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Il trovatore” by Giuseppe Verdi libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt
DRITTER AKT

Erste Szene

Ein Militärlager. Zur Rechten das Zelt des Grafen Luna,
auf dem die Fahne des Oberbefehlshabers weht. In der Ferne die
Türme von Castellor. Überall bewaffnete Soldaten, einige spielen,
andere reinigen ihre Waffen, wieder andere schlendern hin und her;
dann tritt Ferrando aus dem Zelt des Grafen.


EINIGE SOLDATEN
Noch spielen wir mit den Würfeln,
doch bald schon gilt es ein anderes Spiel.
Diese Klinge, vom Blut befreit,
wird bald wieder vom Blut bespritzt!
(Weitere Soldaten kommen an.)
Die geforderte Verstärkung!
Sie wirken tapfer!
Jetzt soll der Angriff auf Castellor
nicht länger hinausgezögert werden,
nein, nicht länger! usw.

FERRANDO
Ja, mutige Freunde; der Hauptmann befiehlt,
bei Anbruch des neuen Tages
die Burg von allen Seiten anzugreifen.
Daß dort viel Beute auf uns wartet,
ist nicht Hoffnung, sondern gewiß.
Wenn wir siegen, gehört alles uns.

SOLDATEN
Zum Tanze lädst du uns ein!
ALLE
Auf, laßt die Kriegstrompete ertönen,
den Ruf zu Waffen und Kampf und Attacke!
Daß unser Banner morgen
auf der Höhe jener Zinnen wehe!
Nein, niemals lächelte der Sieg
hoffnungsvoller als jetzt uns an!
Beute und Ruhm erwarten uns,
Beute und Ehre in reichem Maße.
Auf, laßt die Kriegstrompete ertönen, usw.
Nein, niemals lächelte der Sieg, usw.
(Sie zerstreuen sich. Der Graf tritt auf seinem
Zelt heraus.)

GRAF
Im Arme meines Rivalen!
Dieser Gedanke folgt mir wie ein Dämon,
der mir nachstellt, überall hin!
Im Arme meines Rivalen!
Doch wenn der Morgen dämmert, eile ich,
dann eile ich, euch voneinander zu trennen.
O Leonora!
(Ferrando tritt auf.)
Was ist?

FERRANDO
Beim Lager trieb sich
eine Zigeunerin herum;
überrascht von unseren Spähern,

ergriff sie die Flucht; in der Befürchtung,
das finstere Weib sei eine Spionin,
folgten sie ihr.

GRAF
Und wurde sie ergriffen?

FERRANDO
Sie ist gefangen.

GRAF
Hast du sie gesehen?

FERRANDO
Nein. Der Anführer der Truppe
berichtete mir das Geschehene.
(Der Lärm hat sich genähert.)

GRAF
Da ist sie!
(Azucena wird zum Grafen geführt.)

SOLDATEN
Vorwärts, Hexe, vorwärts!
Vorwärts! Vorwärts!

AZUCENA
Hilfe! Laßt mich! Ihr Grausamen!
Was Böses hätte ich getan?

GRAF
Sie soll näherkommen!
Antworte
und hüte dich, zu lügen!

AZUCENA
So frage!

GRAF
Wohin wolltest du?

AZUCENA
Ich weiß nicht.

GRAF
Wie?

AZUCENA
Eine Zigeunerin pflegt
ohne Plan
durchs Land zu streifen,
der Himmel ist ihr Dach,
die Welt ihre Heimat.

GRAF
Und woher kommst du?

AZUCENA
Aus der Biscaya, deren öde Berge
bisher mir Unterschlupf gewährten.

GRAF
(Aus der Biscaya!)

FERRANDO
(Welch Zufall! Oh, welch ein Verdacht!)

AZUCENA
Arm war ich, als ich dort lebte,
doch zufrieden mit meinem Los,

die einzige Hoffnung war ein Sohn.
Er ließ mich allein, vergaß mich, der Undankbare!
Jetzt irre ich Verlassene umher,
und suche nach diesem Sohn,
nach diesem Sohn, der meinem Herzen
schon viel Pein bereitet hat!
Die Liebe, die ich für ihn empfinde,
hat noch keine Mutter auf Erden empfunden!

FERRANDO
(Dieses Gesicht!)

GRAF
Sag, lebtest du
lange in diesem Bergen?

AZUCENA
Lange, ja.

GRAF
Erinnerst du dich eines Knaben, den Sohn eines Grafen,
der vor fünfzehn Jahren aus dem Schloß geraubt
und ins Gebirge verschleppt wurde?

AZUCENA
Und du bist... sprich?

GRAF
Der Bruder des Geraubten!

AZUCENA
(Ah!)

FERRANDO
(Ja!)

GRAF
Hörtest du nie von dieser Geschichte?

AZUCENA
Ich! nein! Erlaube, daß ich
die Spur meines Sohnes suche.

FERRANDO
Du bleibst, du Schurkin!

AZUCENA
(Weh mir!)

FERRANDO (zum Grafen)
Hier siehst du sie, die das infame,
schreckliche Werk einst beging.

GRAF
Weiter.

FERRANDO
Sie ist es!

AZUCENA
Schweig still!

FERRANDO
Sie ist es, die das Kind verbrannte!

GRAF
Ah, Schändliche!

SOLDATEN
Sie ist es!

AZUCENA
Er lügt!

GRAF
Jetzt wirst du deinem Schicksal nicht
entkommen!

AZUCENA
Wehe!

GRAF
Zieht die Knoten fester an!

AZUCENA
O Gott! O Gott!
SOLDATEN
Schrei nur!

AZUCENA
Und du, Manrico, mein Sohn,
kommst nicht?
Stehst deiner armen
Mutter nicht bei?

GRAF
Manricos Mutter?

FERRANDO
Erbebe!

GRAF
O Schicksal! In meiner Gewalt!

FERRANDO
Erbebe! Erbebe!

GRAF
O Schicksal!

AZUCENA
Ah!
Wehe! Lockert, ihr Barbaren,
mir die bitteren Banden.
Diese grausame Tortur
ist ein langsames Sterben!
Eines verschlagenen Vaters
noch üblerer Sohn,
erzittere! Die Elenden nämlich haben einen Gott,
und dieser Gott wird dich strafen!

GRAF
Dein Sproß, du schändliche Zigeunerin,
er, dieser Verräter?
Mit deiner Hinrichtung
treffe ich ihn mitten ins Herz!
Eine Freude erfüllt meine Brust,
die sich nicht sagen läßt!
Ah, durch mich wird der Asche
des Bruders endlich die Rache zuteil!

FERRANDO und SOLDATEN
Bald schon wirst du sehen,
wie der furchtbare Scheiterhaufen sich erhebt,

doch nicht nur irdisches Feuer
wird deine Folter sein!
Die Flammen der Hölle
sollen dir ein ewiger Scheiterhaufen sein!
Dort wird deine Seele
geschunden und brennen!

AZUCENA
Wehe! Lockert, ihr Barbaren,
mir die bitteren Banden.
Diese grausame Tor tur
ist ein langsames Sterben!
Eines verschlagenen Vaters
noch üblerer Sohn,
erzittere! Die Elenden nämlich haben einen Gott,
Die Elenden nämlich haben einen Gott,
erzittere! Und dieser Gott
wird dich strafen, o ja, o ja, usw.

GRAF
Dein Sproß, du schändliche Zigeunerin,
er, dieser Verräter?
Ah, durch mich wird der Asche
des Bruders endlich die Rache zuteil, usw.

FERRANDO und SOLDATEN
Die Flammen der Hölle
sollen dir ein ewiger Scheiterhaufen sein!
Dort wird deine Seele
geschunden und brennen! usw.
(Auf ein Zeichen des Grafen zerren die
Soldaten Azucena weg.)


Zweite Szene

Saal neben der Kapelle auf Castellor; im
Hintergrund Balkone. Manrico, Leonora und Ruiz.


LEONORA
Was ist das für ein Waffenlärm, den ich soeben hörte?

MANRICO
Groß ist die Gefahr:
Umsonst wär's, das zu verhehlen!
Bei Anbruch des neuen Tages
wird man uns angreifen!

LEONORA
O wehe! Was sagst du?

MANRICO
Doch wir werden über
unsere Feinde siegen. Gleich
sind wir an Kühnheit,
Waffen und Mut.
(zu Ruiz)
Du gehst! Die kriegerischen Werke
übertrage ich dir
bei meiner kurzen Abwesenheit.
Daß es an nichts fehle!
(Ruiz geht ab.)

LEONORA
So ein finsteres Licht
beleuchtet unsere Vermählung!

MANRICO
Die düstern Vorzeichen,
ach! verjage sie, Geliebte! Ach!

LEONORA
Und kann ich das?

MANRICO
Die Liebe, die höchste Liebe
muß in solchen Augenblicken zum Herzen sprechen.
Ach! Ja, du meine Liebste,
mit dir zusammen, du meine Gefährtin,
wird noch unerschrockener meine Seele,
der Arm noch stärker sein.
Doch wenn auf den Seiten
meines Schicksals geschrieben steht,
daß ich zu den Opfern gehören soll,
vom feindlichen Eisen durchbohrt,
dann wird mein Denken auch
im letzten Atemzug noch bei dir sein,
und nur, um dir in den Himmel voranzugehen,
wird mir der Tod erscheinen.
Und nur, um dir in den Himmel voranzugehen, usw.
(Man hört die Orgel der nahen Kapelle.)

LEONORA und MANRICO
Die reine Welle der mystischen Klänge
steigt in das Herz hinab!
Komm, der Tempel öffnet uns
die Freude keuscher Liebe!
Ah! Die Freude keuscher Liebe! usw.
(Ruiz stürzt herein.)

RUIZ
Manrico?

MANRICO
Was?

RUIZ
Die Zigeunerin... komm... sie in Banden...

MANRICO
O Gott!

RUIZ
Von der Hand der Barbaren
ist schon der Scheiterhaufen entzündet...

MANRICO (nähert sich dem Balkon)
O Himmel! Meine Glieder zittern,
eine Wolke bedeckt meinen Blick!

LEONORA
Du zitterst?

MANRICO
Wie auch nicht!.
Wisse, ich bin...

LEONORA
Wer nun?

MANRICO
Ihr Sohn!

LEONORA
Ah!

MANRICO
Ah, ihr Schurken! Der schreckliche Anblick
nimmt mir fast den Atem!
Rufe die unseren! Eile,
Ruiz! Geh, geh... Eile, fliege!
(Ruiz eilt davon.)
Das gräßliche Feuer des Scheiterhaufens
verzehrt, versengt mir jede Fiber!
Ruchlose, löscht es aus, oder ich werde es
bald mit eurem Blut auslöschen!
Ich war ihr Sohn, bevor ich dich liebte,
dein Leiden vermag nicht, mich zu halten ...
Unglückliche Mutter, ich eile, dich zu retten,
wenigstens aber eile ich, um mit dir zu sterben!

LEONORA
Diese furchtbaren Schläge ertrage ich nicht mehr!
Wieviel besser wäre es, zu sterben!

MANRICO
Das gräßliche Feuer des Scheiterhaufens, usw.
(Ruiz kommt mit Soldaten zurück.)

RUIZ und SOLDATEN
Zu den Waffen! Zu den Waffen!
Wir sind hier, bereit, mit dir zu kämpfen,
bereit mit dir zu sterben!
Zu den Waffen! usw.

MANRICO
Unglückliche Mutter, ich eile, dich zu retten,
wenigstens aber eile ich, um mit dir zu sterben! usw.
Zu den Waffen! Zu den Waffen! Zu den Waffen!
(Sie stürzen davon.)

 
Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt; Vierter Akt

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