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Rigoletto” by Giuseppe Verdi libretto (German)

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Contents: Personen; Erster Akt; Zweiter Akt; Dritter Akt
ZWEITER AKT

Ein Saal im herzoglichen Palast.
(Zwei Seitentüren, im Hintergrund eine große
geschlossene Tür, zu deren Seiten lebensgroße
Portraits, links das des Herzogs, rechts das der
Herzogin. Ein Sessel vor einem Tischchen, bedeckt mit
einer Samtdecke, und anderes Mobiliar.)


HERZOG (erregt auftretend)
Sie wurde mir entrissen!
Und wann, o Gott? In einem Augenblick,
Eh’ eine bange Ahnung nach ihrem Hause
Mit hastigem Schritt mich lenkte!

Die Türe offen, das ganze Haus verödet!
Und wo mag jetzt der holde Engel weilen?
Sie, die zuerst in diesem kalten Herzen
Die reine Flamme treuer Liebe entzündet!
Der es gelang, mit ihren keuschen Blicken
Meiner Sehnsucht Blicke zu unterdrücken.
Sie wurde mir geraubt, wer konnt’ es wagen?
Doch schwere Strafe soll die Tat mir sühnen.
Dies heischt, Geliebte, dein Schmerz!
Ich seh’ die heißen Zähren
Auf deinen holden Wangen,
Seh dich in Frevlerhänden
Vor Angst und Schrecken bangen,
Und höre zum Geliebten
Dich laut um Hilfe schreien.
Er war dir allzu ferne,
Um treu dir beizustehen.
Er, der sein Dasein gäbe,
Um glücklich dich zu sehen,
Er, der des Himmels Seligkeit
Dir möchte gern verleihen.
Er, der des Himmels, usw.
(Marullo, Ceprano, Borsa und andere Höflinge treten
ein.)

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Frohe Kunde!

HERZOG
Was ist’s?

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Die Schöne
Rigolettos ward heut’ entführt!

HERZOG
Wirklich? Und wo?

ALLE
Aus dem Hause.

HERZOG
Wieso! Redet! Wie geschah’s?

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
In eine düstern, entlegenen Straße,
Wo wir zur Nachtzeit vorübergehen,
Sahn wir ein Mädchen auf der Terrasse,
Ein Engelsbild, entzückend schön!
Es war sein Liebchen, wer sollt es glauben,
Die, kaum gesehen, vor uns entschwand.
Und wir beschlossen, sie ihm zu rauben,
Als jetzt der Narr selbst vor uns stand.
Schnell ward das Märchen für ihn erfunden,
Dem Grafen würde hier der Streich gespielt,
Die Augen wurden ihm verbunden,
So daß er selbst uns die Leiter hielt.
Die Augen wurden, usw.
Nicht schwierig war, was wir begannen,
Denn die Entführung war bald geschehn.

HERZOG (beiseite)
Himmel!

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Sie schrie und weinte...
Der Narr blieb fluchend dort stehn.

HERZOG (beiseite)
Sie ist es, die Heißgeliebte!

(laut)
Doch wohin brachtet ihr sie?

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Nach dem Palaste flohn wir mit ihr.

HERZOG (beiseite)
(So nah ist mein Himmel mir!)
(Er eilt aus dem Saal. Rigoletto, scheinbar lustig, tritt
ein.)

MARULLO
Ach, armer Rigoletto.

RIGOLETTO
La ra, la ra, la ra, etc.

CHOR
Er kommt, seid stille!

RIGOLETTO
La ra, la ra, la ra, etc.

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Guten Tag, Freund Rigoletto!

RIGOLETTO (beiseite)
Hier find’ ich diese Schurken.

CEPRANO
Was gibt’s Neues, du Narr?

RIGOLETTO
Was gibt’s Neues, du Narr?
Daß Ihr heut’ läppischer noch seid,
Als gewöhnlich!

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Ha, ha, ha!

RIGOLETTO
La ra, la ra, la ra, etc.
(nach allen Seiten hin forschend; beiseite)
Wo mag die Arme schmachten?

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR (beiseite)
Sein Frohsinn ist Verstellung!

RIGOLETTO
La ra, la ra, la ra, etc.

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
Ja! Sein Frohsinn ist Verstellung!

RIGOLETTO (zu Marullo)
O, wie freu’ ich mich,
Daß die Luft des Abends
Euch nicht den Schnupfen brachte!

MARULLO
Welches Abends?

RIGOLETTO
O, es war ergötzlich!

MARULLO
Daß ich gut geschlafen!

RIGOLETTO
Du hast geschlafen? Nun, so hab’ ich geträumt!
La ra, la ra, la ra, etc.
(Indem er trällernd schlendert, ergreift er das
Taschentuch auf dem Tisch und betrachtet das
Monogramm.)

CHOR (beiseite)
Seht, seht, wie er alles mustert!

RIGOLETTO
(er wirft es wieder hin; beiseite)
’s ist nicht das ihre!
(laut)
Ist der Herzog schon wach?

ALLE
Nein, nein! Er schläft noch!
(Eine Page der Herzogin tritt ein.)

PAGE
Den Gemahl will die Herzogin sprechen.

CEPRANO
Er schläft noch.

PAGE
Hier bei Euch war er soeben.

BORSA
Er ging jagen!

PAGE
Ohne Pagen und Waffen?

ALLE
Willst oder kannst du’s nicht verstehen?
Er kann jetzt niemand sehen!

RIGOLETTO
(der das Gespräch verfolgt hat, springt auf und bricht
donnernd los)
Ha, so ist sie hier? Sie ist beim Fürsten?

ALLE
Wer?

RIGOLETTO
Das Mädchen, das Ihr frevelnd
Mir heute nacht geraubet!
Doch bald werd’ ich sie finden!
Sie ist hier.)

ALLE
Ist dein Liebchen verschwunden,
Suche sie woanders.

RIGOLETTO
Ich will meine Tochter!

ALLE
Seine Tochter?

RIGOLETTO
Ja, meine Tochter! An diesem Siege –
Wie! – kann Euer Herz sich laben?
Sie ist da! Gebt sie mir! Ich will sie sehen.
(Er eilt zur Tür; die Hofherren treten ihm in den Weg.)

Feile Sklaven, Ihr habt sie verhandelt!
Sagt, was wurde als Preis Euch gegeben?
Um die Schätze der Hölle zu heben,
Setzet selbst Eure Seele Ihr ein.
Gebt sie wieder! Zwar bin ich ohne Waffen,
Doch mein Arm soll den Sieg mir erbeuten.
Für die Ehre der Tochter zu streiten,
Wird Verzweiflung die Kraft mir verleihen!
Öffnet schleunigst jene Türe, feige Mörder!
(Er stürzt nochmals gegen die Tür. Die Hofherren
machen sie ihm wie vorher wiederholt streitig.
Rigoletto, nachdem er verzweifelt mit ihnen gerungen,
wankt und bricht zusammen.)
Öffnet schleunigst, feige Mörder, jene Türe,
Ach! Ihr alle gegen einen! O Schande!
Ihr alle gegen einen!
(weinend)
Ach! – Ja, ich weine! Marullo, o höre!
Du allein bist nicht taub für die Ehre.
Sage mir, sag’, wo ist sie verborgen?
Marullo, o höre, sage mir, wo ist sie verborgen?
Nicht wahr? Im Palaste? Weh’ mir!
Nicht wahr? Im Palaste? Nicht wahr?
Keine Antwort! O, weh, mir!
O, Ihr Edlen! Verzeihung, Erbarmen!
Laßt den Vater die Tochter umarmen!
Gebt mein Kind, gebt mein Alles mir wieder,
Und der Himmel – segne Euch dafür!
O, Ihr Edlen! Verzeihung, Erbarmen, usw.
(Gilda tritt aus dem Gemach; sie eilt Rigoletto an die
Brust.)

GILDA
Mein Vater!

RIGOLETTO
Gott! Meine Tochter!
Ihr Herren! Nur sie blieb allein mir
Von all’ den Meinen!
Fürchte nun nichts mehr! O, meine Tochter!
(zum Höflingen)
Nur ein Scherz war’s!
Ihr saht mich weinen –jetzt lach’ ich!
(zu Gilda)
Doch du, warum weinst du?

GILDA
Mein Vater! Ach – die Schande –

RIGOLETTO
Himmel, was sagst du?

GILDA
Laß mich vor dir allein erröten!

RIGOLETTO (zum Höflingen)
Entfernt Euch von hier! Ihr alle!
Wenn Euer Fürst dieser Tür sich naht,
Laßt ihn nicht den Eintritt wagen, sagt ihm, ich sei hier.

BORSA, MARULLO, CEPRANO, CHOR
(untereinander)
Um mit Narren umzugehen,
Ist Verstellung öfter gut.
Kommt, doch laßt uns erspähen,
Was er sinnet, was er tut!
(Sie treten ab.)

RIGOLETTO
Rede, wir sind allein!

GILDA (beiseite)
Gott gib mir Kraft und Mut!
(zu Rigoletto)
Wenn ich an Festestagen
Betend im Tempel kniete,
Sah ich dort einen Jüngling
In frischer Jugendblüte.
Zwar unsere Lippen schwiegen,
Doch deutlich sprach der Blick!
Gestern zur Abendstunde
Sah ich ihn vor mir stehen –
Er schien Student und dürftig –
Und er begann zu flehen und schwur,
In meinem Herzen
Fänd’ er sein ganzes Glück!
Er ging, ach, und süße Hoffnung
Fühlt’ ich in mir erwachen,
Als eine Schar von Räubern,
Verlarvt, die Tür erbrachen,
Und rasch unter bitterem Spott und Hohn
Hierher mit mir entflohen!

RIGOLETTO (beiseite)
Gott, nur für mich erfleht’ ich
Von dir ein schimpflich Leben,
Und sie in reinerem Glanze
Hoch über mich zu heben.
Ach, stets wird ja beim Hochgericht
Der Altar auch gefunden,
Doch alles ist nun verschwunden,
Vernichtet ist der Altar.
(beiseite)
Mildre der Seele bittern Schmerz, meine Tochter...

GILDA
Vater!

RIGOLETTO
...O weine an meinem Busen.

GILDA
Vater! Deines Trostes Worte
Sind Balsam für mein Herz!

RIGOLETTO
Mildre der Seele bittern Schmerz, meine Tochter, usw.
Hab’ ich vollbracht, was noch muß geschehen,
Dann soll man uns nicht länger hier sehen!

GILDA
Ja.

RIGOLETTO (beiseite)
Ein einziger Tag reicht dazu hin!
(Graf Monterone, dem ein Diener vorangeht, überquert
den Saal von rechts. Er ist von Hellebardieren
begleitet.)

OFFIZIER
Schließt auf! In den Kerker bringen wir ihn!

MONTERONE
(vor dem Bildnis des Herzogs stehenbleibend)
Da ich nun umsonst meinen Fluch dir gegeben
Und Blitz und Schwerter
Verschonten dein Leben,
So blüh’ dir auch ferner noch Glück!
(Er geht ab, flankiert von den Wachen.)

RIGOLETTO
Du irrst, guter Alter, gerächt wirst du sein.
(Er wendet sich zum Bildnis des Herzogs)
Ha! Bald schlägt sie, die blutige Stunde;
Nein, nichts soll vor der Rache dich schützen!
Sei du auch mit der Hölle im Bunde,
Keine Macht wird vom Tod dich befreien!
Gleich des Himmels verheerenden Blitzen
Bricht auf dich das Verderben herein!

GILDA
Ach! Ich sehe vor Freude dich beben!
Dieser Jubel erfüllt mich mit Grauen!

RIGOLETTO
Rache!

GILDA
O, verzeih’! – Wenn wir vergeben,
Wird auch einst uns der Himmel verzeihen.

RIGOLETTO
Rache!

GILDA
O, verzeih’...

RIGOLETTO
Nein!

GILDA (beiseite)
Er belohnte mit Schmach mein Vertrauen,
Und doch denk’ ich in Liebe noch sein.

RIGOLETTO
Gleich des Himmels, usw.

GILDA
O, verzeih’...
(Sie gehen.)

 
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