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Don Giovanni” by Wolfgang Amadeus Mozart libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt
ZWEITER AKT

Erste Szene

Eine Straße nahe einem Gasthaus. Nacht.

Duett

DON GIOVANNI
Genug, du Narr, du ärgerst mich!

LEPORELLO
Nein, nein, Herr, ich bleibe nicht!

DON GIOVANNI
Höre, mein Freund -

LEPORELLO
Ich will gehen, das sage ich Euch!

DON GIOVANNI
Was aber hätte ich dir getan,
daß du mich verlassen willst?

LEPORELLO
Oh, gar nichts.
Nur, daß Ihr mich beinahe getötet habt.

DON GIOVANNI
Komm, du bist verrückt!
Das war nur Spaß!

LEPORELLO
Und ich mache keinen Spaß,
ich will gehen.
(Leporello will sich davonmachen.)

DON GIOVANNI
Genug, du Narr, usw.

LEPORELLO
Nein, nein, Herr, usw.

Rezitativ

DON GIOVANNI
Leporello!

LEPORELLO
Mein Herr?

DON GIOVANNI (bietet ihm Geld)
Komm her, laß uns Frieden schließen, nimm!

LEPORELLO
Was ist das?

DON GIOVANNI
Vier Dublonen.

LEPORELLO (nimmt das Geld)
O hört, für dieses Mal akzeptiere ich die Zeremonie. Doch
macht Euch das nicht zur Gewohnheit! Glaubt nicht, daß Ihr
mich so herumkriegt wie Eure Frauen, nicht einmal mit Geld.

DON GIOVANNI
Reden wir nicht mehr davon. Hast du den Mut, zu
tun, was ich dir anschaffe?

LEPORELLO
So lange es nicht um Frauen geht!

DON GIOVANNI
So lange es nicht um Frauen geht? Verrücktheit!
So lange es nicht um Frauen geht! Du weißt, ich
brauche sie nötiger als das Brot, das ich esse, als
die Luft, die ich atme!

LEPORELLO
Und Ihr habt das Herz, sie alle zu betrügen?

DON GIOVANNI
Aus reiner Liebe! Wer nur einer treu ist, ist
grausam gegenüber den anderen. Ich aber, mit
meinem Überfluß an Empfindung, liebe sie alle.
Frauen können nicht klar denken - daher nennen
sie mein gutes Naturell Betrug.

LEPORELLO
Nie habe ich größere Natürlichkeit in reicherem
Maß verschwendet gesehen. Nun also, was wollt
Ihr, daß ich tue?

DON GIOVANNI
Höre! Hast du Donna Elviras Zofe gesehen?

LEPORELLO
Ich? Nein!

DON GIOVANNI
Dann hast du was schönes verpaßt, mein lieber
Leporello. Ich will mein Glück bei ihr versuchen und
dachte, da es beinahe Abend ist, ich kitzelte ihren
Appetit noch mehr, wenn ich mich in deinen
Kleidern präsentierte.

LEPORELLO
Und warum könnt Ihr Euch nicht in Euren eigenen
Kleidern zeigen?

DON GIOVANNI
Die Kleider eines Edelmanns haben nicht viel
Kredit bei den Leuten ihrer Klasse.
(Er legt seinen Mantel ab.)
Komm, voran!

LEPORELLO
Herr, aus verschiedenen Gründen ...

DON GIOVANNI
Ruhig! Ich dulde keinen Widerspruch!
(Sie tauschen Mäntel und Hüte. Donna Elvira
erscheint am Fenster des Gasthofes.)


Terzett

DONNA ELVIRA
Schweig stille, du zauderndes Herz!
Schlage nicht so in meiner Brust!
Er ist ein Schurke, ein Betrüger,
Und falsch ist es, Mitleid zu fühlen.

LEPORELLO
Ruhe! Ich höre, mein Herr,
die Stimme der Donna Elvira.

DON GIOVANNI
Ich werde die Gelegenheit ergreifen.
Du bleibst ein wenig hier!
(Er stellt sich hinter Leporello und spricht für ihn,
wobei er mit den Armen seines Dieners die
entsprechenden Gesten vollführt.)

Elvira, meine Geliebte!

DONNA ELVIRA
Ist das der Undankbare?

DON GIOVANNI
Ja, mein Leben, ich bin es,
und bitte um Gnade.

DONNA ELVIRA
Ihr Götter, welch eig'nes Empfinden
erwacht in meiner Brust.

LEPORELLO
Wart's ab: Diese Verrückte
wird ihm wieder Glauben schenken!

DON GIOVANNI
Komm herunter, meine Schöne.
Dann siehst du, daß nur du es bist,
die meine Seele anbetet.
Ich bin wirklich bußfertig.

DONNA ELVIRA
Nein, ich glaube dir nicht, Grausamer! usw.

DON GIOVANNI
O glaube mir, oder ich töte mich!
Meine Liebste, komm zu mir! usw.

LEPORELLO (zu Don Giovanni)
Hört auf damit, sonst muß ich lachen! usw.

DONNA ELVIRA
Welch ein Konflikt!
Soll ich gehen oder bleiben?
O Herr, bitte beschütze
mein leichtgläubiges Herz! usw.

DON GIOVANNI
Ich hoffe, daß sie sich schnell ergibt!
Welch ein hübscher kleiner Anschlag!
Ein fruchtbareres Talent als das meine
ist nirgendwo zu finden! usw.

LEPORELLO
Schon wieder beginnt das Lügenmaul
die arme Frau zu verführen!
O Götter, schützt sie
vor ihrem eigenen leichtgläubigen Herz! usw.
(Donna Elvira tritt vom Fenster zurück.)


Rezitativ

DON GIOVANNI
Mein Freund, was denkst du?

LEPORELLO
Ich denke, Ihr habt ein Herz aus Eisen.

DON GIOVANNI
Geh, welch ein Narr du bist! Höre gut zu: Wenn sie
heraustritt, läufst du, sie zu umarmen, liebkosest
sie ein oder zweimal, ahmst meine Stimme nach; und dann
versuchst du, sie geschickt von hier wegzulocken.

LEPORELLO
Schaut, Herr ...

DON GIOVANNI
Keine weiteren Widerworte!

LEPORELLO
Und wenn sie mich erkennt?

DON GIOVANNI
Sie wird dich nicht erkennen, wenn du es nicht
willst; psst, sie kommt! Paß auf!
(Don Giovanni verbirgt sich auf einer Seite. Donna
Elvira tritt auf.)


DONNA ELVIRA
Hier bin ich.

DON GIOVANNI (beiseite)
Laß sehen, was sie tut.

LEPORELLO (beiseite)
Welch ein Durcheinander!

DONNA ELVIRA
So kann ich also glauben, daß meine Tränen dein
Herz bezwungen haben? Daß mein geliebter Don
Giovanni reumütig zu seinen Pflichten und in Liebe
zu mir zurückkehrt?

LEPORELLO
Ja, Geliebte!

DONNA ELVIRA
Grausamer, wenn du wüßtest, wie viele Tränen und
Seufzer du mich gekostet hast!

LEPORELLO
Ich, mein Leben?

DONNA ELVIRA
Ihr!

LEPORELLO
Armes Mädchen! Wie ich das bedaure!

DONNA ELVIRA
Wirst du mich jemals wieder fliehen?

LEPORELLO
Nein, mein schöner Engel.

DONNA ELVIRA
Wirst du mein für immer sein?

LEPORELLO
Für immer.

DONNA ELVIRA
Geliebter!

LEPORELLO
Geliebte!
(beiseite)
Der Spaß ist nach meinem Geschmack.

DONNA ELVIRA
Mein Schatz!

LEPORELLO
Meine Venus!

DONNA ELVIRA
Ich stehe in Flammen für dich.

LEPORELLO
Und ich verbrenne zu Asche.

DON GIOVANNI (beiseite)
Der Kerl kommt in Fahrt.

DONNA ELVIRA
Und wirst mich nicht betrügen?

LEPORELLO
Gewiß nicht.

DONNA ELVIRA
Schwöre es mir.

LEPORELLO
Ich schwöre es in diese Hand, die ich stürmisch
küsse, und bei diesen lieblichen Augen.

(Don Giovanni tut, als brächte er jemanden um.)

DON GIOVANNI
Da, da, nimm dies und stirb!

DONNA ELVIRA, LEPORELLO
Ihr Götter!
(Sie eilen davon.)

DON GIOVANNI
Ha, ha, ha! Solange das Schicksal mir beisteht,
sehen wir zu! Das sind die Fenster. Also singen wir.
(Er nimmt eine Mandoline, die Leporello
zurückgelassen hat, und begleitet sich selbst.)


Kanzonette

Komm ans Fenster, mein Schatz,
Komm, tröste meinen Jammer.
Wenn du mir das Labsal verweigerst,
möchte ich vor deinen Augen sterben!
Du, deren Mund süßer ist als Honig,
du, die du das Herz mit Zucker versüßt -
sei nicht so grausam zu mir, mein Leben!
Laß wenigstens dich sehen, meine Geliebte!

Rezitativ

DON GIOVANNI
Da ist jemand am Fenster! Vielleicht sie!
Psst!
(Masetto tritt mit einer Gruppe von Landleuten auf.)

MASETTO
Nicht müde werden. Mein Herz sagt mir, daß wir
ihn finden werden.

DON GIOVANNI (beiseite)
Jemand spricht!

MASETTO
Halt! Ich glaube, dort bewegt sich jemand.

DON GIOVANNI (beiseite)
Wenn ich nicht irre, ist's Masetto!

MASETTO
Wer ist da? Keine Antwort; nun denn, legt die
Flinten an. Wer ist da?

DON GIOVANNI (beiseite)
Er ist nicht allein; ich muß mich hüten.
(laut)
Ihr Freunde.
(beiseite)
Ich darf mich nicht aufgeben.
(laut)
Bist du das, Masetto?

MASETTO
Derselbe. Und du?

DON GIOVANNI
Du kennst mich nicht? Ich bin der Diener von Don Giovanni.

MASETTO
Leporello, der Diener dieses unwürdigen Edelmannes.

DON GIOVANNI
Gewiß! Dieses Schurken!

MASETTO
Dieses ehrlosen Mannes! Ah, sag mir, wo ich ihn
finden kann. Wir suchen ihn, um ihn zu töten.

DON GIOVANNI (beiseite)
Lächerlich!
(laut)
Dreimal bravo, Masetto! Ich will mich euch
anschließen, um diesem Lump von Herrn ein Ende
zu machen. So hört meinen Plan.

Arie

Einige von euch gehen dorthin,
die andern dorthin!
Und leise, still schaut aus nach ihm!
Er ist nicht weit weg!
Wenn ihr einen Mann und ein Mädchen
auf dem Platz spazieren seht,
wenn ihr unter einem Fenster hört,
daß jemand Liebe macht,
dann feuert, feuert mit allen Mitteln,
denn es wird mein Herr sein.
Auf seinem Kopf trägt er einen Hut,
bedeckt mit weißen Federn;
über seinen Schultern einen weiten Umhang,
und an seiner Seite einen Degen.

Wenn ihr einen Mann, usw.
Einige von euch gehen dorthin, usw.
Eilt, geht und findet ihn!
Du aber, Masetto, kommst mit mir.
Wir werden den Rest tun,
und bald wirst du wissen, was das ist, usw.
(Die Landleute gehen ab.)

Rezitativ

DON GIOVANNI
Still! Laß mich lauschen! Wunderbar: Nun, wir
müssen ihn töten?

MASETTO
Sicherlich!

DON GIOVANNI
Wäre es nicht genug, ihm die Knochen zu brechen,
die Schultern zu zerschmettern?

MASETTO
Nein, nein, ich will ihn töten, ihn in hundert Stücke
schneiden.

DON GIOVANNI
Bist du gut bewaffnet?

MASETTO
Allerdings! Ich habe diese Muskete und dazu diese
Pistole.
(Er reicht Don Giovanni die Waffen zur Begutachtung.)

DON GIOVANNI
Und weiter?

MASETTO
Ist das nicht genug?

DON GIOVANNI (schlägt Masetto)
O gewiß ist das genug; nun, der ist für die Pistole,
und der für die Muskete!

MASETTO
Oh, mein Kopf!

DON GIOVANNI
Still - oder ich töte dich! Der dafür, weil du ihn
töten willst, der dafür, daß du ihn in Stücke
schneiden willst. Du Schurke! Du Lump! Du
Hundefratze!
(Don Giovanni geht ab.)

MASETTO
Oh, oh, mein Kopf! Oh, meine Schultern! Oh, meine Brust!

ZERLINA (kommt mit einem Licht herbei)
Ich dachte, ich hätte Masetto gehört!

MASETTO
O Gott, Zerlina, meine Zerlina, hilf mir!

ZERLINA
Was ist geschehen?

MASETTO
Der Schuft, der Schurke hat mir die Knochen
gebrochen und die Nerven zerschmettert!

ZERLINA
Mein Ärmster! Wer?

MASETTO
Leporello, oder ein Teufel, der so aussieht wie er!

ZERLINA
Grausamer, habe ich dich nicht gewarnt, daß deine
verrückte Eifersucht dir Schwierigkeiten macht? Wo
tut es weh?

MASETTO
Hier.

ZERLINA
Wo noch?

MASETTO
Hier, und hier auch!

ZERLINA
Nichts weiter schmerzt?

MASETTO
Dieser Fuß schmerzt ein wenig, dieser Arm, und diese Hand.

ZERLINA
Komm, komm, das ist nicht so schlimm, wenn
alles andere gesund ist. Komm mit mir nach
Hause, und wenn du versprichst, weniger
eifersüchtig zu sein, werde ich mich um dich
kümmern, mein lieber Gemahl.

Arie

Wenn du gut bist, mein Geliebter, wirst du sehen,
welche schöne Medizin ich dir gebe!
Sie ist ganz natürlich, macht keinen Verdruß,
und der Apotheker kennt sie nicht.
Es ist ein gewisser Balsam,
den ich mit mir führe;
ich kann ihn dir geben,
wenn du ihn probieren willst.
Weißt du, wo ich ihn bewahre?
Fühle mein Herz schlagen! Berühre mich hier!
(Sie gehen gemeinsam ab.)

Zweite Szene

Eine dunkle Vorhalle im Hause der Donna Anna

Rezitativ

LEPORELLO
Ich sehe Lichter um uns her, Geliebte,
laß uns im Verborgenen bleiben, bis sie
verschwunden sind.

DONNA ELVIRA
Was fürchtest du, mein vielgeliebter Gemahl?

LEPORELLO
Nichts, nichts ... nur gewisse Vorkehrungen, ich
gehe und schaue, ob sich die Lichter entfernen.
(beiseite)
Oh, wie komme ich nur los von ihr?
(laut)
Bleib hier, Geliebte!

DONNA ELVIRA
Ach, verlaß mich nicht!

Sextett

Allein an diesem dunklen Ort
höre laut mein Herz ich schlagen,
und solche Angst wandelt mich an,
daß ich glaube, ich müßte sterben.

LEPORELLO
Je eifriger ich die Türe suche,
desto schwerer ist sie zu finden.
Leise, leise, ich habe sie!
Das ist der rechte Augenblick zur Flucht!
(Donna Anna und Don Ottavio treten ein.)

DON OTTAVIO
Trockne deine Augen, mein Leben,
und gewähre Ruhe deinem Schmerz!
Der Schatten deines Vaters
sollte Mitleid mit deinem Leiden haben.

DONNA ANNA
Laß mir wenigstens diese Erleichterung
meines Schmerzes;
nur der Tod, mein Schatz,
kann meinen Tränen ein Ende setzen.

DONNA ELVIRA
Ach, wo ist mein Gemahl?

LEPORELLO
Wenn sie mich findet, bin ich verloren!

DONNA ELVIRA, LEPORELLO
Dort sehe ich eine Tür;
leise, leise, ich muß hinaus!
(Leporello will abgehen. Zerlina und Masetto treten
auf und stehen ihm gegenüber.)

ZERLINA, MASETTO
Halt, du Bube! Wo willst du hin?

DONNA ANNA, DON OTTAVIO
Da ist der Schuft! Wie kommt er hierher?

DONNA ANNA, ZERLINA, DON OTTAVIO, MASETTO
Oh, Tod dem Treulosen,
der mich verraten hat!

DONNA ELVIRA
Es ist mein Gemahl!
Seid gnädig!

DONNA ANNA, ZERLINA, DON OTTAVIO, MASETTO
Ist das Donna Elvira, die ich dort sehe?
Ich glaube es kaum! Nein! Er muß sterben!

(Don Ottavio zieht seinen Degen gegen Leporello,
der seine Verkleidung ablegt und auf die Knie fällt.)


LEPORELLO
Vergebt mir, vergebt mir, Ihr Herrschaften!
Ich bin nicht mein Herr; sie irrt sich!
Laßt mich leben, ich flehe Euch an!

DONNA ANNA, ZERLINA, DONNA ELVIRA,

DON OTTAVIO, MASETTO
Herrgott! Leporello!
Welche Täuschung ist das?
Ich begreife nichts!
Was soll das heißen?

LEPORELLO
Tausend verrückte Gedanken
gehen mir durch den Kopf.
Wenn ich mich aus diesem Sturm rette,
ist das wahrlich ein Wunder, usw.

DONNA ANNA, ZERLINA, DONNA ELVIRA,

DON OTTAVIO, MASETTO
Tausend verrückte Gedanken
gehen mir durch den Kopf.
Welch ein Tag, o Himmel, ist das!
Welch unvorhergesehenes Geschehen! usw.
(Donna Anna geht ab.)

Rezitativ

ZERLINA
So warst du es, der vorhin meinen Masetto so
grausam mißhandelt hat?

DONNA ELVIRA
So warst du es, Kerl, der mich in die Irre führte
und sich selbst als Don Giovanni ausgab?

DON OTTAVIO
So warst du es, der in dieser Verkleidung herkam,
ein Verbrechen zu begehen?

DONNA ELVIRA
An mir ist es, ihn zu bestrafen.

ZERLINA
Nein, an mir.

DON OTTAVIO
Nein, nein, an mir.

MASETTO
Laßt uns alle Hand anlegen.

Arie

LEPORELLO
Gnade, liebe Leute!
Zeigt Erbarmen mit mir!
Ihr seid zu Recht wütend,
doch das Verbrechen ist nicht meines!
Mein strenger Herr
machte mich zum Komplizen.
Donna Elvira, seid gnädig!
Ihr habt verstanden, was geschah.
(zu Zerlina)
Von Masetto weiß ich nichts.
(auf Donna Elvira deutend)
Diese Dame kann bestätigen,

daß ich etwa eine Stunde
mit ihr zusammen war.
(zu Don Ottavio)
Euch, mein Herr, kann ich nichts sagen.
Ich hatte Angst, ein unglücklicher Zufall:
ein Licht näherte sich, drinnen aber war's dunkel,
kein Ausweg, die Tür, die Mauer,
dann ... nun ... ich ... ich wollte dorthin,
versteckte mich dann dort, Ihr kennt den Rest.
Hätte ich's gewußt, wäre ich hier entlang geflohen!
(Leporello nähert sich der Tür und rennt hinaus.)

Rezitativ

DONNA ELVIRA
Halt, Schurke, halt!

MASETTO
Der Kerl hat Flügel an den Füßen!

ZERLINA
Wie geschickt er uns entkommen ist, der Schuft!

DON OTTAVIO
Meine Freunde, nach solchem Geschehen können
wir nicht länger zweifeln, daß Don Giovanni Donna
Annas Vater teuflisch ermordet hat. Bleibt für eine
kleine Weile im Hause, und bald schon wird ihn die
Rache ereilen. Das wollen Mitleid, Pflicht und
Liebe!

Arie

Inzwischen soll meine Liebste
sich zu trösten suchen
und die Tränen
von ihren schönen Augen trocknen.
Sagt ihr, daß ich das Unrecht
rächen werde,
daß ich nicht zurückkehre
ohne die Kunde von seinem Tod.
Inzwischen soll mein Schatz, usw.
(Alle außer Donna Elvira gehen ab.)

Rezitativ & Arie

DONNA ELVIRA
Welche Verbrechen, ihr Götter, welch schreckliche
Missetaten hat dieser Schurke begangen! O nein,
nicht länger können der Zorn und die Gerechtigkeit
des Himmels hinausgezögert werden. Ich sehe
schon den Blitzschlag des Schicksals, der sein
Haupt treffen wird! Ich sehe, wie sich ihm zu
Füßen das Grab öffnet! Arme Elvira! Welch
widersprüchliche Gefühle toben in mir? Warum
diese Seufzer? Warum dieser Kummer?
Der undankbare Schuft hat mich betrogen,
mich ins Elend gestürzt, o Herr,
er hat mich betrogen und verlassen,
und doch würde ich ihm vergeben.
Der undankbare, usw.
Wenn ich meine schreckliche Pein fühle,
so schreit mein Herz nach Rache,
doch wenn ich ihn in Gefahren sehe,
erregt sich mein Herz noch immer für ihn.
Der undankbare, usw.
(Geht ab.)

Dritte Szene

Kirchhof. Nacht.

(Abgeschlossener Ort mit verschiedenen Statuen,
darunter auch diejenige des Komturs.)


Rezitativ

DON GIOVANNI (steigt über die Mauer)
Ha, ha, ha. Das ist gut. Jetzt soll sie mich suchen!
Welch eine herrliche Nacht! Klarer ist sie als der
Tag, wie geschaffen für die Jagd auf Mädchen. Es
ist spät? Nein, nicht einmal zwei Uhr. Hören
möcht' ich, wie die Sache mit Leporello und Donna
Elvira zu Ende ging. Ob er wohl klug gehandelt hat?

LEPORELLO (hinter der Mauer)
Er will mich ruinieren.

DON GIOVANNI
Da ist er. He, Leporello!

LEPORELLO
Wer ruft mich?

DON GIOVANNI
Kennst du deinen Herrn nicht?

LEPORELLO
Wenn's nur so wäre!

DON GIOVANNI
Was, du Schuft?

LEPORELLO (tritt auf)
Ah, Ihr seid es? Verzeihung.

DON GIOVANNI
Was geschah?

LEPORELLO
Wegen Euch wurde ich beinahe getötet.

DON GIOVANNI
Nun, wäre das keine Ehre für dich gewesen?

LEPORELLO
Herr, die brauche ich nicht!

DON GIOVANNI
Komm, komm! Höre! Ich habe dir herrliche Sachen
zu sagen.

LEPORELLO
Doch was tut Ihr hier?
(Leporello kommt herein; sie tauschen ihre Kleider.)

DON GIOVANNI
Komm her, und ich sag' es dir. Eine Reihe
unterhaltsamer Dinge hat es gegeben, seit wir uns
trennten, doch davon ein andermal. Jetzt gibt es
nur eines, das ich dir erzählen will.

LEPORELLO
Ein weibliches Ereignis, nicht wahr?

DON GIOVANNI
Natürlich. Ich traf ein Mädchen auf der Straße, ein
liebliches junges Ding. Ich folgte ihr, nahm sie bei
der Hand. Sie wollte mich fliehen. Ich sprach ein
paar Worte, und sie verwechselte mich mit - rate
mit wem?

LEPORELLO
Keine Idee.

DON GIOVANNI
Mit Leporello.

LEPORELLO
Mit mir?

DON GIOVANNI
Mit dir.

LEPORELLO
Wie hübsch.

DON GIOVANNI
Also ergriff sie meine Hand.

LEPORELLO
Noch besser.

DON GIOVANNI
Sie liebkoste mich, umarmte mich: „Mein lieber
Leporello! Leporello, mein Lieber!" So erkannte
ich, daß sie eine deiner Eroberungen war.

LEPORELLO
Verfluchter!

DON GIOVANNI
Natürlich machte ich mir ihren Irrtum zunutze. Ich
weiß nicht, wie sie mich erkannte, doch plötzlich
begann sie zu schreien. Ich hörte Leute kommen
und rannte weg. Dann kletterte ich rasch über die Mauer.

LEPORELLO
Und Ihr sagt mir das mit solcher Gleichgültigkeit?

DON GIOVANNI
Warum nicht?

LEPORELLO
Wie nun, wenn das Mädchen meine Frau gewesen wäre?

DON GIOVANNI
Desto besser!

STATUE DES KOMTURS
Noch vor dem Sonnenaufgang endet dein Lachen.

DON GIOVANNI
Wer sprach da?

LEPORELLO
Ah, das muß ein Geist aus einer andern Welt
gewesen sein, der Euch von Grund auf kennt.

DON GIOVANNI
Sei still, du Narr! Wer geht dort?
(Er zieht sein Schwert.)
DIE STATUE
Dreister Schuft! Laß die Toten in Frieden!

LEPORELLO
Das sagte ich Euch!

DON GIOVANNI
Es muß jemand da draußen sein, der seinen
Scherz mit uns treibt! He, ist das nicht die Statue
des Komturs? Lies die Inschrift?

LEPORELLO
Verzeiht, ich habe nie gelernt, bei Mondlicht zu
lesen.

DON GIOVANNI
Lies, sage ich!

LEPORELLO
„Ich warte hier auf die Rache an dem Gottlosen,
der mich in den Tod schickte!" Habt Ihr das
gehört? Ich fürchte mich!

DON GIOVANNI
Der alte Narr! Sag ihm, daß ich ihn heute noch
zum Nachtmahl erwarte!

LEPORELLO
Welche Verrücktheit! Doch ich denke - o Gott, schaut,
welch schrecklichen Blick er uns zuwirft! Er scheint
lebendig! Als hörte er uns und wollte sprechen!

DON GIOVANNI
Nun los, geh hin! Oder ich bring dich um und
begrabe dich gleich hier!

LEPORELLO
Gemach, gemach, Herr. Ich gehorche ja.

Duett

Oh, höchst ehrenwerte Statue
des großen Komturs ...
Mein Herr! Mir bebt das Herz;
ich komme nicht weiter!

DON GIOVANNI
Bring's zu Ende, oder ich senke
diese Klinge in deine Brust!

LEPORELLO (beiseite)
Welch ein Malheur, welche Laune!

DON GIOVANNI (beiseite)
Welch ein Spaß! Welch ein Vergnügen!

LEPORELLO
Ich fühle mich wie gefroren!

DON GIOVANNI
Ich will ihn zittern machen!

LEPORELLO
Oh, höchst ehrenwerte Statue,
obwohl Ihr ganz aus Marmor seid ...
Ach, Herr, schaut!
Er starrt mich noch immer an!

DON GIOVANNI
So stirb!

LEPORELLO
Nein, wartet!
Herr, dieser mein Meister -
wohlbemerkt, nicht ich -
möchte mit Euch zur Nacht speisen!
Ach, welche Szene ist das!
O Himmel! Er neigte das Haupt!

DON GIOVANNI
Weiter! Du bist ein Narr!

LEPORELLO
Schaut nur, Herr!

DON GIOVANNI
Was sollte ich sehen?

LEPORELLO, dann mit DON GIOVANNI
Mit seinem Marmorkopf
nickt er so, so!

DON GIOVANNI (zur Statue)
Sprich, wenn du kannst.
Du kommst zum Nachtmahl?

DIE STATUE
Ja!

LEPORELLO
Ich kann mich kaum rühren.
Meine Kraft, o Gott, ist dahin!
Um der Barmherzigkeit willen, laßt uns gehen,
Machen wir uns davon!

DON GIOVANNI
Die Szene ist wahrlich bizarr.
Der alte Mann will zum Nachtmahl kommen.
Laß uns gehen, es vorzubereiten!
Verlassen wir also diesen Ort!
(Sie gehen ab.)

Vierte Szene

Ein Gemach im Hause der Donna Anna

Rezitativ

DON OTTAVIO
Beruhige dich, meine Geliebte. Wir werden bald
sehen, daß der Schurke für seine schweren
Verbrechen bestraft wird; und uns wird Rache werden.

DONNA ANNA
Doch mein Vater, o Gott!

DON OTTAVIO
Wir müssen uns dem himmlischen Willen beugen.
Schöpfe Atem, meine Geliebte! Wenn du willst,
werde ich deinen bitteren Verlust morgen mit meinem
Herzen, meiner Hand und meiner zarten Liebe ersetzen ...

DONNA ANNA
Ihr Götter! Was sagst du da in so trauriger Zeit?

DON OTTAVIO
Was jetzt? Willst du mit neuem Zögern meinen
eigenen Schmerz vermehren? Grausame!

Rezitativ & Arie

DONNA ANNA
Grausam? O nein, Geliebter, ich bin zu unglücklich,
daß ich die Freuden, die wir so lange ersehnen,
aufschieben muß. Doch, o Gott, was würden die
Leute sagen! Versuche nicht, die Entscheidung
meines armen Herzens zu erschüttern. Deine
Liebe spricht für dich!
Sag mir nicht, meine wahre Liebe,
daß ich dir gegenüber grausam bin.
Du weißt wohl, wie sehr ich dich liebe,
du weißt, wem ich mich verpfändet habe.
Beruhige, beruhige deinen Schmerz,
wenn du nicht willst, daß ich Kummers sterbe.
Sag mir nicht, usw.
Vielleicht wird der Himmel eines Tages
Mitleid mit mir haben.
(Geht ab.)

Rezitativ

DON OTTAVIO
Ach, ich folge ihr und teile ihren Kummer; wenn ich
an ihrer Seite bin, ist ihr Leid nicht gar so groß.
(Geht ab.)

Fünfte Szene

Ein Saal im Hause des Don Giovanni

(Die Tafel ist für das Nachtmahl hergerichtet.)

Finale

DON GIOVANNI
Das Essen ist bereitet.
Spielt, meine lieben Freunde!
Da ich mein Geld so leicht verschwende,
will ich unterhalten sein.
Leporello, bediene mich, rasch.

LEPORELLO
Ich stehe ganz zu Eurer Verfügung.

DON GIOVANNI
Da ich mein Geld so leicht verschwende,
will ich unterhalten sein. usw.
Spielt, meine lieben Freunde! usw.
(Seine Musiker beginnen, eine Arie aus Martíns
„Una cosa rara" zu spielen.)


LEPORELLO
Exzellent! Cosa rara!

DON GIOVANNI
Was denkst du von diesem feinen Konzert?

LEPORELLO
So, wie Ihr's verdient!

DON GIOVANNI
Oh, welch delikate Speise!

LEPORELLO (beiseite)
Welch barbarischer Appetit!
Welch gewaltige Bissen!
Ich glaube, ich werde ohnmächtig!

DON GIOVANNI (beiseite)
Wie er meine großen Bissen sieht,
glaubt er ohnmächtig zu werden, usw.

LEPORELLO
Welch barbarischer Appetit, usw.

DON GIOVANNI
Wie er meine großen Bissen sieht, usw.
Bedienung!

LEPORELLO
Sogleich!
(Das Orchester beginnt ein Stück aus Sartis „Fra i
due litiganti il terzo gode" zu spielen.)

Ein Hoch auf die Litiganti.

DON GIOVANNI
Schenk Wein ein!
Exzellenter Marzimino!

LEPORELLO (beiseite)
Dieses Stück Fasan
werde ich heimlich vertilgen!

DON GIOVANNI (beiseite)
Der Schlingel ißt!
Ich tue, als merkte ich's nicht!
(Das Orchester spielt ein Stück aus Mozarts
„Le nozze di Figaro".)


LEPORELLO
Das Stück kenne ich nur zu gut.

DON GIOVANNI
Leporello!

LEPORELLO (mit vollem Mund)
Herr!

DON GIOVANNI
Sprich deutlich, du Kerl!

LEPORELLO
Eine Erkältung hindert mich,
die Worte besser auszusprechen.

DON GIOVANNI
Pfeif' was, während ich esse.

LEPORELLO
Das kann ich nicht.

DON GIOVANNI
Warum nicht?

LEPORELLO
Verzeiht! Doch so vorzüglich ist Euer Koch,
daß auch ich zu kosten wünschte.

DON GIOVANNI
So vorzüglich ist mein Koch,
daß auch er zu kosten wünschte.

DON GIOVANNI, LEPORELLO
So vorzüglich, usw.

DONNA ELVIRA (tritt aufgeregt ein)
Der letzten Probe meiner Liebe
will ich dich nun unterzieh'n.
Ich denke nicht mehr an deine Lügen,
Mitleid fühle ich mit dir.

DON GIOVANNI, LEPORELLO
Was ist?

DONNA ELVIRA (niederkniend)
Mein bedrücktes Herz
bittet nicht mehr um Lohn für die Treue.

DON GIOVANNI
Ich bin erstaunt. Was wollt Ihr?
Wenn Ihr Euch nicht erhebt, so knie auch ich!

DONNA ELVIRA
Ach, lachte nicht über meine Verzweiflung!

LEPORELLO
Sie macht mich beinahe weinen, usw.

DON GIOVANNI
Ich lachte über dich? Himmel, Warum?
Was willst du, meine Liebe?

DONNA ELVIRA
Daß du dein Leben änderst!

DON GIOVANNI
Bravo!

DONNA ELVIRA
Treuloses Herz!

DON GIOVANNI
Bravo!

DONNA ELVIRA
Treuloses Herz!

DONNA ELVIRA, LEPORELLO
Treuloses Herz!

DON GIOVANNI
Laß mich essen,
und wenn du willst, so speise mit mir.

DONNA ELVIRA
So bleibe hier, Barbar,
und wälze dich in deinen Sünden,
entsetzliches Beispiel der Niedertracht! usw.

LEPORELLO
Wenn ihr Gram ihn nicht bewegt,
ist von Stein sein Herz - oder nicht vorhanden, usw.

DON GIOVANNI
Es leben die Frauen,
Es lebe der Wein!
Die Stütze und Glorie der Menschlichkeit! usw.

DONNA ELVIRA
Ach!
(Donna Elvira will den Saal durch eine Tür
verlassen, schreit auf, schreckt zurück, und eilt
durch eine andere hinaus.)


DON GIOVANNI, LEPORELLO
Warum hat sie geschrien?

DON GIOVANNI
Geh und schau, was es war!
(Leporello geht hinaus, um nachzuschauen,
schreit und kommt wieder herein.)


LEPORELLO
Ach!

DON GIOVANNI
Was für teuflischer Schrei?
Leporello, was ist?

LEPORELLO
O Herr, um der Barmherzigkeit willen,
verlaßt nicht diesen Raum!
Der Mann aus Stein, der weiße Mann,
Ach, mein Herr, ich fürchte, ich werde ohnmächtig.
Wenn Ihr sehen könntet, wie er aussieht,
wenn Ihr hörtet, wie er geht:
Ta ta ta ta!

DON GIOVANNI
Ich verstehe das alles nicht.

LEPORELLO
Ta ta ta ta!

DON GIOVANNI
Du hast den Verstand verloren.
(Es klopft laut an der Tür.)

LEPORELLO
Ach, hört!

DON GIOVANNI
Jemand klopft.
Öffne die Tür!

LEPORELLO
Ich habe Angst!

DON GIOVANNI
Öffne, sage ich!

LEPORELLO
Ach!

DON GIOVANNI
Öffne die Tür!

LEPORELLO
Ach!

DON GIOVANNI
Verrückter! Um dem ein Ende zu machen,
werde ich selbst gehen.

LEPORELLO
Ich möchte das nicht noch einmal sehen,
also such' ich mir ein Versteck.
(Die Statue tritt ein. Leporello versteckt sich unter dem Tisch.)

DIE STATUE
Don Giovanni, du hast mich zum Essen geladen,
und ich bin gekommen!

DON GIOVANNI
Ich hätte das nie geglaubt;
aber ich werde tun, was ich kann.
Leporello, sorge sogleich,
für ein zweites Gedeck!

LEPORELLO
Ach, Herr, wir sind verloren!

DON GIOVANNI
Geh, sage ich!

DIE STATUE
Warte ein wenig! Wer von himmlischen Speisen
sich nährt, bedarf nicht der Speisen der Sterblichen!
Andere, schwerere Sorgen haben mich bestimmt,
hierher zu kommen!

LEPORELLO
Ich fühle mich wie im Fieber,
und meine Glieder kann ich nicht beherrschen.

DON GIOVANNI
Sprich also! Was verlangst du? Was willst du?

DIE STATUE
Ich spreche. Höre zu! Ich habe nicht viel Zeit! usw.

DON GIOVANNI
So sprich, denn ich höre, usw.

LEPORELLO
Mein Glieder kann ich nicht beherrschen, usw.

DIE STATUE
Du hast mich zum Essen geladen,
jetzt kennst du deine Pflicht.
Antworte mir: Wirst du mit mir dinieren?

LEPORELLO
O weh! Er hat keine Zeit, entschuldigt ihn.

DON GIOVANNI
Niemand wird von mir sagen,
ich sei je ängstlich gewesen.

DIE STATUE
Entscheide dich!

DON GIOVANNI
Das habe ich schon getan.

DIE STATUE
Du wirst kommen?

LEPORELLO
Lehnt es ab!

DON GIOVANNI
Mein Herz ist stark.
Ich fürchte nichts: Ich komme!

DIE STATUE
Deine Hand darauf!

DON GIOVANNI
Hier ist sie!
(Er gibt der Statue die Hand.)
O weh!

DIE STATUE
Was ist?

DON GIOVANNI
Welch eine tödliche Kälte?

DIE STATUE
Bereue! Ändere dein Leben,
denn das ist deine letzte Stunde!

DON GIOVANNI (versucht sich zu befreien)
Nein, nein, ich werde nicht bereuen.
Mach dich weg!

DIE STATUE
Bereue, Schurke!

DON GIOVANNI
Nein, du alter Narr!

DIE STATUE
Bereue! usw.

DON GIOVANNI
Nein! usw.

DIE STATUE
Doch!

DON GIOVANNI
Nein!

DIE STATUE
Doch!

DON GIOVANNI
Nein!

LEPORELLO
Doch! Doch!

DON GIOVANNI
Nein! Nein!

DIE STATUE
Ah! Deine Zeit ist um!
(Die Statue verschwindet. Flammen erscheinen auf
allen Seiten und die Erde beginnt zu beben.)


DON GIOVANNI
Welch ungewohnte Angst
Ergreift meine Seele!
Wo kommen die schrecklichen
Flammen her?

CHOR DER TEUFEL
All das ist nichts angesichts deiner Sünden!
Komm, es wird noch ärger werden!

DON GIOVANNI
Wer zerfleischt meine Seele?
Wer foltert meinen Körper?
Welcher Sturm, o weh! welcher Todeskampf?
Welch eine Hölle! Welch Entsetzen!

LEPORELLO
Welch ein Anblick der Verzweiflung!
Die Gebärden der Verdammten!
Welche Schreie, welche Klagen!
Wie er mich in Angst versetzt!

CHOR
All das ist nichts angesichts, usw.

DON GIOVANNI
Wer zerfleischt mein Seele, usw.

LEPORELLO
Welch ein Anblick, usw.

DON GIOVANNI, dann LEPORELLO
Ach!
(Die Flammen verschlingen Don Giovanni. Die Szene ist
wieder wie zuvor und die anderen Personen treten ein.)


Epilog

DONNA ELVIRA, DONNA ANNA, ZERLINA,

DON OTTAVIO, MASETTO
Wo ist der Schurke?
Wo ist der Elende?
All meine Wut
entlade ich auf ihn!

DONNA ANNA
Nur wenn ich ihn
in Ketten geschlagen sehe,
wird mein Schmerz
gelindert sein.

LEPORELLO
Gebt die Hoffnung auf,
ihn je zu finden.
Gebt eure Suche auf,
er ist weit weg.

DIE ANDERN
Was ist geschehen? Erzähle?
Nun voran, eile dich!

LEPORELLO
Ein Riese kam,
doch ich kann nicht weiter ...

DIE ANDERN
Nun voran, eile dich!

LEPORELLO
In Feuer und Rauch,
hört nur,
der Mann aus Stein ...
wartet einen Augenblick ...
Genau hier
gab er ein Zeichen,
und genau hier erschien der Teufel
und riß ihn mit sich hinab!

DIE ANDERN
Himmel, was müssen wir hören!

LEPORELLO
Ich sage Euch die Wahrheit!

DONNA ELVIRA
Ach, es muß der Geist gewesen sein,
der mir dort draußen begegnete.

DONNA ANNA, ZERLINA, DON OTTAVIO, MASETTO
Ach, es muß der Geist gewesen sein,
der ihr dort draußen begegnete, usw.

DON OTTAVIO
Nun, mein Schatz, da wir alle
vom Himmel gerächt wurden,
gewähre mir den Lohn
und erhöre mein Sehnen!

DONNA ANNA
Mein Liebster, laß mich
ein Jahr noch trauern.

DON OTTAVIO
Den Wünschen der Geliebten
muß ein treuer Liebender entsprechen. usw.

DONNA ANNA
Den Wünschen der Geliebten
muß ein treuer Liebender entsprechen. usw.

DONNA ELVIRA
Ich ziehe mich ins Kloster zurück
und werde dort mein Leben enden.

ZERLINA
Wir, Masetto, geh'n nach Hause
und werden gemeinsam essen!

MASETTO
Wir, Zerlina, geh'n nach Hause
und werden gemeinsam essen!

LEPORELLO
Und ich geh in die Taverne
und finde mir einen bessern Herrn.

ZERLINA, MASETTO, LEPORELLO
So kann der Schuft dort unten
bei Proserpina und Pluto bleiben.
Und wir, ihr lieben Leute,
singen wieder einmal
frohgemut das alte Lied:

ALLE
So endet jeder Missetäter;
und dem Treulosen ist der Tod
stets dasselbe wie das Leben! usw.

ENDE
libretto by Eckhardt van den Hoogen 
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt

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