall.
(Sie fährt entzückt auf.)
Siegfried! Siegfried zurück?
Seinen Ruf sendet er her!
Auf! Auf! Ihm entgegen!
In meines Gottes Arm!
(Sie eilt in höchstem Entzücken dem Felsrande zu.
Feuerflammen schlagen herauf: aus ihnen springt
Siegfried auf einen hochragenden Felsstein empor,
worauf die Flammen sogleich wieder zurückweichen
und abermals nur aus der Tiefe heraufleuchten.)

(Siegfried auf dem Haupte den Tarnhelm, der ihm
bis zur Hälfte das Gesicht verdeckt und nur die Augen
freiläßt, erscheint in Gunthers Gestalt. Brünnhilde
weicht voll Entsetzen zurück, flieht bis in den Vorder-
grund und heftet von da aus, in sprachlosem
Erstaunen, ihren Blick auf Siegfried.)


Brünnhilde
Verrath! Wer drang zu mir?
(Siegfried, im Hintergrunde auf dem Steine ver-
weilend, betrachtet Brünnhilde, regungslos auf sei-
nen Schild gelehnt.)


Siegfried
(mit verstellter, rauherer, Stimme)
Brünnhild'! Ein Freier kam,
den dein Feuer nicht geschreckt.
Dich werb' ich nun zum Weib:
du folge willig mir!

Brünnhilde
(heftig zitternd)
Wer ist der Mann, der das vermochte,
was dem Stärksten nur bestimmt?

Why leap so wildly
the blazing billows on high?
The mountaintop is girt by the fiery sea.
(She starts up in delight.)
Siegfried! Siegfried returned!
'Tis his call sounds in mine ears!
Up! Up! now to meet him!
clasped in the arm of my god!
(She hastens to the rocky parapet in the highest
delight. Flames shoot: from them springs Siegfried
forward on to a high rock: the flames immediately
draw back and shed their light only from below.)

(Siegfried, with the Tarnhem on his head, which
hides the upper half of his face, leaving only his eyes
free, appears in Gunther's form. Brünnhilde shrinks
back in terror, flies to the foreground, and from there
fixes here eyes in speechless astonishment on
Siegfried.)



Brünnhilde
Betrayed! Who cometh here?
(Siegfried, remaining on the stone at back and
leaning upon his shield, motionless, observes Brünn-
hilde.)


Siegfried
(with a feigned, rougher, voice)
Brünnhild'! A wooer comes,
whom thy fire doth not fright.
Thee seek I now for wife:
wilt freely follow me?

Brünnhilde
(trembling violently)
Who is the man who tempts undaunted
what the boldest only dares?

Siegfried
(unverändert wie zuvor)
Ein Helde der dich zähmt,
bezwingt Gewalt dich nur.

Brünnhilde
Ein Unhold
schwang sich auf jenen Stein!
Ein Aar kam geflogen, mich zu zerfleischen!
Wer bist du, Schrecklicher?
Stammst du von Menschen?
Komm'st du von Hellas nächtlichem Heer?

Siegfried
(wie zuvor, mit etwas bebender Stimme
beginnend, alsbald aber wieder sicherer
fortfahrend)

Ein Gibichung bin ich,
und Gunther heißt der Held,
dem, Frau, du folgen sollst.

Brünnhilde
(in Verzweiflung ausbrechend)
Wotan! Ergrimmter grausamer Gott!
Weh'! Nun erseh' ich der Strafe Sinn!
zu Hohn und Jammer jag'st du mich hin!
(Siegfried springt vom Steine herab und tritt näher heran.)

Siegfried
(as before)
A hero who shall tame thee
if force alone may serve.

Brünnhilde
A monster
standeth on yonder stone!
To rend me in pieces cometh an eagle!
Who art thou, awful one?
Art thou a mortal?
Com'st thou from Hella's darksome host?

Siegfried
(as before, beginning with a slightly
trembling voice, but presently continuing with
more certainty)

A Gibichung am I,
and Gunther is his name
whom thou shalt follow now.

Brünnhilde
(breaking out in despair)
Wotan! Thou ruthless, merciless god!
Woe! Now my sentence shines clear to me!
to shame and sorrow giv'st thou me o'er!
(Siegfried springs down from the stone and comes nearer.)

Siegfried
Die Nacht bricht an: in diesem Gemach
mußt du dich mir vermählen!

Brünnhilde
(indem sie den Finger, an welchem sie
Siegfrieds Ring trägt, drohend ausstreckt)

Bleib' fern! Fürchte dies Zeichen!
Zur Schande zwingst du mich nicht,
so lang' der Ring mich beschützt.

Siegfried
Mannesrecht gebe er Gunther:
durch den Ring sei ihm vermählt!

Brünnhilde
Zurück, du Räuber! Frevelnder Dieb!
Erfreche dich nicht mir zu nah'n!
Stärker als Stahl macht mich der Ring:
nie raub'st du ihn mir!

Siegfried
Von dir ihn zu lösen
lehrst du mich nun!
(Er dringt auf sie ein. Sie ringen mit einander.
Brünnhilde windet sich los, flieht und wendet sich
um, wie zur Wehr. Siegfried greift sie von Neuem an.
Sie flieht; er erreicht sie. Beide ringen heftig mit
einander. Er faßt sie bei der Hand und entzieht ihrem
Finger den Ring. Sie schreit heftig auf.)


Siegfried
The night draws on: within thy cave
must thou to me be wedded!

Brünnhilde
(stretching out threateningly the finger
on which she carries Siegfried's ring)

Go back! Fear thou this token!
Thou shalt not force me to shame
so long as this ring is my guard.

Siegfried
Husband's right so shall be Gunther's:
let the ring make thee his wife!

Brünnhilde
Go back, thou robber! foolhardy thief!
defy not the might of my hand!
Stronger than steel makes me the ring:
ne'er shall it be thine!

Siegfried
From thee now to take it
teach me thy words!
(He presses toward her. They wrestle together.
Brünnhilde wrenches herself free, flies, and turns
around as if to defend herself. Siegfried seizes her
again. She flees; he reaches her. Both wrestle violently
together. He seizes her by the hand and draws the
ring from her finger. Brünnhilde shrieks violently.)


(Als sie wie gebrochen in seinen Armen
niedersinkt, streift ihr Blick bewußtlos die Augen
Siegfrieds. Er läßt die Machtlose auf die Steinbank vor
dem Felsen gemache niedergleiten.)

Jetzt bist du mein.
Brünnhilde, Gunthers Braut,
gönne mir nun dein Gemach!
(Brünnhilde starrt ohnmächtig vor sich hin.)

Brünnhilde
(matt)
Was könntest du wehren, elendes Weib!
(Siegfried treibt sie mit einer gebietenden Gebärde
an. Zitternd und wankenden Schrittes geht sie in das
Gemach.)

(Siegfried zieht das Schwert.)

Siegfried
(mit seiner natürlichen Stimme)
Nun, Nothung, zeuge du,
daß ich in Züchten warb.
Die Treue wahrend dem Bruder,
trenne mich von seiner Braut!
(Er folgt Brünnhilde nach.)
(Der Vorhang fällt.)




(As she sinks down into his arms, as if broken, her
unconscious look meets Siegfried's eyes. He lets her
fainting body slide down onto the stone bench at the
entrance to the cave.)

Now art thou mine.
Brünnhilde, Gunther's bride,
shew me the way to thy cave!
(Brünnhilde stares fainting before her.)

Brünnhilde
(exhausted)
How now canst thou help thee, ill-fated wife?
(Siegfried drives her on with a gesture of com-
mand. Trembling and with wavering steps she goes
into the cave.)

(Siegfried draws his sword.)

Siegfried
(in his natural voice)
Now, Nothung, witness thou
that I in bonds have wooed.
Keep thou my troth to my brother,
let thy blade safeguard his bride!
(He follows Brünnhilde.)
(The curtain falls.)




Zweiter Aufzug

Vorspiel und erste Scene

(Der Vorhang geht auf.)
(Uferraum vor der Halle der Gibichungen: rechts
der offene Eingang zur Halle; links das Rheinufer: von
diesem aus erhebt sich eine durch verschiedene
Bergpfade gespaltene, felsige Anhöhe, quer über die
Bühne, nach rechts dem Hintergrunde zu aufstei-
gend. Dort sieht man einen der Fricka errichteten
Weihstein, welchem, höher hinauf, ein größerer für
Wotan, sowie seitwärts ein gleicher für Donner
geweihter, entspricht.)

(Es ist Nacht. Hagen, den Speer im Arme, den
Schild zur Seite, sitzt schlafend an einen Pfosten der
Halle gelehnt.)

(Hier tritt der Mond plötzlich hervor und wirft ein
grelles Licht auf Hagen und seine nächste Um-
gebung; man gewahrt Alberich vor Hagen kauernd,
die Arme auf dessen Knie gelehnt.)


Act Two

Prelude and Scene One

(The curtain rises.)
(An open space on the shore in front of the Gibich-
ungs' hall: on the right the open entrance to the hall;
on the left the bank of the Rhine, from which,
slanting across the stage to the back, rises a rocky
height cut by several mountain paths. There Fricka's
altar stone is visible: higher up is a larger one for
Wotan, and on the side is another for Donner.)

(It is night. Hagen, with his arm around his spear
and his shield by his side, sits asleep, leaning against
one of the wooden pillars of the hall.)

(Here the moon suddenly shines out and throws a
vivid light on Hagen and the objects immediately sur-
rounding him; Alberich is seen crouching before him,
leaning his arms on Hagen's knees.)


Alberich
(leise) Schläfst du, Hagen, mein Sohn?
Du schläfst und hörst mich nicht,
den Ruh' und Schlaf verrieth?

Hagen
(leise, ohne sich zu rühren, so daß er
immerfort zu schlafen scheint, obwohl er die
Augen offen hat)

Ich höre dich, schlimmer Albe:
was hast du meinem Schlaf zu sagen?

Alberich
Gemahnt sei der Macht, der du gebietest,
bist du so muthig, wie die Mutter dich mir gebar!

Hagen
(immer wie zuvor)
Gab mir die Mutter Muth,
nicht mag ich ihr doch danken,
daß deiner List sie erlag:
frühalt, fahl und bleich, hass' ich die Frohen,
freue mich nie!

Alberich
(wie zuvor)
Hagen, mein Sohn! Hasse die Frohen!
Mich Lustfreien, Leidbelasteten, liebst du so wie
du sollst.
Bist du kräftig, kühn und klug,
die wir bekämpfen mit nächtigem Krieg,
schon gibt ihnen Noth unser Neid.
Der einst den Ring mir entriß,
Wotan, der wüthende Räuber,
vom eig'nen Geschlechte ward er geschlagen:
an den Wälsung verlor er Macht und Gewalt;
mit der Götter ganzer Sippe
in Angst ersieht er sein Ende.
Nicht ihn fürcht' ich mehr:
fallen muß er mit Allen!
Schläfst du, Hagen, mein Sohn?
(Hagen bleibt unverändert wie zuvor.)

Alberich
(softly) Sleep'st thou, Hagen, my son?
Thou sleep'st and hear'st me not,
whom rest and sleep betrayed?

Hagen
(softly, without moving, so that he appears to
sleep on, although his eyes are open)

Thy voice I hear, evil Niblung:
what hast thou now to tell my slumber?

Alberich
Forget not the might that thou possessest
if thou art valiant as they mother bore thee to me!

Hagen
(still as before)
Though might through her was mine,
no debt of thanks I owe her,
that prey she fell to thy craft:
old in youth, weak and wan, hating the happy,
ne'er am I glad!

Alberich
(as before)
Hagen, my son! Hate thou the happy!
This joyless and sorrow-laden one lov'st thou so
as thou shouldst.
Be thou crafty, strong and bold!
Those whom with weapons of darkness we fight,
e'en now are dismayed by our hate.
And he who ravished my ring,
Wotan, the ravenous robber,
by one of his heroes himself was vanquished:
through the Wälsung he lost dominion and
might;
with his clan of gods and heroes
in dread he waiteth his downfall.
I fear him no more:
sink will they all and perish!
Sleep'st thou, Hagen, my son?
(Hagen remains motionless as before.)

Hagen
Der Ewigen Macht,
Wer erbte sie?

Alberich
Ich und du! Wir erben die Welt,
trüg ich mich nicht in deiner Treu',
theil'st du meinen Gram und Grimm.
Wotans Speer zerspellte der Wälsung,
der Fafner, den Wurm, im Kampfe gefällt,
und kindisch den Reif sich errang;
jede Gewalt hat er gewonnen:
Walhall und Nibelheim
(immer heimlich) neigen sich ihm.
An dem furchtlosen Helden
erlahmt selbst mein Fluch;
denn nicht kennt er des Ringes Werth,
zu nichts nützt er die neidlichste Macht.
Lachend in liebender Brunst
brennt er lebend dahin.
Ihn zu verderben, taugt uns nun einzig!
Schläfst du, Hagen, mein Sohn?

Hagen
(wie zuvor)
Zu seinem Verderben dient er mir schon.

Hagen
The might of the gods,
who then shall win?

Alberich
I and thou! The world will be ours,
for in thy truth my faith is firm;
thou sharest my wrath and hate.
Wotan's spear was shattered by Siegfried,
and Fafner in fight before him hath fall'n
and left him as booty the ring;
power and might wieldeth the Wälsung:
Walhall and Nibelheim
(still mysteriously) bow before him.
On the boldest of heroes
in vain lies my curse;
for to him hath the ring no worth,
he knows nought of its wonderful might.
Laughing in ardor of love
burns his life aye away.
'Tis his undoing only can help us!
Sleep'st thou, Hagen, my son?

Hagen
(as before)
To work his undoing me doth he serve.

Alberich
Den gold'nen Ring,
den Reif gilt's zu erringen!
Ein weises Weib lebt dem Wälsung zu Lieb':
rieth es ihm je, des Rheines Töchtern,
die in Wassers Tiefen einst mich bethört,
zurück zu geben den Ring, verloren
ging mir das Gold,
keine List erlangte es je.
Drum ohne Zögern ziel auf den Reif!
Dich Zaglosen zeugt ich mir ja,
daß wider Helden hart du mir hieltest.
Zwar stark nicht genug,
den Wurm zu besteh'n,
was allein dem Wälsung bestimmt,
zu zähem Haß' doch erzog ich Hagen,
der soll mich nun rächen, den Ring gewinnen,
dem Wälsung und Wotan zum Hohn!
Schwörst du mir's, Hagen, mein Sohn?
(Von hier an bedeckt ein immer finsterer wer-
dender Schatten wieder Alberich. Zugleich beginnt
das erste Tagesgrauen.)


Hagen
(immer wie zuvor)
Den Ring soll ich haben; harre in Ruh'!

Alberich
Schwörst du mir's, Hagen, mein Held?

Hagen
Mir selbst schwör' ich's; schweige die Sorge!
(Wie mit dem Folgenden Alberichs Gestalt immer
mehr dem Blicke entschwindet, wird auch seine
Stimme immer unvernehmbarer.)


Alberich
Sei treu, Hagen, mein Sohn!
Trauter Helde! Sei treu! Sei treu! Treu!
(Alberich ist gänzlich verschwunden. Hagen der
unverändert in seiner Stellung verblieben, blickt reg-
ungslos und starren Auges nach dem Rheine hin, auf
welchem sich die Morgendämmerung ausbreitet.)




Alberich
The golden ring
must thou rob from the Wälsung!
A woman wise holdeth him in her love:
if by her rede to the Rhine's fair daughters,
who in wat'ry deeps my wisdom bewitched,
his hand should give back the ring, forever
lost were the gold,
and no wiles could win it again.
Then without stint strive thou for the ring!
I fostered thee fearless for this,
that against heroes safe thou shouldst hold me.
Though weak is my strength
to fight with the foe,
who as prey to Siegfried was doomed,
yet deadly hatred I bred in Hagen;
'tis his to avenge me, the ring to win me,
in Wälsung's and Wotan's despite!
Swear to me, Hagen, my son!
(From this point a gradually darkening shadow
again covers Alberich. At the same time morning
twilight begins.)


Hagen
(still as before)
The ring will I gain me; rest thou in peace!

Alberich
Swear to me, Hagen, my son!

Hagen
To myself swear I; trust thou and fear not!
(As, during the following bars, Alberich's form
gradually disappears, his voice becomes more and
more inaudible.)


Alberich
Be true, Hagen, my son!
Trusty hero! Be true! Be true! True!
(Alberich has quite disappeared. Hagen, who has
remained in the same position, looks, with fixed eyes
and without moving, toward the Rhine, over which
the light of dawn spreads itself.)




Zweite Scene

(Von hieran färbt sich der Rhein von immer stärker
vom erglühenden Morgenroth.)

(Hagen macht eine zuckende Bewegung.)
(Siegfried tritt plötzlich, dicht am Ufer, hinter
einem Busche hervor.)


Siegfried
Hoiho, Hagen!
Müder Mann! Sieh'st du mich kommen?
(Siegfried ist in seiner eig'nen Gestalt; nur den
Tarnhelm hat er noch auf dem Haupte: diesen zieht
er jetzt ab, und hängt ihn, während er hervor-
schreitet, in den Gürtel.)


Hagen
(gemächlich sich erhebend)
Hei! Siegfried! Geschwinder Helde!
Wo brausest du her?

Siegfried
Vom Brünnhildenstein!
Dort sog ich den Athem ein
mit dem ich dich rief:
so schnell war meine Fahrt.
Langsamer folgt mir ein Paar,
zu Schiff gelangt das her!

Scene Two

(From this point the Rhine becomes more and
more deeply colored by the glowing red of dawn.)

(Hagen makes a convulsive movement.)
(Siegfried comes suddenly from behind a bush
close to the shore.)


Siegfried
Hoiho, Hagen!
Weary man! Wake thou and greet me!
(Siegfried appears in his own shape, but has the
Tarnhelm on his head; he now takes this off and
hangs it on his girdle as he comes forward.)



Hagen
(rising leisurely)
Hei! Siegfried! Thou speedy hero!
Whence stormest thou now?

Siegfried
From Brünnhilde's rock!
'Twas there that the breath was drawn
that called thee but now,
so fast hither I flew.
Toiling more slowly a pair
by boat behind me to come!

Hagen
So zwang'st du Brünnhild'?

Siegfried
Wacht Gutrune?

Hagen
(in die Halle rufend) Hoiho! Gutrune!
Komm' heraus! Siegfried ist da:
was säum'st du drin?

Siegfried
(sich zur Halle wendend)
Euch beiden meld' ich, wie ich Brünnhild' band.
(Gutrune tritt ihm aus der Halle entgegen.)
Heiß' mich willkommen, Gibichskind!
Ein guter Bote bin ich Dir.

Gutrune
Freia grüße dich
zu aller Frauen Ehre!

Siegfried
Frei und hold sei nun mir Frohem!
zum Weib gewann ich dich heut!

Gutrune
So folgt Brünnhild' meinem Bruder?

Siegfried
Leicht ward die Frau ihm gefreit.

Gutrune
Sengte das Feuer ihn nicht?

Siegfried
Ihn hätt' es auch nicht versehrt;
doch ich durchschritt es für ihn,
da dich ich wollt' erwerben.

Hagen
Then won is Brünnhild'?

Siegfried
Wakes Gutrune?

Hagen
(calling toward the hall) Hoiho! Gutrune!
Hither come! Siegfried is here:
why linger'st thou?

Siegfried
(turning to the hall)
Ye both shall hear the tale of Brünnhild's fate.
(Gutrune comes from the hall to meet him.)
Now give me welcome, Gibich maid!
for tidings good to thee I bear.

Gutrune
Freia greeteth thee
in name of woman's honor!

Siegfried
Freely grant thou grace to thy wooer!
for wife I have won thee today.

Gutrune
Then comes Brünnhild' with my brother?

Siegfried
Light was his wooing, I ween.

Gutrune
Came he unharmed through the fire?

Siegfried
Safe in its blaze had he been,
had I not dared it for him,
for so I sought to win thee.

Gutrune
Doch dich hat es verschont?

Siegfried
Mich freute die schwebende Brunst.

Gutrune
Hielt Brünnhild' dich für Gunther?

Siegfried
Ihm glich ich auf ein Haar:
der Tarnhelm wirkte das,
wie Hagen tüchtig es wies.

Hagen
Dir gab ich guten Rath.

Gutrune
So zwang'st du das kühne Weib?

Siegfried
Sie wich Gunthers Kraft.

Gutrune
Und vermählte sie sich dir?

Siegfried
Ihrem Mann
gehorchte Brünnhild'
eine volle bräutliche Nacht.

Gutrune
Als ihr Mann doch galtest du?

Siegfried
Bei Gutrune weilte Siegfried.

Gutrune
Doch zur Seite war ihm Brünnhild'?

Gutrune
But thee hath it not harmed?

Siegfried
I laughed in the tumult of flames.

Gutrune
Held Brünnhild' thee for Gunther?

Siegfried
Like were we to a hair:
the Tarnhelm served me well,
as Hagen truly foretold.

Hagen
I gave thee goodly redes.

Gutrune
Thy force tamed the valiant maid?

Siegfried
She felt Gunther's force.

Gutrune
And she gave herself to thee?

Siegfried
Through the night
the dauntless Brünnhild'
to her rightful husband belonged.

Gutrune
But the right in sooth was thine!

Siegfried
With Gutrune sojourned Siegfried.

Gutrune
But yet Brünnhild' lay beside him?

Siegfried
Zwischen Ost und West
(auf sein Schwert deutend) der Nord:
so nah' war Brünnhild' ihm fern.

Gutrune
Wie empfing Gunther sie nun von dir?

Siegfried
Durch des Feuers verlöschende Lohe,
im Frühnebel vom Felsen folgte sie mir zu Thal;
dem Strande nah', flugs die Stelle tauschte
Gunther mit mir:
durch des Geschmeides Tugend wünscht' ich
mich schnell hierher.
Ein starker Wind nun treibt die Trauten den
Rhein herauf:
D'rum rüstet jetzt den Empfang.

Gutrune
Siegfried! Mächtig'ster Mann!
Wie faßt mich Furcht vor dir!

Hagen
(vom Ufer her rufend)
In der Ferne seh' ich ein Segel!

Siegfried
So sagt dem Boten Dank!

Gutrune
Lasset uns sie hold empfangen,
daß heiter sie und gern hier weile!
Du Hagen, minnig rufe die Mannen
nach Gibichshof zur Hochzeit!
Frohe Frauen ruf' ich zum Fest:
der Freudigen folgen sie gern!
(nach der Halle zuschreitend, wendet sie sich wieder um)
Rastest du, schlimmer Held?

Siegfried
Dir zu helfen, ruh' ich aus.
(Er reicht ihr die Hand und geht mit ihr in die Halle.)



Siegfried
'Twixt the east and west
(pointing to his sword) the north:
so far was Brünnhild' from him.

Gutrune
How from thee came she to Gunther's arms?

Siegfried
Through the fast fading glow of the fire,
as day dawned, in the mist she followed me
down the vale;
when near the shore, soon the bridegroom's
place to Gunther I gave:
then by the Tarnhelm's magic wished myself
hither straight.
A driving wind now brings the lovers to Gibich's home.
Then welcome give to the pair.

Gutrune
Siegfried! Mightiest man!
I shrink with fear of thee!

Hagen
(calling from the shore)
From afar a sail draweth hither!

Siegfried
Then grant the herald thanks!

Gutrune
Let us give her worthy greeting,
that blithe and fain she here may tarry!
Thou, Hagen, call the men for the wedding
in Gibich's hall together!
Mirthful maids to the feast I call:
our merriment fain they would share!
(as she goes toward the hall, turning around again)
Wilt thou rest, faithless man?

Siegfried
Helping Gutrun' is my rest.
(He gives her his hand and goes into the hall with her.)



Dritte Scene

(Hagen hat einen Felsstein in der Höhe des Hinter-
grundes erstiegen; dort setzt er jetzt sein Stierhorn zum Blasen an.)


Hagen
Hoiho! Hoiho hoho!
Ihr Gibichsmannen, machet euch auf!
Wehe! Wehe! Waffen! Waffen!
Waffen durchs Land!
Gute Waffen! Starke Waffen!
Scharf zum Streit. Noth ist da!
Noth! Wehe! Wehe! Hoiho! Hoiho hoho!
(Hagen bleibt immer in seiner Stellung auf der
Anhöhe. Aus verschiedenen Pfaden stürmen in Hast
und Eile gewaffnete Mannen herbei; erst einzelne,
dann immer mehrere zusammen.)


Die Mannen
Was tos't das Horn?
Was ruft es zu Heer?
Wir kommen mit Wehr.
Wir kommen mit Waffen.
Hagen! Hagen! Hoiho! Hoiho!
Welche Noth ist da? Welcher Feind ist nah'?
Wer giebt uns Streit?
Hagen! Ist Gunther in Noth?
Wer ist in Noth?
Wir kommen mit Waffen,
mit scharfer Wehr, mit schneidiger Wehr.
Welcher Streit? Hoiho! Ho! Hagen!

Hagen
(immer von der Anhöhe herab)
Rüstet euch wohl und rastet nicht!
Gunther sollt ihr empfahn:
ein Weib hat der gefrei't.

Scene Three

(Hagen has ascended a rock at the back; he seats
himself there and puts the cowhorn to his lips.)


Hagen
Hoiho! Hoiho hoho!
Ye Gibich vassals, gather ye here.
Arm ye! Arm ye! Weapons! Weapons!
Arm through the land!
Goodly weapons! Mighty weapons!
Sharp for strife! Need is here!
Need! Arm ye! Arm ye! Hoiho! Hoiho hoho!
(Hagen remains in the same position on the rock.
By different paths armed Vassals rush on hastily; first
singly, and then in continually increasing numbers
together.)


The Vassals
Why brays the horn?
Who calls us to arms?
We come with our arms.
We come with our weapons.
Hagen! Hagen! Hoiho! Hoiho!
Tell what need is here! Tell what foe is near!
Who brings us strife?
Hagen! Is Gunther in need?
Who is in need?
We come with our weapons,
with weapons sharp, with weapons of might.
Where is strife? Hoiho! Ho! Hagen!

Hagen
(still from the rock)
Arm yourselves well and loiter not!
Welcome give to your lord:
a wife Gunther has won.

Mannen
Drohet ihm Noth? Drängt ihn der Feind?

Hagen
Ein freisliches Weib führet er heim.

Mannen
Ihm folgen der Magen feindliche Mannen?

Hagen
Einsam fährt er: keiner folgt.

Mannen
So bestand er die Noth?
So bestand er den Kampf? Sag' es an!

Hagen
Der Wurmtödter wehrte der Noth!
Siegfried, der Held, der schuf ihm Heil!

Ein Manne
Was soll ihm das Heer nun noch helfen?

Zehn Weitere
Was hilft ihm nun das Heer?

Vassals
What is his need? Who is his foe?

Hagen
A Valkyrie wife bringeth he home.

Vassals
Her kinsmen and vassals follow in anger?

Hagen
Brünnhild' follows him; none beside.

Vassals
Then his peril is past?
Then the fight has been fought? Tell the tale!

Hagen
The dragon-slayer brought him the bride.
Siegfried, the hero, held Gunther safe!

A Vassal
Why call'st thou the host then together?

Ten Others
Why call'st thou then the host?

Hagen
Starke Stiere sollt ihr schlachten;
am Weihstein fließe Wotan ihr Blut!

Mannen
Was, Hagen, was hießest du uns dann?
Was hießest du uns dann?
Was soll es dann? Was heißest du uns dann?

Hagen
Einen Eber fällen sollt ihr für Froh;
einen stämmigen Bock stechen für Donner,
Schafe aber schlachtet für Fricka,
daß gute Ehe sie gebe!

Mannen
(in immer mehr ausbrechender Heiterkeit)
Schlugen wir Thiere, was schaffen wir dann?

Hagen
Das Trinkhorn nehmt von trauten Frau'n
mit Meth und Wein wonnig gefüllt!

Mannen
Das Trinkhorn zur Hand,
wie halten wir es dann?

Hagen
Rüstig gezecht, bis der Rausch euch zähmt.
Alles den Göttern zu Ehren,
daß gute Ehe sie geben!
(Die Mannen brechen in ein schallendes Gelächter aus.)

Mannen
Groß Glück und Heil lacht nun dem Rhein,
da Hagen, der Grimme, so lustig mag sein!
Der Hagedorn sticht nun nicht mehr;
zum Hochzeitsrufer ward er nun bestellt.
(Hagen, der immer sehr ernst verblieben, ist zu den
Mannen herabgestiegen und steht jetzt unter ihnen.)


Hagen
Sturdy steers now shall ye slaughter;
on Wotan's altar pour forth their blood!

Vassals
What, Hagen, what more dost bid us do?
What more dost bid us do?
What do we then? What more dost bid us do?

Hagen
Then a boar I bid you strike down for Froh;
and a goat in his prime kill ye for Donner,
sheep I bid you slaughter for Fricka,
that grace she may grant to the marriage!

Vassals
(with increasing hilarity)
Say to us, Hagen, what then must we do?

Hagen
The drink-horn take that fairest women
with mead and wine gaily have filled!

Vassals
The drink-horn in hand,
what have we then to do?

Hagen
Freely carouse until tamed by drink.
So to the gods give all honor,
that grace they may grant to the marriage!
(The Vassals break out in ringing laughter.)

Vassals
Good hap and health greets now the Rhine,
if Hagen, the grim one, so merry may be!
The hedge's thorn pricks now no more;
as wedding herald plays he now his part.
(Hagen, who has remained very grave, has come
down to the Vassals and now stands among them.)


Hagen
Nun laßt das Lachen, muth'ge Mannen!
Empfangt Gunthers Braut!
Brünnhilde nah't dort mit ihm.
(Er deutet die Mannen nach dem Rheine hin: diese
eilen zum Theil auf die Anhöhe, während Andere sich
am Ufer aufstellen um die Ankommenden zu erblicken.)

(näherzu einigen Mannen tretend)
Hold seid der Herrin, helfet ihr treu:
traf sie ein Leid, rasch seid zur Rache!
(Er wendet sich langsam zur Seite in den Hintergrund.)
(Während des Folgenden kommt der Nachen mit
Gunther und Brünnhilde auf dem Rheine an.)


Mannen
Heil! Heil! Heil!
(Diejenigen, welche von der Höhe ausgeblickt
hatten, kommen zum Ufer herab.)

Heil! Willkommen! Willkommen!
(Einige Mannen springen in das Wasser und
ziehen den Kahn an das Land. Alles drängt sich
immer dichter an das Ufer.)


Heil! Willkommen, Gunther!
Heil! Heil! Heil! Heil!



Hagen
Now cease your laughing, valiant vassals!
Receive Gunther's bride!
Brünnhilde nears there with him.
(He points toward the Rhine. Some of the Vassals
hasten to the height, while others arrange them-
selves on the shore to see the arrival.)

(coming nearer to some of the Vassals)
Love well your lady, faithfully help:
if she be wronged, swift be your vengeance!
(He turns slowly aside toward the back.)
(During the following, the boat with Gunther and
Brünnhilde approaches the shore of the Rhine.)


Vassals
Hail! Hail! Hail!
(Those who have been looking out from the height
come down to the shore.)

Hail! Be welcome! Be welcome!
(Some Vassals spring into the water and draw the
boat to land. All press closer to the bank.)



Hail! Be welcome, Gunther!
Hail! Hail! Hail! Hail!



Vierte Scene

(Gunther steigt mit Brünnhilde aus dem Kahne: die
Mannen reihen sich ehrerbietig zu ihren Empfange.
Während des Folgenden geleitet Gunther Brünnhilde
feierlich an der Hand.)


Mannen
Heil dir, Gunther!
Heil dir, und deiner Braut!
Heil sei Gunther dir und deiner Braut!
Willkommen!
(Sie schlagen die Waffen tosend zusammen.)

Gunther
(Brünnhilde, welche bleich und gesenkten
Blickes ihm folgt, den Mannen vorstellend)

Brünnhild', die hehrste Frau,
bring' ich euch her zum Rhein.
Ein edleres Weib ward nie gewonnen.
Der Gibichungen Geschlecht,
gaben die Götter ihm Gunst,
zum höchsten Ruhm rag' es nun auf!

Mannen
(feierlich an ihre Waffen schlagend)
Heil dir, glücklicher Gibichung!
(Gunther geleitet Brünnhilde, welche nie aufblickt,
zur Halle, aus welcher jetzt Siegfried und Gutrune,
von Frauen begleitet, heraustreten. Gunther hält vor
der Halle an.)


Scene Four

(Gunther steps out of the boat with Brünnhilde:
the Vassals range themselves respectfully to receive
them. During the following Gunther ceremoniously
leads Brünnhilde forward by the hand.)


Vassals
Welcome, Gunther!
Health to thee and to thy bride!
Welcome, bridegroom, home and welcome bride!
Be welcome!
(They strike their weapons noisily together.)

Gunther
(presenting Brünnhilde, who follows him
with pale face and downcast eyes, to the Vassals)

Brünnhild', the fairest wife,
here to the Rhine I bring.
By man ne'er was won a nobler woman.
On Gibich's glorious race
shone ever grace from the gods;
to highest fame now shall we rise!

Vassals
(clashing their weapons)
Hail thou, happiest Gibichung!
(Gunther leads Brünnhilde, who has never raised
her eyes, to the hall, from which Siegfried and
Gutrune now come forth, attended by women.
Gunther stops before the hall.)


Gunther
Gegrüßt sei, theurer Held;
gegrüßt, holde Schwester!
Dich seh' ich froh ihm zur Seite,
der dich zum Weib gewann.
Zwei sel'ge Paare seh' ich hier prangen:
(Er führt Brünnhilde näher heran.)
Brünnhild' und Gunther, Gutrun' und Siegfried!
(Brünnhilde schlägt erschreckt die Augen auf und
erblickt Siegfried; wie in Erstaunen bleibt ihr Blick auf
ihn gerichtet. Gunther, welcher Brünnhildes heftig
zuckende Hand losgelassen hat, sowie alle Übrigen
zeigen starre Betroffenheit über Brünnhildes Benehmen.)


Mannen
Was ist ihr? Was ist ihr?

Frauen
Ist sie entrückt?
(Brünnhilde beginnt zu zittern.)

Siegfried
(geht einige Schritte auf Brünnhilde zu)
Was müht Brünnhildes Blick?

Brünnhilde
(kaum ihrer mächtig)
Siegfried... hier? Gutrune?

Gunther
I greet thee, hero mine,
and thee, lovely sister!
Gladly I see thee beside him
who now hath won thee for wife.
Two pairs in wedlock here shall find blessing:
(He draws Brünnhilde forward.)
Brünnhild' and Gunther, Gutrun' and Siegfried!
(Brünnhilde, startled, raises her eyes and sees
Siegfried; her look remains fixed on him as in aston-
ishment. Gunther, who has released Brünnhilde's
violently trembling hand, shows, as do all, blank
astonishment at Brünnhilde's behavior.)


Vassals
What ails her? What ails her?

Women
Is she distraught?
(Brünnhilde begins to tremble.)

Siegfried
(goes a few steps toward Brünnhilde)
What clouds Brünnhilde's brow?

Brünnhilde
(scarcely able to command herself)
Siegfried . here? Gutrune?

Siegfried
Gunthers milde Schwester,
mir vermählt, wie Gunther du.

Brünnhilde
(furchtbar heftig)
Ich? Gunther? Du lüg'st!
(Sie schwankt und droht umzusinken: Siegfried
stützt sie.)

Mir schwindet das Licht.
(Sie blickt in seinen Armen matt zu ihm auf.)
Siegfried kennt mich nicht!

Siegfried
Gunther, deinem Weib ist übel!
(Gunther tritt hinzu.)
Erwache Frau! Hier steht dein Gatte.
(Brünnhilde erblickt am ausgestreckten Finger
Sieg frieds den Ring, und schrickt mit furchtbarer Heftigkeit auf.)


Brünnhilde
Ha! Der Ring an seiner Hand!
Er? Siegfried?

Mannen
Was ist? Was ist?

Hagen
(aus dem Hintergrunde unter die Mannen tretend)
Jetzt merket klug, was die Frau euch klagt!
(Brünnhilde sucht sich zu ermannen, indem sie die
schrecklichste Aufregung gewaltsam zurückhält.)


Siegfried
Gunther's gentle sister,
won by me as thou by him.

Brünnhilde
(with fearful vehemence)
I? Gunther? Thou liest!
(She appears about to fall. Siegfried supports her.)
Light fades from mine eyes.
(In Siegfried's arms, she looks faintly up at his
face.)

Siegfried knows me not?

Siegfried
Gunther, give thine aid to Brünnhild'!
(Gunther comes to them.)
Awaken, wife! Here stands thy husband.
(Brünnhilde perceives the ring on Siegfried's out-
stretched finger and starts with terrible vehemence.)


Brünnhilde
Ha! The ring upon his hand!
He? Siegfried?

Vassals
What is't? What is't?

Hagen
(coming from the back among the Vassals)
Now give good heed to the woman's tale!
(Brünnhilde tries to recover herself while she
forcibly restrains the most terrible excitement.)


Brünnhilde
Einen Ring sah ich an deiner Hand;
nicht dir gehört er, ihn entriß mir,
(auf Gunther deutend) dieser Mann!
Wie mochtest von ihm den Ring du empfah'n?
(Siegfried betrachtet aufmerksam den Ring an
seinem Finger.)


Siegfried
Den Ring empfing ich nicht von ihm.

Brünnhilde
(zu Gunther)
Nahmst du von mir den Ring,
durch den ich dir vermählt;
so melde ihm dein Recht,
ford're zurück das Pfand!

Gunther
(in großer Verwirrung)
Den Ring? Ich gab ihm keinen:
doch kenn'st du ihn auch gut?

Brünnhilde
Wo bärgest du den Ring,
den du von mir erbeutet?
(Gunther schweigt, in höchster Betroffenheit.)
(fährt wüthend auf)

Ha! Dieser war es, der mir den Ring entriß.
Siegfried! der trugvolle Dieb!

Brünnhilde
On thy hand there I beheld a ring;
from me 'twas wrested, not by Siegfried
(pointing to Gunther) but by him!
How came then from him the ring to thy hand?
(Siegfried attentively observes the ring on his
finger.)


Siegfried
The ring came not to me from him.

Brünnhilde
(to Gunther)
Thou who didst rob the ring,
with which I wedded thee,
now let him know thy right;
take back again the pledge!

Gunther
(in great perplexity)
The ring? I gave him nothing:
yet dost thou know it well?

Brünnhilde
Where hidest thou the ring
that from my hand thou stolest?
(Gunther, greatly confused, is silent.)
(breaking out in violent passion)

Ha! He it was who from me did rob the ring.
Siegfried! the traitor and thief!

(Alles blickt erwartungsvoll auf Siegfried, welcher
über der Betrachtung des Ringes in fernes Sinnen verloren ist.)


Siegfried
Von keinem Weib kam mir der Reif,
noch war's ein Weib, dem ich ihn abgewann:
genau erkenn' ich des Kampfes Lohn,
den vor Neidhöhl' einst ich bestand,
als den starken Wurm ich erschlug.

Hagen
(zwischen sie tretend)
Brünnhild', kühne Frau!
kennst du genau den Ring?
Ist's der, den du Gunther'n gabst, so ist er sein,
und Siegfried gewann ihn durch Trug,
(etwar gedehnt) den der Treulose büßen sollt'!

Brünnhilde
(in furchtbarstem Schmerze aufschreiend)
Betrug! Betrug! Schändlichster Betrug!
Verrath! Verrath! Wie noch nie er gerächt.

Gutrune, Mannen, Frauen
Verrath? An wem?

Brünnhilde
Heil'ge Götter, himmlische Lenker!
Rauntet ihr diess in eurem Rath?
Lehrt ihr mich Leiden, wie keiner sie litt?
Schuft ihr mir Schmach, wie nie sie geschmerzt?
Rathet nun Rache, wie nie sie geras't!
Zündet mir Zorn, wie noch nie er gezähmt!
Heißet Brünnhild', ihr Herz zu zerbrechen,
den zu zertrümmern, der sie betrog!

(All look expectantly at Siegfried, who is absorbed
in distant thoughts while contemplating the ring.)


Siegfried
No woman's hand gave me the ring,
nor woman was't from whom I wrested it:
I mind me well of the booty won,
when at Neidhöhl' fought was the fight,
and the mighty dragon I slew.

Hagen
(coming between them)
Brünnhild', dauntless wife!
know'st thou right well the ring?
Is't that Gunther took from thee? Then it is his,
and Siegfried hath won it by guile,
(rather broadly) that the traitor must now atone!

Brünnhilde
(shrieking out in most terrible anguish)
Betrayed! Betrayed! Shamefully betrayed!
Deceit! Deceit! Guile beyond all revenge.

Gutrune, Vassals, Women
Deceit? To whom?

Brünnhilde
Holy gods, ye heavenly rulers!
Have ye ordained this dark decree?
Ye who have doomed me to anguish so dire!
ye who have sunk me so deep in disgrace!
teach me such vengeance as ne'er was revealed!
stir in me wrath, that may never be stilled!
Let but Brünnhilde's heart now be broken;
bring her betrayer so to his death!

Gunther
Brünnhild', Gemahlin!
Mäß'ge dich!

Brünnhilde
Weich' fern, Verräther!
Selbstverrath'ner!
Wisset denn Alle: nicht ihm,
dem Manne dort bin ich vermählt.

Frauen
Siegfried? Gutrun's Gemahl?

Mannen
Gutrun's Gemahl?

Brünnhilde
Er zwang mir Lust und Liebe ab.

Siegfried
Achtest du so der eig'nen Ehre?
Die Zunge, die sie lästert
muß ich der Lüge sie zeihen?
Hört, ob ich Treue brach!
Blutbrüderschaft hab' ich Gunther geschworen:
Nothung, das werthe Schwert,
wahrte der Treue Eid:
mich trennte seine Schärfe
von diesem traur'gen Weib.

Brünnhilde
Du listiger Held, sieh', wie du lüg'st!
wie auf dein Schwert du schlecht dich beruf st!
Wohl kenn' ich seine Schärfe,
doch kenn' auch die Scheide,
darin so wonnig ruht an der Wand
Nothung, der treue Freund,
als die Traute sein Herr sich gewann.

Gunther
Brünnhild', what say'st thou?
Calm thyself!

Brünnhilde
Away, betrayer,
self-betrayed one!
Hearken then, all men: know ye,
there standeth he whose wife am I.

Women
Siegfried? Wedded to her?

Vassals
Wedded to her?

Brünnhilde
He forced delight and love from me.

Siegfried
Thine own fair name dost hold so lightly?
The tongue, then, that reviles it
must I convict of its falsehood?
Say if I broke my faith!
Blood-brotherhood have I plighted to Gunther:
Nothung, my goodly sword,
guarded the holy vow:
its blade in honor parted
this ill-starred bride from me.

Brünnhilde
Thou crafty hero, see thy lie!
Vainly thou call'st as witness thy sword!
Its biting blade well know I,
the sheath too that wards it,
wherein as friend reposed on the wall
Nothung, the trusty sword,
when his true love was won by its lord.

(Die Mannen und Frauen treten in lebhafter Entrüstung zusammen.)

Mannen
Wie? Brach er die Treue?
Trübte er Gunthers Ehre?

Frauen
Brach er die Treue?

Gunther
(zu Siegfried)
Geschändet wär' ich, Schmählich bewahrt,
gäb'st du die Rede nicht ihr zurück!

Gutrune
Treulos, Siegfried, sannest du Trug?
Bezeuge, daß Jene falsch dich zeih't!

Mannen
Reinige dich, bist du im Recht!
Schweige die Klage! Schwöre den Eid!

Siegfried
Schweig' ich die Klage,
schwör' ich den Eid:
wer von euch wagt seine Waffe daran?

Hagen
Meines Speeres Spitze
wag' ich daran:
sie wahr' in Ehren den Eid.
(Die Mannen schließen einen Ring um Siegfried
und Hagen. Hagen hält den Speer hin; Siegfried legt
zwei Finger seiner rechten Hand auf die Speeres spitze.)


(The Vassals and Women crowd together in indignation.)

Vassals
What? Siegfried a traitor?
Tainted is Gunther's honor?

Women
Siegfried a traitor?

Gunther
(to Siegfried)
My fame were sullied, stained with disgrace,
were not her slander cast in her teeth!

Gutrune
Faithless Siegfried, false to thine oath?
Bear witness that wrongly thou art charged!

Vassals
Right thyself now, if thou art wronged!
Silence her slander! Sworn be the oath!

Siegfried
Stilled be her slander!
Sworn be the oath!
Whose spear shall serve me as witness and ward?

Hagen
Here I hold my spear-point!
swear ye thereon:
your oath my weapon shall ward!
(The Vassals form a ring around Siegfried and
Hagen. Hagen holds out his spear; Siegfried lays two
fingers of his right hand upon the spear-point.)


Siegfried
Helle Wehr, heilige Waffe!
hilf meinem ewigen Eide!
Bei des Speeres Spitze sprech' ich den Eid:
Spitze, achte des Spruchs!
Wo Scharfes mich schneidet,
schneide du mich;
wo der Tod mich soll treffen,
treffe du mich:
klagte das Weib dort wahr,
brach ich dem Bruder den Eid!
(Brünnhilde tritt wüthend in den Ring, reißt Sieg-
frieds Hand vom Speere hinweg, und faßt dafür mit
der ihrigen die Spitze.)


Brünnhilde
Helle Wehr! Heilige Waffe!
hilf meinem ewigen Eide!
Bei des Speeres Spitze sprech' ich den Eid:
Spitze! Achte des Spruchs!
Ich weihe deine Wucht, daß sie ihn werfe!
Deine Schärfe segne ich, daß sie ihn schneide:
denn, brach seine Eide er all',
schwur Meineid jetzt dieser Mann.

Mannen
Hilf, Donner! Tose dein Wetter!
Hilf, Donner! Tose dein Wetter,
zu schweigen die wüthende Schmach!

Siegfried
Shining steel, hallowed weapon!
hold thou my oath in remembrance!
On this piercing spear-point sworn be my oath:
spear-point, witness my word!
If weapon e'er shall pierce me,
thine be the point;
whene'er death comes to strike me,
thine be the stroke.
if this her tale be true,
if to my friend I am false!
(Brünnhilde strides wrathfully into the ring, tears
Siegfried's hand away from the spear, and seizes the
point with her own.)


Brünnhilde
Shining steel! Hallowed weapon!
hold thou my oath in remembrance!
On this piercing spear-point sworn be my oath:
spear-point! witness my word!
Devoted be thy might to his undoing!
I pray that by thy point he may perish!
for broken are all his vows,
and falsehood now hath he sworn.

Vassals
Help, Donner! Send us thy thunder!
Help, Donner! Send us thy thunder,
to silence this crying disgrace!

Siegfried
Gunther! Wehr' deinem Weibe,
das schamlos Schande dir lügt!
Gönn't ihr Weil' und Ruh',
der wilden Felsenfrau,
daß ihre freche Wuth sich lege,
die eines Unholds arge List
wider uns Alle erregt!
Ihr Mannen, kehret euch ab!
laßt das Weibergekeif!
Als Zage weichen wir gern,
gilt es mit Zungen dem Streit.
(Er tritt dicht zu Gunther.)
Glaub', mehr zürnt es mich als dich,
daß schlecht ich sie getäuscht;
der Tarnhelm, dünkt mich fast,
hat halb mich nur gehehlt.
Doch Frauengroll friedet sich bald:
daß ich dir es gewann,
dankt dir gewiß noch das Weib.
(Er wendet sich wieder zu den Mannen.)
Munter, ihr Mannen! Folgt mir zum Mahl!
(zu den Frauen)
Froh zur Hochzeit, helfet, ihr Frauen!
Wonnige Lust lache nun auf!
In Hof und Hain, heiter vor Allen
sollt ihr heute mich sehn.
Wen die Minne freut,
meinem frohen Muthe
thu' es der Glückliche gleich!
(Siegfried schlingt in ausgelassenem Übermuthe
seinen Arm um Gutrune und zieht sie mit sich in die
Halle fort. Die Mannen und Frauen, von seinem
Beispiele hingerissen, folgen ihm nach.)

(Die Bühne ist leer geworden. Nur Brünnhilde,
Gunther und Hagen bleiben zurück. Gunther hat sich
in tiefer Scham und furchtbarer Verstimmung, mit
verhülltem Gesichte abseits niedergesetzt. Brünn-
hilde, im Vordergrunde stehend, blickt Siegfried und
Gutrune noch eine Zeitlang schmerzlich nach, und
senkt dann das Haupt.)


Siegfried
Gunther! Look to the woman
who lying slanders thy name.
Grant her rest a while,
the tameless mountain maid,
till her unbridled rage be bated,
that by some demon's evil craft
here against all hath been roused!
Ye vassals, turn ye away!
leave the women to scold!
Like cravens gladly we yield
when 'tis a battle of tongues.
(He comes close to Gunther.)
Sooth, more vexed am I than thou
that ill was she beguiled;
the Tarnhelm, by its spell,
methinks but hid me half.
But women's spite swiftly is sped:
that for thee I have won her,
surely will she yet give thanks.
(He turns again to the Vassals.)
Follow, ye vassals, blithe to the feast!
(to the women)
Gaily, women, help at the wedding!
Let your delight laugh now aloud!
In house and field freest of light-hearts
shall ye find me today.
Ye whom love hath blest,
gaily share my gladness,
be ye as blithesome as I!
(Siegfried, in exuberant merriment, throws his arm
around Gutrune and draws her with him away into
the hall. The Vassals and Women, carried away by his
example, follow him.)

(The stage is cleared. Only Brünnhilde, Gunther
and Hagen remain behind. Gunther, with covered
face, has seated himself on one side in fearful
dejection. Brünn hilde, standing in the foreground,
looks for some time sadly after Siegfried and Gutrune,
then droops her head.)



Fünfte Scene

Brünnhilde
(in starrem Nachsinnen befangen)
Welches Unholds List liegt hier verholen?
Welches Zaubrers Rath regte diess auf?
Wo ist nun mein Wissen gegen diess Wirrsal?
Wo sind meine Runen gegen diess Räthsel?
Ach Jammer! Jammer! Weh', ach Wehe!
All' mein Wissen wies ich ihm zu!
(immer gesteigert)

In seiner Macht hält er die Magd;
in seinen Banden faßt er die Beute,
die, jammernd ob ihrer Schmach,
jauchzend der Reiche verschenkt!
Wer bietet mir nun das Schwert,
mit dem ich die Bande zerschnitt?

Hagen
(dicht zu Brünnhilde herantretend)
Vertraue mir, betrog'ne Frau!
Wer dich verrieth, das räche ich.

Brünnhilde
(matt sich umblickend) An wem?

Hagen
An Siegfried, der dich betrog.

Brünnhilde
An Siegfried? du? (bitter lächelnd)
Ein einz'ger Blick seines blitzenden Auges,
das selbst durch die Lügengestalt
leuchtend strahlte zu mir,
deinen besten Muth machte er bangen!

Hagen
Doch meinem Speere
spart ihn sein Meineid?

Brünnhilde
Eid und Meineid, müßige Acht!
Nach Stärk'rem späh', deinen Speer zu waffnen,
willst du den Stärksten besteh'n!

Scene Five

Brünnhilde
(absorbed in meditation)
What demon's evil craft here lieth hidden?
What wizard's hateful spell stirred up this storm?
This knot to unravel where is my wisdom?
Where shall I discover runes for this riddle?
Oh sorrow! Sorrow! Woe's me! Woe's me!
All my wisdom gave I to him!
(with increasing emotion)

He holds the maid fast by his might;
he holds the booty fettered in bondage,
whom, wailing for her disgrace,
gaily he giveth away!
Who lendeth me now the sword
wherewith I may sever the bonds?

Hagen
(coming close to Brünnhilde)
Give me thy trust, betrayed wife!
I will avenge thy wrong on him.

Brünnhilde
(looking around wearily) On whom?

Hagen
On Siegfried, traitor to thee.

Brünnhilde
On Siegfried? thou? (smiling bitterly)
One single flash from his eye on thee glancing,
such as e'en through his lying disguise
looming glittered on me,
straight would cast dismay over thy daring!

Hagen
But on my spear-point
sworn was his falsehood?

Brünnhilde
Truth and falsehood, useless are words!
With stronger spells seek to arm thy weapon,
when at the strongest thou strik'st!

Hagen
Wohl kenn' ich Siegfrieds siegende Kraft,
wie schwer im Kampf er zu fällen;
d'rum raune nun du mir guten Rath,
wie doch der Recke mir wich?

Brünnhilde
O Undank, schändlichster Lohn!
Nicht eine Kunst war mir bekannt,
die zum Heil nicht half seinem Leib'!
Unwissend zähmt' ihn mein Zauberspiel,
das ihn vor Wunden nun gewahrt.

Hagen
So kann keine Wehr ihm schaden?

Brünnhilde
Im Kampfe nicht;
doch träf'st du im Rücken ihn!
Niemals das wußt' ich wich' er dem Feind,
nie reicht er fliehend ihm den Rücken:
an ihm d'rum spart' ich den Segen.

Hagen
Und dort trifft ihn mein Speer!
(Er wendet sich rasch von Brünnhilde ab zu Gunther.)
Auf, Gunther, edler Gibichung!
Hier steht dein starkes Weib:
was häng'st du dort in Harm?

Gunther
(leidenschaftlich auffahrend)
O Schmach! O Schande!
Wehe mir, dem jammervollsten Manne!

Hagen
In Schande liegst du; läugn' ich das?

Hagen
Well know I Siegfried's conquering might,
how hard to slay him in battle;
then whisper me now some goodly rede
that he before me may fall.

Brünnhilde
O thankless, shameful return!
No single art to me was known
but his life is safe through its spell.
Unwitting he walks, by my charms enwound,
and now they hold him safe from harm.

Hagen
Then no weapon's point can pierce him?

Brünnhilde
In battle, none;
yet if at his back thou strike!
Never that knew I will he give way,
nor turn his back upon a foe-man:
and there I gave him no blessing.

Hagen
And there striketh my spear!
(He turns quickly from Brünnhilde to Gunther.)
Up Gunther, noble Gibichung!
Here stands thy valiant wife:
why giv st thou way to grief?

Gunther
(starting up passionately)
O shame! O sorrow!
Woe is me, of all men living the saddest!

Hagen
In shame thou liest; truth to tell.

Brünnhilde
(zu Gunther)
O feiger Mann! Falscher Genoss!
Hinter dem Helden hehltest du dich,
daß Preise des Ruhmes er dir erränge!
Tief wohl sank das theure Geschlecht,
das solche Zagen gezeugt!

Gunther
(außer sich)
Betrüger ich, und betrogen!
Verräther ich, und verrathen!
Zermalmt mir das Mark!
zerbrecht mir die Brust!
Hilf, Hagen! Hilf meiner Ehre!
Hilf deiner Mutter, die mich auch ja gebar!

Hagen
Dir hilft kein Hirn, dir hilft keine Hand:
dir hilft nur Siegfrieds Tod!

Gunther
(von Grausen erfaßt) Siegfrieds Tod!

Hagen
Nur der sühnt deine Schmach!

Gunther
(vor sich hinstarrend)
Blutbrüderschaft schwuren wir uns!

Hagen
Des Bundes Bruch sühne nun Blut!

Gunther
Brach er den Bund?

Hagen
Da er dich verrieth!

Brünnhilde
(to Gunther)
O craven man! falsest of friends!
Hidden behind the hero wert thou,
that victory's guerdon he might win thee!
Deep had sunk the glorious race
that bore such faint-hearts as thou!

Gunther
(beyond himself)
Deceived am I, and deceiver!
Betrayed am I, and betrayer!
Now crushed be my bones,
and broken my heart!
Help, Hagen! Help for my honor!
Help for thy mother, for thee, too, did she bear!

Hagen
Here helps no brain, here helps not a hand,
nought helps but Siegfried's death!

Gunther
(seized with horror) Siegfried's death!

Hagen
Nought else purges thy shame!

Gunther
(staring before him)
Blood-brotherhood truly we swore!

Hagen
The broken bond blood shall atone!

Gunther
Broke he the bond?

Hagen
In betraying thee!

Gunther
Verrieth er mich?

Brünnhilde
Dich verrieth er;
und mich verriethet ihr Alle!
Wär' ich gerecht, alles Blut der Welt
büßte mir nicht eure Schuld!
Doch des Einen Tod taugt mir für Alle.
Siegfried falle zur Sühne für sich und euch!

Hagen
(zu Gunther gewendet)
Er falle (heimlich) dir zum Heil!
Ungeheu're Macht wird dir,
gewinn'st von ihm du den Ring,
den der Tod ihm wohl nur entreiß't.

Gunther
(leise) Brünnhildes Ring?

Hagen
Des Nibelungen Reif.

Gunther
(schwer seufzend)
So wär' es Siegfrieds Ende!

Hagen
Uns Allen frommt sein Tod.

Gunther
Doch Gutrune, ach! der ich ihn gönnte!
Straften den Gatten wir so,
wie bestünden wir vor ihr?

Brünnhilde
(wüthend auffahrend)
Was rieth' mir mein Wissen?
Was wiesen mich Runen?

Im hilflosen Elend achtet mir's hell:
Gutrune heißt der (leidenschaftlich) Zauber,
der den Gatten mir entrückt!
Angst treffe sie!

Gunther
Am I betrayed?

Brünnhilde
He betrayed thee;
and me ye all are betraying!
Were I but just, all the blood of the world
could not atone for your guilt!
But the death of one now shall content me.
Siegfried falleth atonement for guilt of all!

Hagen
(to Gunther)
His downfall (secretly) brings thee gain!
Might o'er all the world were thine,
if thou from him win the ring
that but death will wrest from his hand.

Gunther
(softly) Brünnhilde's ring?

Hagen
The Niblung's golden charm.

Gunther
(sighing deeply)
Must this be Siegfried's downfall?

Hagen
His death will serve us all.

Gunther
Yet Gutrune, ah! whom he has wedded!
How should we stand before her,
with his blood upon our hands?

Brünnhilde
(starting up in a rage)
What redes have told me,
what runes have shewn me,

through heartbreaking anguish shineth now clear:
Gutrune is the (passionately) spell
whereby my hero was beguiled.
Ill-fate be hers!

Hagen
(zu Gunther)
Muß sein Tod sie betrüben,
verhehlt sei ihr die That.
Auf munt'res Jagen ziehen wir morgen;
der Edle braust uns voran:
ein Eber bracht' ihn da um.

Gunther
So soll es sein! Siegfried falle!

Brünnhilde
So soll es sein: Siegfried falle!

Gunther
Sühn' er die Schmach, die er mir schuf!

Hagen
Sterb' er dahin, der strahlende Held!

Brünnhilde
Sühn' er die Schmach,
die er mir schuf!

Hagen
Mein ist der Hort,
mir muß er gehören.
Mir muß er gehören:
d'rum sei der Reif ihm entrissen!
Albenvater, gefall'ner Fürst!
Nachthüter! Niblungenherr!
Alberich! Achte auf mich!
Weise von Neuem der Niblungen Schaar,
dir zu gehorchen, des Reifes Herrn!

Gunther
Des Eides treue hat er getrogen:

Brünnhilde
Eid treue hat er getrogen:

Hagen
(to Gunther)
If this dole must be dealt her,
then hidden be the deed.
We hie tomorrow merrily hunting;
the hero, struck by a boar,
may haply come by his death.

Gunther
So shall it be! perish Siegfried!

Brünnhilde
So shall it be: perish Siegfried!

Gunther
Purged be the shame cast by his crime!

Hagen
So shall he fall, the hero so famed!

Brünnhilde
Purged be the shame
cast by his crime!

Hagen
Mine is the hoard,
my hand aye shall hold it.
My hand aye shall hold it:
from him the ring shall be wrested!
Hearken, father, thou fallen prince!
Night-warder! Nibelung lord!
Alberich! Look thou on me!
Call now anew on the Nibelung host,
bid them obey thee, the lord of the ring!

Gunther
The oath of brotherhood hath he broken:

Brünnhilde
Holiest vows hath he broken:

Beide
Mit seinem Blut büß' er die Schuld!
Allrauner rächender Gott!
Schwurwissender, Eideshort!
Wotan! Wende dich her!
Weise die schrecklich heilige Schaar,
hieher zu horchen dem Racheschwur!
(Als Gunther mit Brünnhilde heftig der Halle sich
zuwendet, tritt ihnen der von dort heraustretende
Brautzug entgegen. Knaben und Mädchen, Blumen-
stäbe schwingend, springen lustig voraus. Siegfried
wird auf einem Schilde, Gutrune auf einem Sessel von
den Männern getragen. Auf der Anhöhe des
Hintergrundes führen Knechte und Mägde auf ver-
schie den en Bergpfaden Opfergeräthe und Opfer-
thiere zu den Weihsteinen herbei und schmücken
diese mit Blumen. Siegfried und die Mannen blasen
auf ihren Hörnern den Hochzeitsruf.)

(Die Frauen fordern Brünnhilde auf, an Gutrunes
Seite sie zu geleiten. Brünnhilde blickt starr zu
Gutrune auf, welche ihr mit freundlichem Lächeln zu-
winkt. Als Brünnhilde heftig zurücktreten will, tritt
Hagen rasch dazwischen und drängt sie an Gunther,

der jetzt von Neuem ihre Hand erfaßt, worauf er
selbst von den Männern sich auf den Schild heben läßt.)

(Während der Zug, kaum unterbrochen, schnell
der Höhe zu sich wieder in Bewegung setzt, fällt der Vorhang.)




Both
And with his blood let him atone
All-seeing god of revenge!
Oath-witness and lord of vows!
Wotan! Turn thee to me!
Call on thine awful heavenly host,
bid them give ear to the vow of revenge!
(As Gunther turns impetuously with Brünnhilde to
the hall, the bridal procession issuing therefrom
meets them. Boys and girls, waving branches of
flowers, leap joyously in front. Siegfried on a shield
and Gutrune on a seat are borne by the men. On the
rising ground at the back men- and women-servants
take implements and animals for sacrifice by various
mountain paths to the altars, which they adorn with
flowers. Siegfried and the Vassals sound the wedding
call on their horns.)

(The Women invite Brünnhilde to accompany
them to Gutrune's side. Brünnhilde stares blankly at
Gutrune, who beckons her with a friendly smile. As
Brünnhilde is about to step back impetuously, Hagen
steps in and forces her toward Gunther, who seizes

her again, whereupon he allows himself to be raised
on a shield by the Vassals.)

(As the procession, scarcely interrupted, quickly
puts itself again in motion toward the height, the
curtain falls.)




Dritter Aufzug

Vorspiel und erste Scene

(Der Vorhang geht auf. Wildes Wald und Felsen-
thal am Rheine, welcher im Hintergrunde an einem
steilen Abhange vorbeifließt.)

(Die drei Rheintöchter, Woglinde, Wellgunde und
Flosshilde, tauchen aus der Fluth auf, und schwim-
men, wie im Reigentanze, im Kreise umher.)


Die Rheintöchter
(im Schwimmen mäßig einhaltend)
Frau Sonne sendet lichte Strahlen;
Nacht liegt in der Tiefe:
einst war sie hell, da heil und hehr
des Vaters Gold noch in ihr glänzte!
Rheingold, klares Gold,
wie hell du einstens strahltest,
hehrer Stern der Tiefe!
(Sie schließen wieder den Schwimmreigen.)
Weialala, weialala heia leia wallala la
heia la la lei la la la la la la lei,
walla la la la weia la wallala weia la
la la wallala la la leia leia leia leia la la la!
(Ferner Hornruf. Sie lauschen. Sie schlagen jauch-
zend das Wasser.)

Frau Sonne, sende uns den Helden,
der das Gold uns wieder gäbe!
Ließ er es uns, dein lichtes Auge
neideten dann wir nicht länger!
Rheingold! Klares Gold,
wie froh du dann strahltest,
freier Stern der Tiefe!
(Man hört Siegfrieds Horn von der Höhe her.)

Woglinde
Ich höre sein Horn.

Wellgunde
Der Helde naht.

Act Three

Prelude and Scene One

(The curtain rises. A wild, woody and rocky valley
on the Rhine, which flows past a steep cliff in the
background.)

(The three Rhine daughters, Woglinde, Wellgunde
and Flosshilde, rise to the surface and swim about,
circling as in a dance.)


The Rhine Daughters
(pausing in their swimming)
Fair sunlight sendeth rays of splendor;
night lies in the waters.
Bright were they once when through the waves
the radiant sun gleamed on the Rhine-gold.
Rhine-gold, shining gold,
how bright was once thy luster,
beauteous star of the waters!
(They swim about again as in a dance.)
Weialala, weialala heia leia wallala la
heia la la lei la la la la la la lei,
walla la la la weia la wallala weia la
la la wallala la la leia leia leia leia la la la!
(Distant horn call. They listen. They joyously splash
in the water.)

Fair sunlight, send us now the hero,
who again our gold shall give us!
Let it be ours, then thy bright eye
no more will awaken our longing!
Rhine-gold! Shining gold,
how fair then thy luster,
glorious star of the waters!
(Siegfried's horn is heard on the heights.)

Woglinde
I hear now his horn.

Wellgunde
The hero comes.

Flosshilde
Laßt uns berathen!
(Sie tauchen alle Drei schnell unter.)
(Siegfried erscheint auf dem Abhange in vollen Waffen.)

Siegfried
Ein Albe führte mich irr:
daß ich die Fährte verlor.
He Schelm! In welchem Berge barg'st du so
schnell mir das Wild?
(Die drei Rheintöchter tauchen wieder auf und
schwimmen im Reigen.)


Rheintöchter
Siegfried!

Flosshilde
Was schilt'st du so in den Grund?

Wellgunde
Welchen Alben bist du gram?

Woglinde
Hat dich ein Nicker geneckt?

Alle Drei
Sag' es, Siegfried, sag' es uns.

Siegfried
(sie lächelnd betrachtend)
Entzücktet ihr zu euch den zottigen Gesellen, der
mir verschwand?
Ist's euer Friedel,
euch lustigen Frauen lass' ich ihn gern.
(Die Mädchen lachen.)

Woglinde
Siegfried, was giebst du uns,
wenn wir das Wild dir gönnen?

Siegfried
Noch bin ich beutelos;
so bittet was ihr begehrt!

Wellgunde
Ein goldner Ring glänzt dir am Finger:

Rheintöchter
Den gieb' uns!

Flosshilde
Let us take counsel!
(All three dive down quickly.)
(Siegfried appears on the cliff, fully armed.)

Siegfried
Some elf hath led me astray,
and now the track I have lost.
Hey, rogue! What rocky cave has hidden so
quickly my game?
(The three Rhine daughters rise to the surface and
swim as in a dance.)


Rhine Daughters
Siegfried!

Flosshilde
Why scold'st thou so at the rocks?

Wellgunde
Hath a fairy roused thine ire?

Woglinde
Or hath an elf played thee false?

All Three
Tell us, Siegfried, speak to us.

Siegfried
(smilingly regarding them)
Have ye then lured away the shaggy-hided fellow
whom I have lost?
Is he your sweetheart?
then, frolicsome maids, I leave him to you.
(The maidens laugh.)

Woglinde
Siegfried, what giv'st thou us,
if we thy game should grant thee?

Siegfried
Nought have I won today:
so ask of me what ye will!

Wellgunde
A golden ring gleams on thy finger:

Rhine Daughters
That give us!

Siegfried
Einen Riesenwurm
erschlug ich um den Reif,
für eines schlechten Bären Tatzen
böt' ich ihn nun zum Tausch?

Woglinde
Bist du so karg?

Wellgunde
So geizig beim Kauf?

Flosshilde
Freigebig solltest Frauen du sein!

Siegfried
Verzehrt' ich an euch mein Gut,
dass' zürnte mir wohl mein Weib.

Flosshilde
Sie ist wohl schlimm?

Wellgunde
Sie schlägt dich wohl?

Woglinde
Ihre Hand fühlt schon der Held!
(Sie lachen unmäßig.)

Siegfried
Nun lacht nur lustig zu!
In Harm lass' ich euch doch:
denn giert ihr nach dem Ring,
euch Nickern geb' ich ihn nie!
(Die Rheintöchter haben sich wieder zum Reigen gefaßt.)

Flosshilde
So schön!

Wellgunde
So stark!

Woglinde
So gehrenswerth!

Alle Drei
Wie schade daß er geizig ist!

Siegfried
From a dragon fierce
I gained the ring in fight,
and for a worthless bearskin shall I
give it you now as price?

Woglinde
Art thou so mean?

Wellgunde
So miserly, too?

Flosshilde
Free-handed aye with maids shouldst thou be!

Siegfried
On you if I waste my goods,
belike then my wife will scold.

Flosshilde
Is she a shrew?

Wellgunde
She strikes perchance?

Woglinde
Hath the hero felt her hand?
(They laugh immoderately.)

Siegfried
Now laugh ye gaily on!
In grief will ye be left:
the ring ye fondly crave
your mocking never shall win!
(The Rhine daughters have again joined hands for the dance.)

Flosshilde
So fair!

Wellgunde
So strong!

Woglinde
So worthy love!

All Three
How sad that he a miser is!

(Sie lachen und tauchen unter.)
(Siegfried steigt tiefer in den Grund hinab.)


Siegfried
Was leid' ich doch das karge Lob?
Lass' ich so mich schmäh'n?
Kämen sie wieder zum Wasserrand,
den Ring könnten sie haben.
(laut rufend) He! He he!
Ihr munt'ren Wasserminnen!
Kommt rasch! Ich schenk' euch den Ring!
(Er hat den Ring vom Finger gezogen und hält ihn
in die Höhe. Die Rheintöchter tauchen wieder auf. Sie
zeigen sich ernst und feierlich.)


Flosshilde
Behalt' ihn Held, und wahr' ihn wohl,
bis du das Unheil erräth'st,

Wog., Well.
das in dem Ring du heg'st,

Alle Drei
Froh fühl'st du dich dann,
befrei'n wir dich von dem Fluch.

Siegfried
(steckt gelassen den Ring wieder an seinen
Finger)

So singet, was ihr wiß't!

Rheintöchter
Siegfried! Siegfried! Siegfried!
Schlimmes wissen wir dir.

Wellgunde
Zu deinem Unheil wahr'st du den Ring.

Well., Floss.
Aus des Rheines Gold

Alle Drei
ist der Reif geglüht:

Wellgunde
Der ihn listig geschmiedet

(They laugh and dive down.)
(Siegfried comes lower down.)


Siegfried
Why must I brook their idle mocks?
Shall I bear this shame?
Let them but come to the shore again,
the ring then would I give them.
(calling loudly) Hey! Hey hey!
Ye merry water-maidens!
Come now! I grant you the ring!
(He has drawn the ring from his finger and holds it
on high. The Rhine daughters rise again to the
surface. They appear grave and solemn.)


Flosshilde
Then keep it still and ward it well,
till thou the ill-fate hast found,

Wog., Well.
that in the ring lies hid,

All Three
Right fain wilt thou then
be freed by us from the curse.

Siegfried
(quietly places the ring again on his finger)
Then sing me what ye know.

Rhine Daughters
Siegfried! Siegfried! Siegfried!
Evil fate we foresee.

Wellgunde
For thine own ill-hap hold'st thou the
ring.

Well., Floss.
From the Rhine's pure gold

All Three
was the ring once wrought:

Wellgunde
He who craftily shaped it

Woglinde
und schmählich verlor,

Wog., Well.
der verfluchte ihn,

Alle Drei
in fernster Zeit zu zeugen
den Tod dem der ihn trüg'.

Flosshilde
Wie den Wurm du fälltest,

Well., Floss.
so fällst auch du,

Alle Drei
und heute noch: so heißen wir's dir,
tauschest den Ring du uns nicht,

Well., Floss.
im tiefen Rhein ihn zu bergen.

Alle Drei
Nur seine Fluth sühnet den Fluch!

Siegfried
Ihr listigen Frauen, laß't das sein!
Traut' ich kaum eurem Schmeicheln,
euer Drohen schreckt mich noch minder!

Rheintöchter
Siegfried! Siegfried!
Wir weisen dich wahr.
Weiche! Weiche dem Fluch!
Ihn flochten nächtlich webende Nornen
in des Urgesetzes Seil!

Woglinde
and lost it in shame,

Wog., Well.
laid a curse thereon

All Three
for time to come, that doometh
its lord surely to death.

Flosshilde
As thou slew' st the dragon

Well., Floss.
shalt thou be slain

All Three
and here, today: so now we foretell,
if thou the ring wilt not yield

Well., Floss.
to rest for aye in the waters.

All Three
This stream alone stayeth the curse!

Siegfried
Ye wily women, hold your peace!
If your craft could not catch me,
by your threats still less will ye fright me!

Rhine Daughters
Siegfried! Siegfried!
We counsel thee well.
Turn thee! Turn from the curse!
By Norns at dead of night was it
woven in the rope of fate's decrees!

Siegfried
Mein Schwert zerschwang einen Speer:
des Urgesetzes ewiges Seil,
flochten sie wilde Flüche hinein,
Nothung zerhaut es den Nornen!
Wohl warnte mich einst vor dem Fluch ein Wurm,
doch das Fürchten lehrt' er mich nicht.
(Er betrachtet den Ring.)
Der Welt Erbe gewänne mir ein Ring:
für der Minne Gunst miss ich ihn gern,
ich geb' ihn euch, gönnt ihr mir Gunst.
Doch bedroht ihr mir Leben und Leib,
faßte er nicht eines Fingers Werth,
den Reif entringt ihr mir nicht.
Denn Leben und Leib, seht:
(Er hebt eine Erdscholle vom Boden auf, hält sie
über seinem Haupte und wirft sie mit den letzten
Worten hinter sich.)

so werf' ich sie weit von mir!

Rheintöchter
Kommt, Schwestern!
Schwindet dem Thoren!
So weise und stark verwähnt sich der Held,
so weise und stark verwähnt sich der Held,
als gebunden und blind er doch ist!
(Sie schwimmen, wild aufgeregt, in weiten
Schwenk ungen dicht an das Ufer heran.)

Eide schwur er, und achtet sie nicht!
(Wieder heftige Bewegung.)
Runen weiß er, und räth sie nicht!

Flosshilde
Ein hehrstes Gut ward ihm gegönnt.

Siegfried
My sword once shattered a spear:
the endless rope of fate's decrees,
if in its strands a curse hath been spun,
Nothung shall cut it asunder!
A dragon once warned me to flee the curse,
but yet fear he brought not to me.
(He contemplates the ring.)
The world's wealth hath a ring on me bestowed:
for the grace of love had it been yours,
and by your grace yet were it gained.
But when limbs ye threaten and life,
e'en tho' a finger outweigh its worth,
from me ye wrest not the ring.
My limbs and my life, see:
(He lifts a clod of earth from the ground, holds it
over his head, and with the last words throws it
behind him.)

so freely I fling away!

Rhine Daughters
Come, sisters!
Speed from the madman!
Though valiant and wise he seems to himself,
though valiant and wise he seems to himself,
yet in bonds and in blindness is he!
(They swim, wildly excited, in wide circles close to
the shore.)

Oaths he plighted, and heedeth them not!
(Renewed animated movement.)
Runes he readeth, and recks them not!

Flosshilde
A glorious gift once was his own:

Woglinde
Ein hehrstes Gut ward ihm gegönnt.

Alle Drei
Daß er's verworfen, weiß er nicht;

Flosshilde
nur den Ring,

Wellgunde
der zum Tod ihm taugt,

Alle Drei
den Reif nur will er sich wahren!
Leb' wohl! Siegfried! Ein stolzes Weib
wird noch heute dich Argen beerben,
sie beut uns bess'res Gehör:
zu ihr!
(Sie wenden sich schnell zum Reigen, mit welchem
sie gemächlich, dem Hintergrunde zu, fortschwim-
men. Siegfried sieht ihnen lächelnd nach, stemmt ein
Bein auf ein Felsstück am Ufer, und verweilt mit auf
der Hand gestütztem Kinne.)


Rheintöchter
Weialala weialala
leia leia wallala la la lei
la la la lei la la la la la la lei
(immer ferner) walla la la la weia
la walla la weiala la lei wallala
la la leia leia leia leia la la la!

Woglinde
A glorious gift once was his own:

All Three
That he has lost it knows he not;

Flosshilde
but the ring,

Wellgunde
that will deal him death,

All Three
the ring he will not surrender!
Farewell! Siegfried! A woman proud
will this day they wealth inherit;
our prayer by her will be heard:
to her!
(They turn quickly to their dance, in which they
slowly swim away to the back. Siegfried looks after
them, smiling, then places one foot on a piece of rock
on the shore and stands with his chin resting on his
hand.)


Rhine Daughters
Weialala weialala
leia leia wallala la la lei
la la la lei la la la la la la lei
(more and more distant) walla la la la weia
la walla la weiala la lei wallala
la la leia leia leia leia la la la!

Siegfried
Im Wasser wie am Lande
lernte nun ich Weiberart:
wer nicht ihrem Schmeicheln traut,
den schrecken sie mit Drohen;
wer dem nun kühnlich trotzt,
dem kommt dann ihr Keifen dran!
(Die Rheintöchter sind hier gänzlich ver schwunden.)
Und doch, trüg' ich nicht Gutrun' Treu',...
(Die Rheintöchter werden aus grösserer Entfer-
nung nur gehört.)


Rheintöchter
La! la!

Siegfried
... der zieren Frauen eine
hätt' ich mir frisch gezähmt!
(Er blickt ihnen unverwandt nach.)
(Jagdhornrufe kommen von der Höhe näher.)

Hagen
(von fern) Hoiho!
(Siegfried fährt aus einer träumerischen Entrück-
heit auf, und antwortet dem vernommenen Rufe auf seinem Horn.)




Siegfried
Alike on land and water
women's ways I now have learned:
the man who defies their smiles
they seek by threats to frighten;
if then he scorn their threats,
they sting him with scolding tongues!
(The Rhine daughters have now quite disappeared.)
And yet, but for my plighted oath,...
(The Rhine daughters are heard in the far
distance.)


Rhine Daughters
La! la!

Siegfried
... of these so winsome maids,
full sure had one soon been mine!
(He looks calmly after them.)
(Hunting horns are heard from the heights.)

Hagen
(far offstage) Hoiho!
(Siegfried starts from a dreamy reverie and
answers the call with his horn.)




Zweite Scene

Mannen
(außerhalb der Scene) Hoiho?
Hoiho? Hoiho?

Siegfried
(antwortend) Hoiho! Hoiho hoihe!
(Hagen kommt auf der Höhe hervor. Gunther folgt
ihm.)


Hagen
(Siegfried erblickend) Finden wir endlich,
wohin du flogest?

Siegfried
Kommt herab! Hier ist's frisch und kühl!
(Die Mannen kommen alle auf der Höhe an und
steigen nun, mit Hagen und Gunther, herab.)


Hagen
Hier rasten wir, und rüsten das Mahl.
(Jagdbeute wird zu Hauf gelegt.)
Laßt ruh'n die Beute,
und bietet die Schläuche!
(Schläuche und Trinkhörner werden hervorgeholt.
Alles lagert sich.)

Der uns das Wild verscheuchte,
nun sollt ihr Wunder hören,
was Siegfried sich erjagt.

Siegfried
Schlimm steht es um mein Mahl:
von eurer Beute bitte ich für mich!

Hagen
Du beutelos?

Scene Two

Vassals
(offstage) Hoiho?
Hoiho? Hoiho?

Siegfried
(answering) Hoiho! Hoiho hoihe!
(Hagen appears on the height. Gunther follows
him.)


Hagen
(seeing Siegfried) Found is the place, then,
where thou hast hidden?

Siegfried
Come ye down! Here 'tis fresh and cool!
(The Vassals all come to the height and now come
down with Hagen and Gunther.)


Hagen
Here rest we now; make ready the meal!
(They lay the game in a heap.)
Lay down the booty,
and bring out the wineskins!
(Wineskins and drink-horns are produced.
All lie down.)

The game from us he hunted;
be now the wonders told us
of Siegfried and his chase.

Siegfried
Ill fares it with my meal:
to share your booty e'en must I now beg.

Hagen
No booty thine?

Siegfried
Auf Waldjagd zog ich aus,
doch Wasserwild zeigte sich nur:
war ich dazu recht berathen,
drei wilde Wasservögel hätt ich euch wohl gefangen,
die dort auf dem Rhein mir sangen,
erschlagen würd' ich noch heut'.
(Gunther erschrickt, und blickt düster auf Hagen)
(Siegfried lagert sich zwischen Gunther und Hagen.)


Hagen
Das wäre üble Jagd,
wenn den Beutelosen selbst
ein lauernd Wild erlegte.

Siegfried
Mich dürstet!

Hagen
(indem er für Siegfried ein Trinkhorn füllen
läßt und es diesem dann darreicht)

Ich hörte sagen, Siegfried,
der Vögel Sangessprache
verstündest du wohl:
so wäre das wahr?

Siegfried
Seit lange acht' ich des Lallens nicht mehr.
(Er faßt das Trinkhorn und wendet sich damit zu
Gunther. Er trinkt und reicht das Horn Gunther hin.)

Trink', Gunther, trink':
dein Bruder bringt es dir!
(Gunther blickt mit Grausen in das Horn.)

Gunther
(dumpf) Du mischtest matt und bleich:
(noch gedämpfter) dein Blut allein darin!

Siegfried
For wood-game went I forth,
but waterfowl only I found:
yet had I been fitly furnished,
a brood of waterbirds to you had I brought as booty,
who sang to my ears ill tidings,
that slain today should I be.
(Gunther starts and looks darkly at Hagen.)
(Siegfried lies down between Gunther and Hagen.)


Hagen
That were an ill-starred chase,
if a lurking beast should change
to slay the luckless hunter.

Siegfried
I thirst now!

Hagen
(while a drink-horn is filled for Siegfried,
which Hagen then offers to him)

I heard it rumored, Siegfried,
that when the birds are singing
their speech thou dost know:
can that be the truth?

Siegfried
Their singing long have I heeded no more.
(He grasps the drink-horn and turns with it to
Gunther. He drinks and offers the horn to Gunther.)

Drink, Gunther, drink:
thy brother brings the draught!
(Gunther looks into the horn with horror.)

Gunther
(moodily) The draught is poor and pale:
(more gloomily) thy blood alone is there!

Siegfried
(lachend)
So misch' ich's mit dem Deinen!
(Er gießt aus Gunthers Horn in das seinige, so daß
dieses überläuft.)

Nun floß gemischt es über:
der Mutter Erde lass' das ein Labsal sein!

Gunther
(mit einem heftigen Seufzer)
Du überfroher Held!

Siegfried
(leise zu Hagen)
Ihm macht Brünnhilde Müh'?

Hagen
(leise zu Siegfried)
Verstünd' er sie so gut, wie du der Vögel Sang!

Siegfried
Seit Frauen ich singen hörte,
vergaß ich der Vöglein ganz.

Hagen
Doch einst vernahmst du sie?

Siegfried
(sich lebhaft zu Gunther wendend)
Hei, Gunther, grämlicher Mann!
Dank'st du es mir,
so sing' ich dir Mähren aus meinen jungen Tagen.

Siegfried
(laughing)
Then let our blood be mingled!
(He pours from Gunther's horn into his own so
that it overflows.)

Now mixed the wine runs over:
to earth, our mother, a cordial let it be!

Gunther
(with a deep sigh)
Thou overjoyous man!

Siegfried
(low, to Hagen)
His mirth Brünnhilde mars!

Hagen
(low, to Siegfried)
Her voice is not so clear as song of birds to thee!

Siegfried
Since women their songs have sung me,
the birds have I clean forgot.

Hagen
Yet once thou heard'st them well?

Siegfried
(turning to Gunther with animation)
Hey, Gunther, gloomy man!
Give me thy thanks,
and tales of the days of my boyhood will I tell thee.

Gunther
Die hör' ich gern.
(Alle lagern sich nah an Siegfried, welcher allein
aufrecht sitzt, während die andern tiefer gestreckt liegen.)


Hagen
So singe Held!

Siegfried
Mime, hieß ein mürrischer Zwerg;
in des Neides Zwang zog er mich auf,
daß einst das Kind, wann kühn es erwuchs,
einen Wurm ihm fällt' im Wald,
der lang' schon hütet' einen Hort.
Er lehrte mich schmieden
und Erze schmelzen;
doch, was der Künstler selber nicht konnt',
des Lehrlings Muthe mußt' es gelingen:
eines zerschlag'nen Stahles Stücken
neu zu schmieden zum Schwert.
Des Vaters Wehr fügt' ich mir neu,
nagelfest schuf ich mir Nothung.
Tüchtig zum Kampf dünkt' er dem Zwerg;
der führte mich nun zum Wald:
dort fällt' ich Fafner, den Wurm.
Jetzt aber merkt wohl auf die Mähr':
Wunder muß ich euch melden.
Von des Wurmes Blut mir brannten die Finger;
sie führt' ich kühlend zum Mund:
kaum netzt ein wenig die Zunge das Naß,
was da die Vöglein sangen,
das konnt' ich flugs versteh'n.
Auf den Ästen saß es und sang:
"Hei! Siegfried gehört nun der Niblungen Hort!
Oh! fänd' in der Höhle den Hort er jetzt!
Wollt' er den Tarnhelm gewinnen,
der taugt ihm zu wonniger That:
doch möcht' er den Ring sich errathen,
der macht ihn zum Walter der Welt!"

Gunther
My thanks be thine.
(All lie down near Siegfried, who alone sits
upright.)


Hagen
Now sing to us.

Siegfried
Mime, know ye then, was a dwarf:
he had fostered me, driven by greed,
that, grown to strength, for him I might slay
in the wood a dragon grim,
who lay there guarding a hoard.
So smithing he taught me
and forging sword blades;
the task the craftsman ne'er could achieve,
the learner's cunning yet had to master:
out of a shattered weapon's splinters,
new to fashion a sword.
My father's blade forged I anew.
Ne'er was steel stronger than Nothung.
Fit for the fight then it was deemed;
together we sought the wood:
there slew I Fafner, the foe.
Now let your ears heed well my tale:
marvels have I to tell you.
From the dragon's blood my fingers were burning;
I raised them straight to my mouth:
but when the blood scarce had wetted my tongue,
then what the birds were singing
I seemed to hear like speech.
On a branch one sat there and sang:
"Hei! Siegfried now owneth the Nibelung's hoard,
if hid in the cavern the hoard he finds!
Let him but win him the Tarnhelm,
'twill serve him for deeds of renown:
but could he discover the ring,
it would make him the lord of the world!"

Hagen
Ring und Tarnhelm trug'st du nun fort?

Ein Manne
Das Vöglein hörtest du wieder?

Siegfried
Ring und Tarnhelm hatt' ich gerafft:
da lauscht' ich wieder dem wonnigen Laller;
der saß im Wipfel und sang:
"Hei! Siegfried gehört nun der Helm und der Ring.
Oh, traute er Mime dem treulosen nicht!
Ihm sollt' er den Hort nur erheben;
nun lauert er listig am Weg:
nach dem Leben trachtet er Siegfried:
oh, traute Siegfried nicht Mime!"

Hagen
Ring and Tarnhelm took'st thou away?

A Vassal
Again then heard'st thou the woodbird?

Siegfried
Ring and Tarnhelm when I had seized,
then once again I gave ear to the warbler;
he sat above me and sang:
"Hei! Siegfried now owneth the helm and the ring.
Oh, let him not trust to the falsest of friends!
for Mime too covets the hoard
and now craftily lurks on the road:
to his death he lureth on Siegfried:
let Siegfried trust not in Mime!"

Hagen
Es mahnte dich gut?

Vier Mannen
Vergaltest du Mime?

Siegfried
Mit tödtlichem Tranke trat er zu mir;
bang und stotternd gestand er mir Böses:
Nothung streckte den Strolch!

Hagen
(grell lachend)
Was nicht er geschmiedet schmeckte doch Mime!
(Er läßt ein Trinkhorn neu füllen und träufelt den
Saft eines Krautes hinein.)


Ein Manne
Was wies das Vöglein dich wieder?

Ein anderer Manne
Was wies das Vöglein dich wieder?

Hagen
Trink' erst, Held, aus meinem Horn:
ich würzte dir holden Trank,
die Erinnerung hell dir zu wecken,
(Er reicht Siegfried das Horn.)
daß Fernes nicht dir entfalle!
(Siegfried blickt gedankenvoll in das Horn, und
trinkt dann langsam.)


Hagen
The warning was good?

Four Vassals
Got Mime his payment?

Siegfried
With murderous drink he came to my side;
shy and shaking, he told me his falseness:
Nothung paid him his wage!

Hagen
(laughing harshly)
He forged not the sword yet soon did he feel it!
(He has another drink-horn filled and drops the
juice of an herb into it.)


A Vassal
What more didst hear from the woodbird?

Another Vassal
What more didst hear from the woodbird?

Hagen
Drink first, hero, from my horn:
I mixed thee a noble draught,
that its magic may wake thy remembrance,
(He offers Siegfried the horn.)
and old times may not escape thee!
(Siegfried looks thoughtfully into the horn and
then drinks slowly.)


Siegfried
In Leid zu dem Wipfel lauscht' ich hinauf;
da saß es noch und sang:
"Hei! Siegfried erschlug nun den schlimmen Zwerg!
Jetzt wüßt' ich ihm noch das herrlichste Weib;
auf hohem Felsen sie schläft,
Feuer umbrennt ihren Saal:
durchschritt er die Brunst, weckt' er die Braut,
Brünnhilde wäre dann sein!"

Hagen
Und folgtest du des Vögleins Rathe?

Siegfried
Rasch ohne Zögern zog ich nun aus:
(Gunther hört mit immer größerem Erstaunen zu.)
Bis den feurigen Fels ich traf:
die Lohe durchschritt ich, und fand zum Lohn
(in immer größere Verzückung gerathend)
schlafend ein wonniges Weib
in lichter Waffen Gewand.
Den Helm löst' ich der herrlichen Maid;
mein Kuß erweckte sie kühn:
oh! Wie mich brünnstig da
umschlang der schönen Brünnhilde Arm!

Gunther
(in höchstem Schrecken aufspringend)
Was hör' ich!

Siegfried
In grief to the branches gazed I aloft;
there still he sat and sang:
"Hei! Siegfried hath struck down the evil dwarf!
Now know I for him a glorious bride:
on rocky fastness she sleeps,
guarded by fire is her home:
who fighteth the flames, wakens the maid,
Brünnhilde wins for his own!"

Hagen
The woodbird's counsel didst thou follow?

Siegfried
Straight, without pause I hied me away:
(Gunther listens with increasing astonishment.)
till the flaming fell I reached:
I passed through its fire and found for prize,
(sinking more and more into a state of ecstasy)
sleeping, a woman fair,
all clad in glittering mail.
The helm I loosed from the glorious maid,
my kiss awoke her from sleep:
ah, then like flames of fire
enfolded me beauteous Brünnhilde's arms!

Gunther
(springing up in greatest dismay)
What saith he?

(Zwei Raben fliegen aus einem Busche auf, kreisen
über Siegfried, und fliegen dann, dem Rheine zu davon.)


Hagen
Erräth'st du auch dieser Raben Geraun'?
(Siegfried fährt heftig auf, und blickt, Hagen den
Rücken zukehrend, den Raben nach.)

Rache riethen sie mir!
(Hagen stößt seinen Speer in Siegfrieds Rücken.
Gunther und die Mannen stürzen sich über Hagen.
Siegfried schwingt mit beiden Händen seinen Schild
hoch empor, um ihn nach Hagen zu werfen: die Kraft
verläßt ihn; der Schild entsinkt ihm rückwärts; er
selbst stürzt krachend über dem Schilde zusammen.)


Vier Mannen
(welche vergebens Hagen zurückzuhalten versucht)
Hagen, Was thu'st du?

Zwei andere Mannen
Was thatest du?

Gunther
Hagen, was thatest du?

Hagen
Meineid rächt' ich!
(Hagen wendet sich ruhig zur Seite ab, und verliert
sich dann über der Höhe, wo man ihn langsam durch
die anbrechende Dämmerung von dannen schreiten
sieht. Gunther beugt sich, schmerzergriffen, zu Sieg-
frieds Seite nieder. Die Mannen umstehen theil-
nahms voll den Sterbenden.)


(Two ravens fly up out of a bush, circle over Sieg-
fried, and then fly away toward the Rhine.)


Hagen
Those raven's speech! canst thou read it aright?
(Siegfried stands up suddenly and, turning his
back to Hagen, looks after the ravens.)

Vengeance is their decree!
(Hagen thrusts his spear into Siegfried's back.
Gunther and the Vassals rush toward Hagen. Sieg-
fried swings his shield on high with both hands, as
though to throw it upon Hagen: his force fails him,
the shield falls backward, and he himself falls down
on the shield.)


Four Vassals
(who have in vain tried to hold Hagen back)
Hagen, what dost thou?

Two other Vassals
What deed is that?

Gunther
Hagen, what deed is that?

Hagen
Falsehood's payment!
(Hagen turns quietly away and then is seen
through the gathering twilight slowly moving up the
height, over which he disappears. Gunther bends
down, stricken with grief, at Siegfried's side. The
Vassals stand around the dying man, filled with
sympathy.)


Siegfried
(von zwei Mannen sitzend erhalten,
schlägt die Augen glanzvoll auf)

Brünnhilde! Heilige Braut!
Wach' auf! Öffne dein Auge!
Wer verschloß dich wieder in Schlaf?
Wer band dich in Schlummer so bang?
Der Wecker kam: er küßt dich wach,
und aber der Braut bricht er die Bande:
da lacht ihm Brünnhildes Lust.
Ach! Dieses Auge ewig nun offen!
Ach, dieses Athems wonniges Wehen!
Süßes Vergehen, seliges Grauen!
Brünnhild' bietet mir Gruß!
(Er sinkt zurück und stirbt. Regungslose Trauer der
Umstehenden.)

(Die Nacht ist hereingebrochen. Auf die stumme
Ermahnung Gunthers erheben die Mannen Siegfrieds
Leiche, und geleiten sie, mit dem Folgenden, in feier-
lichem Zuge über die Felsenhöhe langsam von
dannen. Gunther folgt der Leiche zunächst.)

(Der Mond bricht durch die Wolken, und beleuch-
tet immer heller den die Berghöhe erreichenden
Trauerzug. Aus dem Rheine sind Nebel aufgestiegen,
und erfüllen allmählich die ganze Bühne, auf welcher
der Trauerzug bereits unsichtbar geworden ist, so
daß diese, während des Zwischenspieles, gänzlich verhüllt bleibt.)

(Von hier an vertheilen die Nebel sich wieder, bis
endlich die Halle der Gibichungen, wie im ersten
Aufzuge, immer erkennbarer hervortritt.)




Siegfried
(held by two Vassals in a sitting position,
opens his eyes)

Brünnhilde! Holiest bride!
Awake! Lift up thine eyelids!
Who hath locked thee once more in sleep?
Who bound thee in slumber so fast?
Thy wak'ner came: he kissed thee awake,
again now the bridge's bonds hath he broken:
now laughs to him Brünnhild's delight.
Ah! those eyes ever now open!
Ah, what enchantment wafteth her breathing!
Blissful surrender, sweet are they terrors!
Brünnhild' greeteth me there!
(He sinks back and dies. The rest stand around him
in sorrow without moving.)

(Night has come. At Gunther's mute command the
Vassals raise Siegfried's corpse and, during the
following, carry it away in solemn procession over the
height. Gunther follows at a little distance.)

(The moon breaks through the clouds and lights
up the funeral procession more and more brightly as
it reaches the height. Mists have arisen from the
Rhine and gradually fill the whole stage, where the
funeral procession has become invisible: they come
quite to the front, so that the whole stage remains
hidden during the musical interlude.)
(From this point the mists divide again, until at
length the hall of the Gibichungs appears, as in Act One.)




Dritte Scene

(Es ist Nacht. Der Mondschein spiegelt sich auf
dem Rheine. Gutrune tritt aus ihrem Gemache in die Halle hinaus.)


Gutrune
War das sein Horn? (Sie lauscht.)
Nein! Noch kehrt' er nicht heim.
Schlimme Träume störten mir den Schlaf.
Wild wieherte sein Roß;
Lachen Brünnhildes weckte mich auf.
Wer war das Weib,
das ich zum Ufer schreiten sah?
Ich fürchte Brünnhild'! Ist sie daheim?
(Sie lauscht an der Thüre rechts und ruft:)
Brünnhild'! Brünnhild'! Bist du wach?
(Sie öffnet schüchtern, und blickt in das innere
Gemach.)

Leer das Gemach. So war es sie,
die ich zum Rheine schreiten sah?
(Horn auf dem Theater fern.)
War das sein Horn? Nein! Öd' alles!
(Sie blickt ängstlich hinaus.)
Säh' ich Siegfried nur bald!

Hagen
(von außen sich nähernd)
Hoiho! Hoiho!
(Als Gutrune Hagens Stimme hört, bleibt sie, von
Furcht gefesselt, eine Zeit lang unbeweglich stehen.)

Wacht auf! Wacht auf!
Lichte, Lichte, helle Brände!
Jagdbeute bringen wir heim.
Hoiho! Hoiho!
(Wachsender Feuerschein von außen. Hagen tritt
in die Halle.)

Auf, Gutrun'! Begrüße Siegfried!
Der starke Held, er kehret heim.

Scene Three

(It is night. The moonlight is reflected from the
Rhine. Gutrune comes out from her room into the hall.)


Gutrune
Was that his horn? (She listens.)
No! He cometh not yet.
Dreams of evil drove away my sleep.
Then wildly neighs his horse;
Brünnhild's laughter in waking I heard.
What woman was't
that to the shore I saw go down!
I shrink from Brünnhild'. Is she within?
(She listens at the door to the right and calls:)
Brünnhild'! Brünnhild'! Art awake?
(She opens the door hesitatingly and looks into
the inner room.)

Bare is her room. Then it was she
who to the river shore went down?
(Horn on the stage, distant.)
Was that his horn? No! All silent!
(She looks anxiously out.)
Would but Siegfried return!

Hagen
(from offstage, coming nearer)
Hoiho! Hoiho!
(As Gutrune hears Hagen's voice she stands for a
time motionless with fear.)

Awake! Awake!
Torches, torches, burning torches!
Home bring we spoils of our hunt.
Hoiho! Hoiho!
(Increasing fire-glow from offstage. Hagen enters
the hall.)

Up, Gutrun'! Give Siegfried greeting!
Thy hero bold now cometh home.

Gutrune
(in großer Angst)
Was geschah? Hagen! Nicht hört' ich sein Horn!
(Männer und Frauen, mit Lichtern und Feuer-
bränden, geleiten in großer Verwirrung den Zug der
mit Siegfrieds Leiche Heimkehrenden.)


Hagen
Der bleiche Held, nicht bläs't er es mehr;
nicht stürmt er zur Jagd, zum Streite nicht mehr,
noch wirbt er um wonnige Frauen.

Gutrune
(mit wachsendem Entsetzen)
Was bringen die?
(Der Zug gelangt in die Mitte der Halle, und die
Mannen setzen dort die Leiche auf einer schnell
errichteten Erhöhung nieder.)


Hagen
Eines wilden Ebers Beute:
Siegfried, deinen todten Mann.
(Gutrune schreit auf, und stürzt über die Leiche
hin. Allgemeine Erschütterung und Trauer. Gunther
bemüht sich um die Ohnmächtige)


Gunther
Gutrun', holde Schwester,
hebe dein Auge, schweige mir nicht!

Gutrune
(wieder zu sich kommend)
Siegfried ... Siegfried erschlagen!
(Sie stößt Gunther heftig zurück.)
Fort, treuloser Bruder,
du Mörder meines Mannes,
O Hülfe! Hülfe! Wehe! Wehe!
Sie haben Siegfried erschlagen!

Gunther
Nicht klage wider mich,
dort klage wider Hagen.
Er ist der verfluchte Eber,
der diesen Edlen zerfleischt.

Gutrune
(in great terror)
What befell? Hagen! I heard not his horn!
(Men and women in great confusion, with lights
and firebrands, accompany the procession returning
home with Siegfried's body.)


Hagen
Thy pale-faced hero will wind it no more;
to fight or to hunt no more will he hie,
no more will he woo winsome women.

Gutrune
(with growing horror)
What bring hey here?
(The procession reaches the middle of the hall, and
the Vassals set down the body on a hastily raised
mound.)


Hagen
'Tis a boar's ill-fated victim:
Siegfried, thy husband, slain.
(Gutrune shrieks out and falls upon the corpse.
General horror and mourning. Gunther tends
Gutrune.)


Gunther
Gutrun', gentle sister,
look thou upon me, speak but to me!

Gutrune
(coming to herself again.)
Siegfried ... Siegfried is murdered!
(She pushes Gunther back violently.)
Hence! hence, faithless brother!
'tis thou hast slain my husband,
Oh help me! Help me! Sorrow! Sorrow!
My hero, Siegfried, is murdered!

Gunther
Cast not the blame on me,
cast there the blame on Hagen.
He is the accursed traitor
by whom this hero was slain.

Hagen
Bist du mir gram darum?

Gunther
Angst und Unheil greife dich immer!

Hagen
(mit furchtbarem Trotze herantretend)
Ja denn! Ich hab' ihn erschlagen.
Ich, Hagen, schlug ihn zu todt.
Meinem Speer war er gespart,
bei dem er Meineid sprach.
Heiliges Beuterecht hab' ich mir nun errungen:
drum fordr' ich hier diesen Ring.

Gunther
Zurück! Was mir verfiel
sollst nimmer du empfah'n.

Hagen
Ihr Mannen, richtet mein Recht!

Gunther
Rühr'st du an Gutrunes Erbe,
schamloser Albensohn?
(Hagen zieht sein Schwert.)

Hagen
Des Alben Erbe fordert so sein Sohn!
(Er dringt auf Gunther ein; dieser wehrt sich; sie
fechten. Die Mannen werfen sich dazwischen. Gun-
ther fällt von einem Streiche Hagens darnieder.)

Her den Ring!
(Er greift nach Siegfrieds Hand; diese hebt sich
drohend empor. Gutrune hat bei Gunthers Falle ent-
setzt aufgeschreien. Alles bleibt in Schauder regungslos gefesselt.)

(Aus dem Hintergrunde schreitet Brünnhilde fest
und feierlich dem Vordergrunde zu.)


Hagen
Art therefor wroth with me?

Gunther
Grief and ill-fate thine be forever!

Hagen
(stepping forward with terrible defiance)
Yes then! 'Tis I that did slay him.
I, Hagen, dealt him his death.
To my spear was he decreed,
whereon his false oath was sworn.
Holiest heritage have I by right now won me:
Therefore I claim here this ring.

Gunther
Away! What I have won,
that thou shalt ne'er make thine!

Hagen
Ye vassals, give me my right.

Gunther
Graspest thou Gutrune's dower,
shameless Niblung son?
(Hagen draws his sword.)

Hagen
The Niblung's dower so his son doth seize.
(He rushes upon Gunther, who defends himself;
they fight. The Vassals throw themselves between.
Gunther falls dead from a stroke of Hagen's.)

Mine, the ring!
(He grasps at Siegfried's hand, which raises itself
threateningly. Gutrune shrieks with horror as Gunther
falls. All remain motionless with terror.)

(From the background Brünnhilde advances firmly
and solemnly to the front.)


Brünnhilde
(noch im Hintergrunde)
Schweigt eures Jammers jauchzenden Schwall!
Das ihr Alle verriethet
zur Rache schreitet sein Weib.
(während sie ruhig weiter vorschreitet)
Kinder hört' ich greinen nach der Mutter, da
süße Milch sie verschüttet:
doch nicht erklang mir würdige Klage,
des höchsten Helden werth.

Gutrune
(vom Boden heftig sich aufrichtend)
Brünnhilde! Neiderbos'te!
Du brachtest uns diese Noth:
die du die Männer ihm verhetztest,
weh, daß du dem Haus genaht!

Brünnhilde
Armselige, schweig'!
Sein Eheweib war'st du nie,
als Buhlerin bandest du ihn.
Sein Mannesgemahl bin ich,
der ewige Eide er schwur,
eh' Siegfried je dich ersah!

Gutrune
(in jähe Verzweiflung ausbrechend)
Verfluchter Hagen! Daß du das Gift mir riethest,
das ihr den Gatten entrückt!
Ach, Jammer! Wie jäh' nun weiß ich's,
Brünnhild', war die Traute,
die durch den Trank er vergaß!
(Sie hatt sich voll Scheu von Siegfried abgewendet,
und beugt sich nun ersterbend über Gunthers Leiche;
so verbleibt sie regungslos bis zum Schlusse. Hagen
steht, trotzig auf Speer und Schild gelehnt, in finsteres
Sinnen versunken, auf der entgegengesetzen Seite.)

(Brünnhilde allein in der Mitte; nachdem sie lange
in den Anblick Siegfrieds versunken gewesen, wendet
sie sich jetzt, mit feierlicher Erhobenheit, an die
Männer und Frauen.)


Brünnhilde
(still in the background)
Silence your sorrow's clamorous cry!
Whom ye all have betrayed,
for vengeance cometh his wife.
(as she quietly comes farther forward)
Children heard I whining to their mother
because sweet milk had been spilled:
yet heard I not lament that befitteth
the highest hero's fame.

Gutrune
(raising herself from the ground)
Brünnhilde! Envy-cursed one!
Thou hast on us brought this bane,
for thou didst rouse the men against him;
woe, that to this house thou cam'st!

Brünnhilde
Ill-starred one, peace!
for ne'er wert thou wife of his;
his leman alone hast thou been.
His manhood's bride am I:
to me all his vows had been sworn
ere Siegfried looked on thy face!

Gutrune
(breaking out in sudden despair)
Accursed Hagen! that thou the poison gav'st
that has stol'n her husband away!
Ah, sorrow! Mine eyes are opened,
Brünnhild' was the true love
whom through the drink he forgot!
(Full of shame, she has turned away from Siegfried
and bends over Gunther's body in a dying condition;
so she remains, motionless, till the end. Hagen
stands, defiantly leaning on his spear, sunk in gloomy
brooding, on the opposite side.)

(Brünnhilde alone in the center: after remaining
long absorbed in contemplation of Siegfried, she
turns now to the men and women with solemn
exaltation.)


Brünnhilde
(zu den Mannen)
Starke Scheite schichtet mir dort
am Rande des Rhein's zu Hauf'!
Hoch und hell lod're die Gluth,
die den edlen Leib des hehresten Helden
verzehrt.
Sein Roß führet daher,
daß mit mir dem Recken es folge:
denn des Helden heiligste Ehre zu theilen
verlangt mein eigener Leib.
Vollbringt Brünnhildes Wort!
(Die jüngeren Männer errichten, während des
Folgen den, vor der Halle, nahe am Rheinufer, einen
mächtigen Scheiterhaufen: Frauen schmücken die-
sen dann mit Decken, auf welche sie Kräuter und Blumen streuen.)

(Brünnhilde versinkt von Neuem in die Betrachtung des Antlitzes
der Leiche Siegfrieds. Ihre Mienen
nehmen eine immer sanftere Verklärung an.)


Brünnhilde
(to the Vassals)
Mighty logs I bid you now pile
on high by the river shore!
Bright and fierce kindle a fire;
let the noblest hero's corse in its flames be
consumed.
His steed bring to me here,
that with me his lord he may follow:
for my body burneth with holiest longing my
hero's honor to share.
Fulfill Brünnhild's behest.
(During the following, the young men raise a huge
funeral pyre of logs before the hall, near the bank of
the Rhine: women decorate this with coverings on
which they strew plants and flowers.)

(Brünnhilde becomes again absorbed in contemplation
of Siegfried's dead face. Her features take
gradu ally a softer and brighter expression.)


Wie Sonne lauter strahlt mir sein Licht:
der Reinste war er, der mich verrieth!
Die Gattin trügend, treu dem Freunde,
von der eig'nen Trauten einzig ihm theuer,
schied er sich durch sein Schwert.
Ächter als er schwur Keiner Eide;
treuer als er hielt Keiner Verträge;
lautrer als er liebte kein And'rer:
Und doch, alle Eide, alle Verträge,
die treueste Liebe, trog keiner wie Er!
Wiß't ihr, wie das ward?
(nach oben blickend)
O ihr, der Eide ewige Hüter!
Lenkt euren Blick auf mein blühendes Leid;
erschaut eure ewige Schuld!
Meine Klage hör', du hehrster Gott!
Durch seine tapferste That,
dir so tauglich erwünscht,
weihtest du den, der sie gewirkt,
dem Fluche dem du verfielest:
Mich mußte der Reinste verrathen,
daß wissend würde ein Weib!
Weiß ich nun was dir frommt?
Alles, Alles, Alles weiß ich,
Alles ward mir nun frei.
Auch deine Raben hör' ich rauschen;
mit bang ersehnter Botschaft
send' ich die Beiden nun heim.
Ruhe, ruhe, du Gott!
(Sie winkt den Mannen Siegfrieds Leiche auf den
Scheitehaufen zu tragen; zugleich zieht sie von Sieg-
frieds Finger den Ring ab, und betrachtet ihn sinnend.)


Like rays of sunshine streameth his light:
the purest was he, who hath betrayed!
In wedlock traitor, true in friendship;
from his heart's own true love, only beloved one,
barred was he by his sword.
Truer than his were oaths ne'er spoken;
faithful as he, none ever held promise;
purer than his, love ne'er was plighted:
Yet oaths hath he scorned, bonds hath he broken,
the faithfullest love none so hath betrayed!
Know ye why that was?
(looking upward)
Oh ye, of vows the heavenly guardians!
Turn now your eyes on my grievous distress;
behold your eternal disgrace!
To my plaint give ear, thou mighty god!
Through his most valiant deed,
by thee so dearly desired,
didst thou condemn him to endure
the doom that on thee had fallen;
he, truest of all, must betray me,
that wise a woman might grow!
Know I now all thy need?
All things, all things, all now know I.
All to me is revealed.
Wings of thy ravens wave around me;
with tidings long desired,
I send now thy messengers home.
Rest thou, rest thou, o god!
(She makes a sign to the Vassals to lift Siegfried's
body onto the pyre; at the same time she draws the
ring from Siegfried's finger and looks at it meditatively.)


Mein Erbe nun nehm' ich zu eigen.
Verfluchter Reif! Furchtbarer Ring!
Dein Gold fass' ich und geb' es nun fort.
Der Wassertiefe weise Schwestern,
des Rheines schwimmende Töchter,
euch dank' ich redlichen Rath:
was ihr begehrt, ich geb' es euch:
aus meiner Asche nehmt es zu eigen!
Das Feuer, das mich verbrennt,
rein'ge vom Fluche den Ring!
Ihr in der Fluth löset ihn auf,
und lauter bewahrt das lichte Gold,
das Euch zum Unheil geraubt.
(Sie hat sich den Ring angesteckt, und wendet sich
jetzt zu dem Scheitergerüste, auf welchem Siegfrieds
Leiche ausgestreckt liegt. Sie entreißt einem Manne
den mächtigen Feuerbrand.)

(den Feuerbrand schwingend und nach dem
Hintergrunde deutend)
Fliegt heim, ihr Raben! Raun't es eurem Herren,
was hier am Rhein ihr gehört!
An Brünnhildes Felsen fahrt vorbei!
Der dort noch lodert,
weiset Loge nach Walhall!
Denn der Götter Ende dämmert nun auf.
So werf' ich den Brand
in Walhalls prangende Burg.
(Sie schleudert den Brand in den Holzstoß, welcher
sich schnell hell entzündet. Zwei Raben sind vom
Felsen am Ufer aufgeflogen, und verschwinden nach
dem Hintergrunde.)

(Brünnhilde gewahrt ihr Roß, welches soeben zwei
Männer herein führen.)

Grane, mein Roß! Sei mir gegrüßt!

My heritage yields now the hero.
Accursed charm! Terrible ring!
My hand grasps thee, and gives thee away.
Ye sisters wise who dwell in the waters,
give ear, ye sorrowing Rhine maids,
good counsel lives in your redes:
what ye desire I leave to you:
now from my ashes take ye your treasure!
Let fire, burning this hand,
cleanse, too, the ring from its curse!
Ye in the flood, wash it away,
and purer preserve your shining gold
that to your sorrow was stol'n.
(She has put the ring on her finger and now turns
to the pile of logs on which Siegfried's body lies
stretched. She takes a great firebrand
from one of the men.)

(waving the firebrand and pointing to the
background)
Fly home, ye ravens! tell your lord the tidings
that here on the Rhine ye have learned!
To Brünnhilde's rock first wing your flight!
there burneth Loge:
straight way bid him to Walhall!
For the end of godhood draweth now near.
So cast I the brand
on Walhall's glittering walls.
(She flings the brand on the woodpile, which
quickly breaks out into bright flames. Two ravens fly
up from the rock and disappear in the background.)

(Brünnhilde perceives her horse, which has just
been led in by two men.)

Grane, my steed, I greet thee, friend!

(Sie ist ihm entgegen gesprungen, faßt es und ent-
zäumt es schnell: dann neigt sie sich traulich zu ihm.)

Weißt du auch, mein Freund,
wohin ich dich führe?
Im Feuer leuchtend, liegt dort dein Herr,
Siegfried, mein seliger Held.
Dem Freunde zu folgen wieherst du freudig?
Lockt dich zu ihm die lachende Lohe?
Fühl' meine Brust auch, wie sie entbrennt,
helles Feuer das Herz mir erfaßt,
ihn zu umschlingen, umschlossen von ihm,
in mächtigster Minne, vermählt ihm zu sein!
Heiajoho! Grane! Grüß' deinen Herren!
(Sie hat sich auf das Roß geschwungen und hebt
es jetzt zum Sprunge.)


Siegfried! Siegfried! Sieh!
Selig grüßt dich dein Weib!

(Sie sprengt das Roß mit einem Satze in den
brennenden Scheitehaufen. Sogleich steigt prasselt
der Brand hoch auf, so daß das Feuer den ganzen
Raum vor der Halle erfüllt und diese selbst schon zu
ergreifen scheint. Entsetzt drängen sich die Männer
und Frauen nach dem äußersten Vordergrunde.)


(She has sprung toward him, seizes and unbridles
him: then she bends affectionately toward him.)

Know'st thou now to whom
and whither I lead thee?
In fire radiant, lies there thy lord,
Siegfried, my hero blest.
To follow thy master, joyfully neigh'st thou?
Lures thee to him the light with its laughter?
Feel, too, my bosom, how it doth burn;
glowing flames now lay hold on my heart:
fast to enfold him, embraced by his arms,
in might of our loving with him aye made one!
Heiajaho! Grane! Give him thy greeting!
(She has swung herself on the horse and urges it to
spring forward.)


Siegfried! Siegfried! See!
Brünnhild' greets thee in bliss.

(She makes her horse leap into the burning pile of
logs. The flames immediately blaze up so that they fill
the whole space in front of the hall and appear to
seize on the building itself. The men and women
press to the front in terror.)


(Als der ganze Bühnenraum nur noch von Feuer
erfüllt erscheint, verlischt plötzlich der Gluthschein, so
daß bald bloß ein Dampfgewölke zurück bleibt,
welches sich dem Hintergrunde zu verzieht, und dort
am Horizonte sich als finstere Wolkenschicht lagert.
Zugleich ist vom Ufer her der Rhein mächtig ange-
schwollen, und hat seine Fluth über die Brandstätte
gewälzt. Auf den Wogen sind die drei Rheintöchter
herbei geschwommen und erscheinen jetzt über der Brandstätte.)

(Hagen, der seit dem Vorgange mit dem Ringe
Brünnhildes Benehmen mit wachsender Angst beo-
bachtet hat, geräth bei dem Anblicke der Rhein-
töchter in höchsten Schreck. Er wirft hastig Speer,
Schild und Helm von sich, und stürzt, wie wahn-
sinnig, sich in die Fluth.)


Hagen
Zurück vom Ring!
(Woglinde und Wellgunde umschlingen mit ihren
Armen seinen Nacken, und ziehen ihn, so zurück-
schwimmend, mit sich in die Tiefe. Flosshilde, den
anderen voran dem Hintergrunde zuschwimmend,
hält jubelnd den gewonnenen Ring in die Höhe.)

(Durch die Wolkenschicht, welche sich am Hori-
zonte gelagert, bricht ein röthlicher Gluthschein mit
wachsender Helligkeit aus. Von dieser Helligkeit
beleuchtet, sieht man die drei Rheintöchter auf den
ruhigeren Wellen des allmählich wieder in sein Bett
zurückgetretenen Rheines, lustig mit dem Ringe
spielend, im Reigen schwimmen.)

(Aus den Trümmern der zusammengestürzten
Halle sehen die Männer und Frauen, in höchster
Ergriffenheit, dem wachsenden Feuerscheine am
Himmel zu. Als dieser endlich in lichtester Helligkeit
leuchtet, erblickt man darin den Saal Walhalls, in
welchem die Götter und Helden, ganz nach der
Schilderung Waltrautes im ersten Aufzuge, versammelt sitzen.)

(Helle Flammen scheinen in dem Saale der Götter
aufzuschlagen. Als die Götter von den Flammen
gänzlich verhüllt sind, fällt der Vorhang.)




(As the whole space of the stage seems filled with
fire, the glow suddenly subsides, so that only a cloud
of smoke remains, which is drawn to the background
and there lies on the horizon as a dark bank of cloud.
At the same time the Rhine overflows its banks in a
mighty flood which rolls over the fire. On the waves
the three Rhine daughters swim forward and now
appear on the place of the fire.)


(Hagen, who since the incident of the ring has
observed Brünnhilde's behavior with growing
anxiety, is seized with great alarm at the appearance
of the Rhine daughters. He hastily throws spear,
shield and helmet from him and rushes, as if mad,
into the flood.)


Hagen
Give back the ring!
(Woglinde and Wellgunde embrace his neck with
their arms and draw him with them into the depths
as they swim away. Flosshilde, swimming in front of
the others toward the back, holds up the regained
ring joyously.)

(Through the bank of clouds which lie on the
horizon a red glow breaks forth with increasing
brightness. Illumined by this light, the three Rhine
daughters are seen, swimming in circles, merrily play-
ing with the ring on the calmer waters of the Rhine,
which has gradually returned to its natural bed.)

(From the ruins of the fallen hall, the men and
women, in the greatest agitation, look on the
growing firelight in the heavens. As this at length
glows with the greatest brightness, the interior of
Walhall is seen, in which the gods and heroes sit
assembled, as in Waltraute's description in the first act.)

(Bright flames appear to seize on the hall of the
gods. As the gods become entirely hidden by the
flames, the curtain falls.)




Glossary

aye. - always, forever
bane. - poison; misfortune
belike. - probably
corse. - corpse
craven. - coward
dole. - sorrow, grief
dross. - metal
fain. - gladly, willingly
fell. - a barren hill or highland
Gibich. - father of Gunther and Gutrune
Gibichung. - child of Gibich (i.e., Gunther or Gutrune)
Grane. - the name of Brünnhilde’s horse
grave. - to engrave
Grimhild. - mother of Gunther,
Gutrune, and Hagen
guerdon. - payment, reward
haft. - handle (of a spear)
hap. - to happen
haply. - by chance, perhaps
Hella. - goddess of the underworld
hie. - to hurry
Holda. - another name for Freia
leman. - mistress, concubine
Neidhöhle. - name of the cave where Fafner was slain
Norn. - a goddess of fate
Nothung. - name of Siegfried’s sword
plaint. - lament, complaint
plight. - to pledge
ravening. - devouring
reck. - to care, be concerned
rede. - advice; story
reft. - stolen, deprived
rend. - to tear apart
riven. - broken up
rune. - secret
sere. - dry, withered
shew. - to show
shiver. - to shatter
sooth. - truth
stint. - restraint
thrall. - slave; slavery
troth. - faith
Walhall. - Valhalla
Wälsung. - child of Wälse (Siegfried’s parents are Wälsungs)
ween. - to imagine, believe
wot. - to know
wroth. - angry
libretto by Richard Wagner libretto by Frederick Jameson

 

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