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Il turco in Italia” by Gioachino Rossini libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt
ZWEITER AKT

Erste Szene

Zimmer in einem Gasthaus.
Tische mit Lichtern usw.
(Don Geronio und der Dichter sitzen. Sie trinken.
Selim kommt herein.)


SELIM
Übrigens, mein Freund,
ohne viel Sucherei
finde ich dich hier.
Ich muß dir große Dinge sagen.

DICHTER
(Eine neue Verwicklung!)

GERONIO
Und große Dinge, so überlegte ich mir,
habe auch ich dir zu sagen.

DICHTER
(Ich ziehe mich zurück
um nicht hineingezogen zu werden
und alles niederzuschreiben.)
(Er zieht sich zurück.)

SELIM
Ich höre dir zu.

GERONIO
Redet.

SELIM
Nun gut, wir können uns setzen.
Wie viele Jahre sind es,
daß Ihr mit Donna Fiorilla
ehelich verbunden seid?

GERONIO
In Kürze werden es sechs sein.
(Ruhig, Geronio.)

SELIM
Liebe, die mehr als fünf Jahre dauert,
muß sehr ermüdend sein.

GERONIO
Tatsächlich bin ich
müde, sehr müde sogar.

SELIM
Und die Ehe
ist eine große Last für Euch.

GERONIO
Das weiß ein jeder,
auf dessen Schultern sie lastet.

SELIM
Ich komme, mein Freund,
um dir ein Heilmittel anzubieten,
das dich aus dieser Ungemach herauszieht;
und für deine Antwort mußt du
keine Mühe aufwenden.

GERONIO
Doch... wie...erklärt Euch.

SELIM
Höre.

GERONIO
Ich höre.

SELIM
Von einem schönen Brauch in der Türkei
hast du vielleicht schon gehört;
wird ihm die Ehefrau zur Last,
wird der Gatte ihr Verkäufer.

GERONIO
Das mag ein sehr guter Brauch sein,
doch in Italien gibt's einen besseren Brauch:
auf die Nase schlägt der Gatte
fast immer dem Kunden.

SELIM
Auch das mag gut sein,
doch zwischen uns muß das nicht geschehen.

GERONIO
Im Gegenteil, diesen mehr als jene
mag ich anwenden.

SELIM
Warum denn?

GERONIO
Unsere Bräuche
möchte ich noch aufrechterhalten.

SELIM
(Er ist also gar nicht so dumm
wie die andern meinen, daß er sei.)

GERONIO
Auf, urteile, mein Kopf.

SELIM und GERONIO
Stolz und Mut braucht es hier.

SELIM
Wenn Ihr daran denkt, Fiorilla zu verkaufen,
ohne langes Hin und Her,
so kaufe ich sie und bezahle Euch so viel,
daß Ihr, wenn ihr wollt, auch drei kaufen könnt.

GERONIO
Herr Türke, ich sagte es und wiederhole es:
ich verkaufe niemanden meine Frau,
und mag es gut oder schlecht sein,
ich... ich will meine Frau behalten.

SELIM
(Verflucht!) Doch bedenkt...

GERONIO
Ich habe es bedacht.

SELIM
Ihr werdet hitzig.

GERONIO
Sicher erhitze ich mich.

SELIM und GERONIO
(Einen härteren und dickeren Schädel
gibt es wohl auf Erden nicht.)

SELIM
Ihr wollt nicht?

GERONIO
Donnerwetter, nein.

SELIM
Ihr lehnt ab?

GERONIO
Ja, ich lehne ab.

SELIM
Ich werde sie, Euch zum Trotze, haben.

GERONIO
Ihr werdet sie nicht haben!

SELIM
Ich weiß einen anderen Brauch.

GERONIO
Und der wäre?

SELIM
Sie zu entführen.
Und statt zu bezahlen
den Narren, der sich entgegenstellt,
ihn zu töten, um Zeit zu sparen.

GERONIO
Aber Ihr müßt fürchten
daß es, statt ihn zu töten,
geschehen könnte, daß Ihr
getötet auf der Strecke bleibt.

SELIM und GERONIO
Wir sehen uns andernorts.
Und dort wird es Messer geben,
und dort wird es Gewehre geben,
und Ihr werdet sehen, daß ich mich
durch Drohungen nicht einschüchtern lasse.
(Sie gehen nach verschiedenen Seiten hinaus.
Fiorilla tritt mit dem Chor ein.)


CHOR
Es gibt keine vollkommene Freude,
wenn nicht die Liebe sie schützt.
Die Liebe ist der Förderer
des Spaßes und des Vergnügens.

FIORILLA
Wenn der Zephir sich niedersenkt,
um eine Blüte zu besuchen,
wenn von der Lilie zur Rose
stets der Schmetterling schwebt,
sind der Zephir wie der Schmetterling
von der Macht der Liebe gerührt.

CHOR
Des Spaßes und der Freude
Schutzherrin ist die Liebe.

FIORILLA
Wenn die erste Dämmerung
des Frühlings lächelt,
wenn sich die ganze Natur
wieder wie früher schmückt,
ist es der Hauch des Glückes,
den die Liebe über die Erde breitet.

CHOR
Des Spaßes und der Freude
Schutzherrin ist die Liebe.

FIORILLA
Diese unverschämte Türkin!
Sie wagt es, Fiorilla den Geliebten streitig zu machen!
Ich weiß genau, wie ich mich an ihr räche:
ich will, daß sie zugegen ist
bei meinem Sieg. Um jeden Preis
werde ich den Stolz jenes Luders brechen.
Sie kann ihren Türken haben,
da ich ihn nicht mehr will.
Ich habe sie in dieses Gasthaus bestellt
in Selims Namen: laß sie kommen,
und wir werden schon sehen, wen von uns
er erwählt.
(Zaida kommt herein.)

ZAIDA
Verzeiht... ich irrte...

FIORILLA
Kommt herein, kommt nur herein:
ich habe Euch eingeladen.

ZAIDA
(tritt ganz ins Zimmer)
Ihr!

FIORILLA
Ja; in wenigen Augenblicken
werdet Ihr Selim hier sehen.
ich will nicht, daß Eure Abwesenheit
irgendwelchen Vorteil
in Bezug auf sein Herz verschafft.
Nun können wir uns in Frieden um ihn
streiten: Er wird zwischen uns wählen,
wer ihm am meisten gefällt.

ZAIDA
Nutzlos ist die Wahl,
wo die Pflicht spricht
und die Liebe.

FIORILLA
Alles, alles, das weiß man ja,
gibt der Liebe nach.
Da ist schon Selim.
(Selim tritt ein.)

SELIM
Euch endlich allein zu finden,
so hoffte ich, schöne Fiorilla,
doch Ihr könnt nicht einen Augenblick
lang allein bleiben.

FIORILLA
Ihr werdet zufriedener sein,
wenn ihr alle Eingeladenen
betrachtet habt.

SELIM
Zaida!

ZAIDA
Ungetreuer!

SELIM
Aber... wie... in diesem Gasthaus...
Was bedeutet das?

FIORILLA
Sie ehrt dieses Wirtshaus
durch ihre Gegenwart,
um zu sehen, ob Ihr mich
oder sie bevorzugt.
Entscheidet.

ZAIDA
Redet.

SELIM
Ihr bringt mich in einen großen Zwiespalt.

ZAIDA
Verräter! Ach, ich verstehe!
Ich kam hierher, um Zeugin
meiner eigenen Schmach zu werden.

SELIM
Ah, nein!
(Zaida geht hinaus.)

FIORILLA
So geht doch mit ihr fort!

SELIM
Lebt wohl...
(Sie läßt mich gehen!)

FIORILLA
(Er geht tatsächlich!)

SELIM
(Hier braucht es Diplomatie.)

FIORILLA
(Hier braucht es Kunst.)

SELIM
(als ob er zu sich selbst redete)
Glaubt nur den Frauen,
die sagen, sie liebten euch!
Wegen eines Nichts erzürnen sie sich,
drohen, euch zu verlassen.
Die Liebe einer Frau
ist ein Feuer, das stirbt,
kaum, daß es aufflammt.

FIORILLA
(als ob sie zu sich selbst redete)
Glaubt nur diesen Männern,
die ihr um euch habt!
Nach allen Frauen seufzen sie
und lieben keinen Tag lang.
Sie sind der Sommerwind,
den ihr nicht mehr wiederfindet,
wenn er einmal vorüber ist.

SELIM
Ungerecht ist es, sich zu beklagen,
wenn man ein treues Herz verstoßen hat.

FIORILLA
(ein wenig näher kommend)
Eine schöne Sache, sich davonzumachen,
um nicht zu sagen, daß man untreu ist.

SELIM
Ich bin es nicht.

FIORILLA
Zu Euch rede ich nicht.

SELIM
Wie?

FIORILLA
Nein.

SELIM
Es schien aber so.

FIORILLA
In Italien, das ist gewiß,
liebt man nicht auf diese Art.

SELIM
In der Türkei, das ist gewiß,
liebt man nicht auf diese Art.

FIORILLA und SELIM
(Doch wenn dieser Streit noch lange dauert,
wird er/sie wütend und geht.
Laß es uns im Ruhigen besprechen,
und dann wird er/sie sich beruhigen.)

SELIM
So kann ich nicht mehr hoffen!

FIORILLA
So bin ich verspottet!

SELIM
Eure Hand...
(will sie küssen)

FIORILLA
Ich kann nicht.

SELIM
Mein Engel, verzeihe mir!

FIORILLA
Ihr verdient es?

SELIM
Ich liebe Euch.

FIORILLA
Und Ihr werdet mich lieben?

SELIM
Immer.

SELIM und FIORILLA
Du liebst mich, ich sehe es,
ich traue und glaube dir;
doch sage es mir,
mein Leben, noch einmal.
Wenn ich untreu dir bin,
wenn ich jemals dich verlasse,
sei auf immer der Frieden
fremd meinem Herzen.

(Sie gehen hinaus. Don Geronio kommt, gefolgt vom
Dichter, schließlich Narciso beiseite.)


DICHTER
Haltet an!

GERONIO
Was gibt es?

DICHTER
Eine große Neuigkeit.

GERONIO
Erklärt.

DICHTER
Eine Entführung, mein Freund,
ist vorbereitet.

GERONIO
Was sagst du?
Ist es wahr, was ich höre?

NARCISO
(Fiorilla ist gegangen, und beide sind hier!
Was tun sie hier?
Lauschen wir ein wenig.)

DICHTER
Zu einem Fest soll Fiorilla
gehen; dort erwartet sie
maskiert Selim,
der sie zu überreden hofft,
mit ihm in die Türkei zu reisen.

NARCISO
(Was höre ich?)

GERONIO
Ich Unglücklicher! O meine Gattin!

DICHTER
Hört. Ich lief Zaida
alles zu erzählen:
auf die gleiche Weise gekleidet
wird sie zu dem Feste gehen;
so daß sie Fiorilla, mit der Maske
vor dem Gesicht, genau gleicht.
Und Ihr müßt wie ein Türke dorthin gehen.

GERONIO
Und dann?

DICHTER
Dann könnt Ihr
die getäuschte Fiorilla...

GERONIO
Ich habe verstanden... gehen wir...
laßt uns keine Zeit mehr verlieren.

DICHTER
Ah, fürchtet nicht. Als Letzter
wird Selim erscheinen:
viele von unseren Freunden,
die ihn beschäftigen werden,
wird er auf seinem Weg finden.
Geht unterdessen und bereitet
Eure Maske und Euer Gewand.

GERONIO
Ich eile.
(Er geht hinaus.)

DICHTER
(Das Drama ist schon fertig.)

Zweite Szene

Ein festlich beleuchteter Ballsaal
Maskierte, Tänzerinnen, Tänzer.
(Fiorilla tritt ein.)


FIORILLA
Und Selim ist nicht zu sehen!
Unter all diesen Leuten
kann ich ihn noch nicht finden...
Wo mag er sein?
(Narciso tritt herein.)

NARCISO
(Das ist Fiorilla.)

FIORILLA
Oh, endlich, da ist er ja.
Selim

NARCISO
Fiorilla...

FIORILLA
So lange ließet
Ihr mich warten?

NARCISO
Verzeiht...

FIORILLA
reicht mir den Arm
und flaniert mit mir.
(Sie verlieren sich in der Menge.
Zaida tritt herein, gefolgt von Selim.)


SELIM
Meine teure Fiorilla,
warum schweigt Ihr?
Seid Ihr vielleicht ärgerlich,
weil ich ein wenig spät kam?
Um mich herum fand ich
tausend Maskierte...

ZAIDA
Ihr hättet Euch schließlich
ein wenig schneller befreien können.

SELIM
Nun bitte, Verzeihung...
Fiorilla...

ZAIDA
(Ah, Verräter!
Ich rase vor Wut!)

SELIM
Nehmt meinen Arm
und laßt uns ein wenig flanieren.
(Auch sie verlieren sich in der Menge.)

GERONIO
Da bin ich. Es ist das erste Mal,
daß ich maskiert mich
auf einem Fest befinde.
Armer Don Geronio!
Verflucht sei die Liebe und auch die Ehe!
(Fiorilla kommt mit Narciso zurück.)

Doch was sehe ich!
Fiorilla ist schon da,
und ist schon mit Selim zusammen.
(Von der anderen Seite kommen Zaida und Selim.)
Doch... wie? Noch einen Selim
erblicke ich, und auch jene
scheint mir Fiorilla zu sein...
Was ist das für ein Durcheinander?
Welche von ihnen mag meine Frau sein?
Oh, seht doch dies Mißgeschick!
Ich kenne meine Frau nicht mehr!
Gleiche Türken, gleiche Kleider,
alles gleich... was soll ich tun?

NARCISO
Nein, ohne Euch kann ich nicht
von hier fortgehen, meine Fiorilla.

ZAIDA
Doch ich kann nicht verstehen,
was mein Schicksal sein wird.

GERONIO
Ich kenne meine Frau nicht mehr,
wie kläre ich es, was soll ich tun?

SELIM
Ach, folgt mir in die Türkei.
Dort mache ich Euch zu meiner Gattin.

FIORILLA
Mein Herz will mich hinreißen,
doch ich kann mich nicht entscheiden.

GERONIO
Ich kenne meine Frau nicht mehr, usw.

SELIM
(Ach, mitleidvolle Liebe,
hilf den guten Wünschen meines Herzens.)
Ah! Wenn ich dir lieb bin,
kann ich an kein anderes Glück denken.

NARCISO
(Ach, mitleidvolle Liebe,
hilf meinem unschuldigen Betrug.)
Ah! Wenn ich dir lieb bin,
kann ich an kein anderes Glück denken.

FIORILLA und ZAIDA
(Ach, mitleidvolle Liebe,
besänftige alle Gefühle in meinem Herzen.)
Ah! Wenn ich dir lieb bin,
kann ich an kein anderes Glück denken.

GERONIO
Ich bin wirklich ein schöner Gatte;
ich finde nicht heraus, wer von den beiden
meine Frau sein mag;
soll ich sprechen, ja oder nein?

SELIM und NARCISO
So folget mir.

GERONIO
Ich stehe wie versteinert.

FIORILLA und ZAIDA
Nun wohl, ich bin die deine.

GERONIO
Ich werde blind.

SELIM, NARCISO, FIORILLA, ZAIDA
Wir wollen gehen.

GERONIO
Sie gehen!
Halt! Stehenbleiben...

SELIM
Was verlangt er?
Was wünscht er?

ZAIDA
Überlaßt ihn doch seinen eigenen Geschäften.

NARCISO
Das ist Geronio: kommt rasch.

FIORILLA
Ha, ha, ich habe verstanden; das ist mein Gatte.

GERONIO
Ihr werdet hier bleiben und nicht gehen;
ich will meine Frau, und sie ist hier.

FIORILLA und ZAIDA
Seine Frau ist hier?

SELIM, NARCISO, FIORILLA, ZAIDA
Er wird verrückt!

GERONIO
Ich will meine Frau,
und sie ist hier.

CHOR
Welch ein Aufruhr!

ALLE
An anderem Ort
werdet Ihr sie finden.

GERONIO
Halt! Niemand
geht fort von hier!

SELIM, NARCISO, FIORILLA, ZAIDA
Dieser verfluchte Alte
könnte uns verdächtig erscheinen lassen;
leise, leise machen wir uns davon,
bevor es einen Kampf gibt.

GERONIO
Ah! Verfluchter Türke!
Ich bebe vor Wut und vor Ärger;
doch hört mich an, ihr Herren,
doch laßt mich reden.

CHOR
Leise, leise geht hinaus;
bleibt nicht hier und beleidigt uns.
(Die beiden Paare versuchen hinauszuschleichen, doch Don Geronio,
der außer sich ist, stellt sich vor sie, um sie aufzuhalten.)


SELIM, NARCISO, FIORILLA, ZAIDA
Er ist verrückt... hört ihr ihn?
(Es wäre gut für uns, zu entwischen.)
Ah! Haltet ein... hindert ihn...
(Mein Engel, zweifle nicht.)
Die ist es nicht und auch nicht die...
Ihr täuscht Euch: Es ist Euer Kopf,
der Euch vormacht, sie sei unter ihnen.

GERONIO
Ich bin nicht verrückt! Doch hört...
Ihr wollt mich umbringen...
Ich will meine Frau, versteht mich gut...
Laßt mich reden...
Es mag diese sein, es mag jene sein...
Diese, jene... Mein Kopf
kann nicht zwischen ihnen unterscheiden.

CHOR
Ihr seid verrückt... doch hört...
man kommt nicht, uns zu stören...
Ihr irrt Euch: Es ist Euer Kopf,
der Euch vormacht, sie sei unter ihnen.
(Selim und Zaida gehen nach der einen Seite hinaus,
Narciso und Fiorilla nach der anderen. Dann geht der
Chor ab und läßt Don Geronio allein zurück.)


Dritte Szene

Strand wie im ersten Akt.
Im Hintergrund sieht man die türkischen Seeleute,
welche die Abfahrt vorbereiten.

(Fiorilla kommt, dann Don Geronio mit dem Dichter.)

FIORILLA
Ja, ich muß fortgehen:
ich habe nicht den Mut, mich ihm zu zeigen.
Schwer ist mein Unrecht,
dieser Strand nahe des Hafens
ist abgelegen und immer voller Schiffe;
sie kommen und gehen
zwischen Neapel und Sorrent...
Und da... das ist Selims Schiff.
Wärst du doch niemals an diesem Strand
gelandet, verhängnisvolles Schiff!

DICHTER
Schaut sie an; sie seufzt.

GERONIO
Sie ist von Reue erfüllt,
sie bereut wirklich.

DICHTER
Habe ich es Euch nicht gesagt?
Warum seid ihr unentschlossen?
Vortretet!

FIORILLA
Geronio! warum ist er hier?
Es scheint, als komme er näher.

GERONIO
Armes Fiorellinchen!

FIORILLA
Er sieht mich an und nähert sich.

DICHTER
Sie hat Euch gesehen
und betrachtet Euch.

FIORILLA
(Wer weiß, vielleicht spricht für mich
seine frühere Liebe zu mir.)
Ich bin der Weinstock, der auf dem Felde verwelkt,
weil ihm die Fürsorge des Teuren fehlt.

GERONIO
Ich war die Ulme, der ihr Weinstock geraubt wurde,
und verlassen stand sie da.

DICHTER
Der gutherzige Züchter bin ich,
der von neuem die beiden vereinigen kann.

FIORILLA, GERONIO, DICHTER
(Winde dich um mich herum/Windet euch um euch herum,
schau mich an und seufze/schaut euch an und seufzt.)
Laßt uns voranschreiten/voranschreitet,
besänftigt scheint sie mir/beruhigt scheint er mir.

GERONIO
Liebster Weinstock...

FIORILLA
Geliebte Ulme...

DICHTER
Was für eine schöne Allegorie!

GERONIO
An meine Tränke...

FIORILLA
In meinen Schatten...
Kannst du zurückkehren.

DICHTER
Das Finale kann nicht fehlschlagen.

FIORILLA, GERONIO
Ja, kehre in diese Arme zurück.

FIORILLA
Liebste Ulme, zum Ergrünen.

GERONIO
Geliebter Weinstock, zum Ergrünen.

DICHTER
Bravo, ja, es mag euch wohl bekommen!
Nichts fehlt mehr an dem Drama.
(Selim, Zaida, Zigeuner, Zigeunerinnen und
schließlich Narciso treten auf.)


CHOR
Möge der Himmel euch milde lächeln,
ruhig seien für euch die Winde,

und euch zufrieden geleiten,
um eurer Heimat Luft wieder zu atmen.

SELIM
Teures Italien, ich verlasse dich,
doch auf immer werde ich dich im Herzen tragen.
Daß ich durch dich glücklich bin,
daran will ich mich jeden Tag erinnern.

ZAIDA
Fiorilla kommt. Schon hat
Don Geronio Frieden mit ihr geschlossen.

DICHTER
Da ist der Türke... ich möchte nicht...
Dieses Zusammentreffen mißfällt mir.

FIORILLA (leise zu Don Geronio)
Ich kann ihn nicht mehr sehen...

GERONIO (leise zu Fiorillo)
Nur ein höflicher Gruß...
Dann könne wir sie hier zurücklassen.

SELIM
Vergebt uns unsere Fehler.

ZAIDA, GERONIO, FIORILLA
Sie sind schon vergeben.

NARCISO
Gestattet mir, Herrschaften,
daß auch ich um Vergebung bitte!
Ach, die Lektion, die Ihr mir gegeben habt,
wird mich wohl zurechtrücken.

DICHTER
Die Handlung ist zu Ende.
Mein Drama hat einen glücklichen Ausgang.
Und zufrieden, wie ich es bin,
wird vielleicht auch das Publikum sein.

ALLE
Bleibt zufrieden:
lebet glücklich,
und lehrt alle Leute,
daß leicht der Fehler ist,
wenn aus ihm die Liebe
um so schöner sich erhebt.
(Selim und Zaida gehen zum Strand hinunter, um sich
einzuschiffen, während die anderen grüßen. Indessen fällt der Vorhang.)


ENDE
 
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